Figuren im Flüchtlingsboot

St Ingbert · In neun katholischen und protestantischen Kirchen in St. Ingbert gab es auf dem „Krippenweg“ wieder die unterschiedlichsten Darstellungen der Weihnachtsgeschichte zu entdecken. Mal im historischen Gewand, mal brandaktuell. Besonders eindrücklich: eine Flucht-Szene in der Christuskirche.

 Die „Fluchtszene“ der aktualisierten Weihnachtskrippe in der Christuskirche in der Wolfshohlstraße. Fotos: Cornelia Jung

Die „Fluchtszene“ der aktualisierten Weihnachtskrippe in der Christuskirche in der Wolfshohlstraße. Fotos: Cornelia Jung

 Tobias (14), Gabriel (3) und Raphael (10) Verhülsdonk sowie ihr Freund Antony Hartz (9, von links) unterwegs auf dem St. Ingberter Krippenweg. Hier in der Christuskirche bei der Beantwortung der Fragen aus der „Krippenwegsaktion für Kinder“.

Tobias (14), Gabriel (3) und Raphael (10) Verhülsdonk sowie ihr Freund Antony Hartz (9, von links) unterwegs auf dem St. Ingberter Krippenweg. Hier in der Christuskirche bei der Beantwortung der Fragen aus der „Krippenwegsaktion für Kinder“.

Auch 2016 konnten sich die St. Ingberter in ihrer Pfarrei, die mittlerweile "Heiliger Ingobertus" heißt, und den protestantischen Gemeinden wieder auf den Krippenweg machen. Neun Kirchen öffneten am Samstag und Sonntag ihre Pforten oder Seiteneingaänge, um die großen und kleinen Besucher zu empfangen. Denn gerade für die Kinder wurde die Krippenwegsaktion neu aufgelegt, die sich in der Vergangenheit großer Beliebtheit erfreute.

Für die kleinen Krippenbesucher galt es, in den einzelnen Gotteshäusern Fragen zu beantworten und die "Laufzettel" mit Stempeln zu versehen, als Zeichen dafür, dass dem Jesuskind in seiner Krippe die Aufwartung gemacht wurde. Großeltern und Eltern nutzten an beiden Tagen die Gelegenheit, sich mit ihrem Nachwuchs auf diesen besonderen Weg zu machen. Nicht immer konnten alle Fragen auf Anhieb beantwortet werden. So rätselten in St. Konrad selbst die Erwachsenen, die sich für den Besuch der Sternsinger in die ausgelegten Listen eintrugen, wie denn nun das diesjährige Motto der Sternsinger lautet und für welches Land Spenden gesammelt werden.

Manchmal half ein Blick in den Pfarrbrief oder das Begleitheft zum Krippenweg, nicht immer nahmen sich die Kinder jedoch die Zeit dafür, trieben Oma oder Mama an, sich schnell wieder auf den Weg in die nächste Kirche zu machen, um ja alle Krippen sehen und alle gestellten Aufgaben lösen zu können. Denn für die richtige Beantwortung wurden von der Pfarrei Preise ausgelobt.

Später bemühten einige Kinder noch das Internet, wenn Antwortfelder leer geblieben waren. So unterschiedlich die Kirchen in ihren Stilen und ihrem Alter sind, so unterschiedlich präsentierten sich auch die Krippen.

Die Weihnachtsgeschichte kam mal in historischem Gewand daher, mit Kamelen und Figuren aus Terrakotta oder Holz, Schäfchen aus Hanf oder Wolle, manchmal modern und um aktuelle Szenen erweitert. So zeigte die Krippe in der Christuskirche eine Flucht-Szene, wie sie in den vergangenen Monaten wohl oft auf dem Mittelmeer zu sehen war. Ein Boot mit Krippenfiguren, die sich dicht drängen, außen ein gehäkelter Rettungsring.

In der schriftlichen "Geschichte der Weihnachtskrippe" dieser Kirche heißt es dazu: "Unsere Krippe wurde dem Zeitgeschehen angepasst. Eine Million Flüchtlinge in unserem Land, um die wir uns kümmern müssen. Unsere Devise muss sein: Mathäus 25,40: ,Was ihr getan habt einem meiner geringsten Brüder, das habt ihr mir getan.' Wir schaffen das."

Und so erzählt diese "weltumspannende" Krippe, wie sie eine Besucherin nannte, die in mehreren Bildern provenzalische Figuren, die Erdteile, die christlichen Konfessionen, Pilger auf dem Jakobsweg, Kinder, Hirten unserer Tage, die Könige und noch viele andere Hingucker, wie einen Blauhelm-Soldaten zeigt, nicht nur die Geschichte von Jesu Geburt, sondern spiegelt auch den Zeitgeist wider.

Manch eine Krippe zieht, wie die historische von Sebastian Osterrieder in St. Hildegard, jedes Jahr wieder die St. Ingberter in den Bann. Unterwegs auf dem Krippenweg, den einige per pedes, andere im Auto zurücklegten, begegnete man Besuchern, die einem schon in den anderen Kirchen über den Weg liefen. Man kam ins Gespräch, tauschte sich über Neuigkeiten aus, wies aber auch auf die Krippen hin, die man gesehen haben muss.

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