Feuriger Abend gegen den Regen

St Ingbert · Den Geschmack von Gulaschsuppe dürfte manch einer im Publikum im Mund gehabt haben, so intensiv wirkten am Sonntagabend die ungarischen Stücke in der St. Ingberter Stadthalle. Das Städtische Orchester spielte auf.

. Während es draußen zum Teil wie aus Kübeln schüttete, lud das Städtische Orchester am Sonntagabend in die Stadthalle zum Frühlingskonzert ein. Die beschwingte Musik ließ die Zuhörer im Saal den draußen gelassenen Regen schnell vergessen. Den musikalischen Schwerpunkt bildeten ungarische Melodien. "Ungarische Volksmusik, wie sie im 19. Jahrhundert auch von den Roma gespielt wurde, galt zu dieser Zeit als Zigeunermusik. Deren Bedeutung und Einfluss war so groß, dass ungarische Musik mit Zigeunermusik gleich gesetzt wurde", erläuterte Ulrike Hempelmann, Vorsitzende des Städtischen Orchesters, zu Beginn der Aufführung. Beim Spiel des Intermezzos aus der "Zigeunergeige", interpretiert von Michael Chelchenitzky an der Solo-Violine bekam man einen Eindruck davon. Mit Puszta, Gulaschsuppe, wilden Pferden, Wein und Plattensee verbindet man das osteuropäische Land. Oder eben mit feuriger Musik. In der Stadthalle waren es oft Klänge im Dreivierteltakt, die an Bälle, Kaffeehäuser oder einfach nur an den letzten Besuch in der Tanzschule denken ließen. Musik aus der Ouvertüre zum "Zigeunerbaron" von Johann Strauß, aus der Operette "Die Ungarische Hochzeit" von Nico Dostal oder der Ungarische Tanz Nr. 5 von Johannes Brahms ließen bei den Gästen des Konzerts Erinnerungen wach werden oder luden fast schon zum Mittanzen ein. Aber auch nicht so häufig gespielte oder geläufige Stücke wie "Melodie für Orchester" von Wal-Berg, das Zigeunerfest aus einer Ballettszene von Franz Lehár, "Ein Abend in Budapest" von Frank Stolzenwald und noch einige andere Ohrwürmer bildeten einen roten Faden in diesem schwungvollen, ungarisch angehauchten Frühlingskonzert. Während eine Besucherin im ersten Teil des Konzerts noch von "lauter unbekannten Dingern" sprach, die es zu hören gab, schien sie nach der Pause versöhnt. Spätestens bei der Zugabe merkten viele Gäste, dass das ausgewählte Programm dazu gemacht war, Sorgen zu vertreiben und die Zeit wie im Fluge vergehen zu lassen. Als Dirigent Norbert Feibel die Frage stellte, ob er den Applaus als Wunsch nach einer Zugabe deuten könne, lautetet die Antwort aus vielen Zuhörer-Kehlen "Aber natürlich." Feibel lud die Gäste ein, mit ihm zu "verreisen", und die über Jahre dem Orchester treu verbundenen Zuhörer schienen zu wissen, wohin diese Reise gehen sollte. "Dann lade ich Sie ein, fahren sie mit uns nach…..", so Feibel. "Varasdin", riefen die begeisterten Musikliebhaber im Saal, die scheinbar nur auf diesen Ausschnitt aus der Operette "Gräfin Mariza" von Emmerich Kálmán gewartet hatten. Und so kamen selbst diejenigen auf ihre Kosten, die am Anfang Vorhersehbares erwartet hatten und mit einigen "neuen" Noten und einigen Erfolgsgaranten im Ohr beseelt den Heimweg antraten.

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