Feldkreuz in Bebelsheim Buschmann‘s Gelöbnis aus dem Weltkrieg

Bebelsheim · Vor genau 100 Jahren wurde in Bebelsheim ein Feldkreuz errichtet. Die Heimatfreunde erinnern an die Beweggründe für die Stiftung.

 Dieses Wegekreuz am alten Pilgerweg bei Bebelsheim wurde vor genau 100 Jahren gesetzt.

Dieses Wegekreuz am alten Pilgerweg bei Bebelsheim wurde vor genau 100 Jahren gesetzt.

Foto: Arno Soffel

Eines der Grundziele des Vereins der Heimatfreunde Bebelsheim richtet sich auf die Erforschung der Dorfgeschichte und die Pflege der örtlichen Kreuz-Denkmäler. Insgesamt stehen heute in Bebelsheim noch 20 solcher Kreuze an den Wegen, die aus oder in oder durch das rund 700 Einwohner zählende Bliestal-Dorf führen, eine sehr stattliche Anzahl.

Im Jahre 1921 - vor genau 100 Jahren - wurde auch ein Feldkreuz am Wegeverlauf des Gräfinthaler Pilgerweges gesetzt. Der Bebelsheimer Willi Herter, der sich insbesondere in den 1970er und 1980er Jahren in der Erforschung der Geschichte des Dorfes engagierte, hatte damals auch die Setzungslegenden der Wegekreuze recherchiert. Dieses Erzählgut und seine Niederschriften hierzu hat er bei Gründung der Heimatfreunde (1991) dem Verein überlassen. „So können wir heute auf sehr gute Quellen, die Geschichten der Kreuze betreffend, zurückgreifen und konnten auf diese Weise auch den 6. Band der ‚Bebelsheimer Geschichte` diesem Thema widmen“, erzählt der 1. Vorsitzende der Heimatfreunde Herbert Hartz. Die Heimatfreunde haben die Nachforschungen von Willi Herter im Laufe der Jahre vertieft und weiter ergänzt.

20 Wegekreuze gibt es im Dorf - acht davon befinden sich am Gräfinthaler Pilgerweg. Am Wegeverlauf des alten Gräfinthaler Pilgerpfades, der von der Pfarrkirche St. Margaretha über die Brudermannstraße bis zur Anhöhe führt und sich von dort aus in den hinabschlängelnden Waldwegen bis nach Gräfinthal fortsetzt, befinden sich auf Bebelsheimer Gemarkung - also bis zum Brudermannskreuz (legendärer Ursprung des Klosters Gräfinthal) acht Feld- und Wegekreuze. Nimmt man den ehemaligen Weg, der noch um 1850 von Bebelsheim bis zur Klosteranlage Gräfinthal führte, so gelangt man durch ein kleines idyllisches Gässchen („Franze Gass“) im Unterdorf zur Bebauungsgrenze in der Brudermannstraße, und man kommt an zwei weiteren Kreuzen vorbei. Dabei sind die Kreuzdenkmäler, die sich einst dort befanden (weitere sechs an der Zahl) nicht miteingerechnet.

Der Vereinschronist der Heimatfreunde Bebelsheim, Arno Soffel, berichtet: „All diese Kreuze haben ihre eigene besondere Geschichte. Insbesondere am Feldweg von Bebelsheim nach Gräfinthal, der seit vielen Jahrhunderten regelmäßig auch von Pilgern begangen wird, finden sich die meisten der hiesigen Kreuzdenkmäler.“ Überwiegend handele es sich bei den Kreuzen um so genannte Dankeskreuze, die zum Beispiel als Dank für die Errettung aus Gefahr, für die Genesung von Krankheiten, für die glückliche Heimkehr aus dem Krieg, oder auch als Dank für die Abwendung von Seuchen errichtet wurden, gibt Soffel zu verstehen und ergänzt: „Meist sind es Votivkreuze - also Dankeskreuze, die aufgrund eines Versprechens, das in Tagen der Bedrängnis gegeben wurde, errichtet wurden.“ Nach Kriegsende wurden wieder viele Kreuze aufgestellt oder wieder hergerichtet, da sie zerstört waren. Manches Wegekreuz wurde von Familienangehörigen stellvertretend für einen Toten errichtet. Sie erfüllten damit ein Gelöbnis, das dieser zu seinen Lebzeiten abgelegt hatte.

Ein solcher Beweggrund war auch Anlass für die Setzung von „Buschmanns Kreuz“, das im Jahre 1921 aufgestellt wurde. Im Ersten Weltkrieg gelobte Leo Buschmann, ein Kreuz zu errichten, falls er dem Krieg unbeschadet entkommt. Allerdings fand er den Tod. Seine Verwandtschaft hatte er jedoch zuvor gebeten, sein Versprechen auch im Falle seines Todes einzulösen. So wurde das Kreuz im Jahre 1921 von Otto Buschmann und dessen Schwager Josef Langenbahn (von Beruf Steinhauer) errichtet. Das Kreuz wurde während der 1970iger und 1980iger Jahre mehrfach beschädigt. Obwohl man es immer wieder ausgebessert und renoviert hatte, lag es nach seiner letzten Zerstörung Anfang der 80er Jahre viele Jahre lang in neun Teilen zerborsten an seinem Standort. Der heutige Grundstückseigentümer Otto Simon hat das Kreuz im Jahre 1990 selbst restauriert und an seinem alten Standort am alten Gräfinthaler Pilgerweg wieder aufgestellt, wo es gut sichtbar von der heutigen etwa 50 Meter vorbeiführenden befestigen Straße zu sehen ist.

Die Schrift „Bebelsheimer Geschichte Band 6 - Die Feld- und Wegekreuze“, in der die Geschichten aller Bebelsheimer Wegekreuze nachzulesen ist, ist mittlerweile in der 4. (überarbeiteten) Auflage erschienen. Bestellung/Versand unter Tel. (06804) 99 40 80

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