Literaturforum St. Ingbert Weltenbauer, Werwölfe und Wandlungen

St. Ingbert · Fantasy-Autoren aus der Region waren zu Gast beim Literaturforum in der Stadtbücherei St. Ingbert und lasen aus ihren Werken.

 Fantasy-Autoren: (von links) Benjamin Spang, Tanja Karmann, Carolin Summer, Carsten Schmitt, Anja Hansen und Heike Knauber.

Fantasy-Autoren: (von links) Benjamin Spang, Tanja Karmann, Carolin Summer, Carsten Schmitt, Anja Hansen und Heike Knauber.

Foto: Jürgen Bost

(red) Auch ein Glücksmonster war mit von der Partie, als eine neue sechsköpfige Autorengruppe ein begeistertes Publikum in der St. Ingberter Stadtbücherei zu einer „Reise in fantastische Welten“ geleitete. Benjamin Spang, Tanja Karmann, Carolin Summer, Carsten Schmitt, Anja Hansen und Heike Knauber gestalteten einen spannenden Fantasyabend auf Einladung des St. Ingberter Literaturforums, dessen Sprecher Jürgen Bost zunächst in Geschichte und Typologie der so erfolgreichen Gattung einführte.

Mit Benjamin Spangs düsterem Roman „Blut gegen Blut“ tauchte man gleich in eine dunkle Anderswelt von Vampiren, Werwölfen und sich bekriegenden Menschenvölkern ein und konnte hautnah miterleben, wie Spangs selbstbewusste Protagonistin Katrina gemeinsam mit der Doppelmondagentin Helena zu einer keineswegs ungefährlichen Fahrt im Zeppelin abhob.

Auch mit Tanja Karmann wurde die Schwelle zu einer anderen Welt rasch überschritten. Sie stellte ihren neusten Roman „Der Mitternachtsladen – Verbundene Welten“ vor und konfrontierte die junge Lina an der Seite ihres Begleiters Brendan während ihrer Reise auf dem Fluss, für die Geschichten als Preis zu entrichten sind, unversehens mit geheimnisvollen Feenwesen und bärtigen Flussmännern.

Kontrastierend zu diesen eher ländlichen Sequenzen, entführte Carolin Summer ihrer Zuhörer in die Pariser Großstadtwelt und den Kampf gegen eine dort verbreitete magische Droge ein. Summers Reihe „Die WeltenWechslerAkten“, in der in fast zwei Jahrzehnten gesammelte Ideen und Szenen zu einer feinsinnig erzählten Story verwoben sind, zählt zur Urban Fantasy und spielt gekonnt mit Versatzstücken des Kriminalgenres.

Carsten Schmitt hingegen hat sich der Alternate History verschrieben und interessiert sich für die Wandelbarkeit scheinbar fixer historischer Abläufe und Zustände. In seiner Erzählung „Tadukeh“ nimmt er einen Leichenfund in der noch feudal geprägten und phantastisch verfremdeten Saargegend zum Anlass für eine Detektivgeschichte, in der Visionen und Wundermittel eine Schlüsselrolle einnehmen.

Heiter wirkte der von Anja Hansen vorgetragene Auszug aus ihrem Roman „With my Eyes“, in dem eine Welt voller Mystik und Romantik heraufbeschworen wird. Auch bei ihr führen Frauen das Heldenzepter. Hansens Heldin Elora, seit Geburt blind, versteht sich glänzend auf Geisterbeschwörungen und sieht eben doch mehr als manch einer aus der Gruppe der Sehenden.

Den Schlussakzent setzte Heike Knauber mit einer speziellen Spielart der Phantastik. In ihrem High-Fantasy-Debüt „Najaden – Das Siegel des Meeres“, erschienen 2018 bei Blanvlet aus der Verlagsgruppe Random House, verbindet sie erfolgreich Elemente aus der griechischen Sagenwelt mit der orientalischen Mythologie. Sie schildert den Kampf zweier grausamer Brüder, die den Untergang ihres Reichs zu verhindern versuchen, indem sie das geheimnisvolle Siegel des Meeres rauben.

In seinem Schlusswort betonte Carsten Schmitt, fantastische Literatur sei keineswegs nur Eskapismus, also eine Flucht vor der Realität, sondern Ausbruch, Erholung von der Welt da draußen. Er und seine Mitstreiter würden sich freuen, wenn ihr Auditorium die gewonnene Energie nutzen könnte, um auszubrechen aus dem Trott, in dem es scheint, als könne der Einzelne nichts ändern, weder an der eigenen Situation noch an der Welt um sich herum. Er schloss mit dem Satz: „Die Phantastik inspiriert uns, uns andere Welten zu denken und die Realität nicht als unveränderbar hinzunehmen.“

Zum Abschluss der Lesung kündigte der Sprecher des St. Ingberter Literaturforums, Jürgen Bost, die nächsten Veranstaltungen des St. Ingberter Literaturforums an: Die Nachholung der im August ausgefallenen Lesung mit Harald F. Gregorius „Danke, Olav! Einsichten und Begegnungen auf einem Pilgerweg in Norwegen“ (16. Oktober), die Begegnung mit Marcus Imbsweilers Roman „Achtundachtzig“ um den tragischen Flugzeugabsturz auf der Ramstein Airbase (30. Oktober), eine szenische Lesung zu Günter Grass in Kooperation mit der Katholischen Erwachsenenbildung (18. November) sowie in Zusammenarbeit mit der Deutsch-polnischen Gesellschaft Saar eine Lesung mit Martyna Bunda , die für ihren Roman „Das Glück der kalten Tage“ für den höchsten polnischen Literaturpreis nominiert wurde (27. November).

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