Weihnachtsoratorium Famose Überleitung in den zweiten Advent

St. Ingbert · Das Weihnachtsoratorium von Bach ist das wohl festlichste Werk zur Weihnachtszeit. In St. Ingbert wurde es jetzt in Perfektion aufgeführt.

 Das Benefizkonzert der Rotarier mit Bachs „Weihnachtsoratorium I-III“ in der Josefskirche wurde durch die „konzertierte Aktion“ aller Akteure zu einem Erfolg. Im Vordergrund Bariton Sebastian Geyer, Ensemblemitglied der Oper Frankfurt.

Das Benefizkonzert der Rotarier mit Bachs „Weihnachtsoratorium I-III“ in der Josefskirche wurde durch die „konzertierte Aktion“ aller Akteure zu einem Erfolg. Im Vordergrund Bariton Sebastian Geyer, Ensemblemitglied der Oper Frankfurt.

Foto: Cornelia Jung

Es wäre eine Untertreibung, das Benefizkonzert des Rotary-Clubs St. Ingbert am vergangenen Samstag in der Josefskirche nur als gelungen zu bezeichnen. Denn es war in jeder Hinsicht ein Erlebnis. Das Weihnachtsoratorium I-III in dieser Kirche mit diesen Musikern hören zu dürfen, war ein Privileg. Solch eine konzertierte „Hilfsaktion“ vom Chor Collegium Vocale Blieskastel, dem Dirigenten Christian von Blohn, den Musikern der Radiophilharmonie und den Solisten, die weistestgehend auf ihre Gage verzichteten, kam für die Orgel in der Alten Kirche gerade richtig.

Rund 45 000 Euro kostet es, die Orgel von 1874, das zweitgrößte von Schlimbach geschaffene Instrument und eines der wenigen erhaltenen des Orgelbaumeisters, die noch im Original existieren, wieder voll funktionstüchtig zu machen. Über die Jahre verschmutzte sie, der Schimmel setzte ihr zu und es müssen auch einige orgeldenkmalpflegerische Korrekturen vorgenommen werden. Einige Dinge konnten Dank vielfältiger Unterstützung, die die Kirchengemeinde von Bund, Land, von der Dr. Hans Feith und Dr. Elisabeth Feith-Stiftung und einigen anderen Aktionen erfuhr, schon gestemmt werden, doch eine Finanzierungslücke von rund 10 000 Euro blieb. „Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, diese fehlenden Mittel für die Restaurierung heute zusammenzubekommen“, so die Begrüßungsworte des amtierenden Rotary-Präsidenten Winfried Weinem vor dem Konzert. Ein hehres Unterfangen, das aber mit den knapp 900 Zuhörern erreicht wurde. Rotarier Thomas Duis, bis Juni Präsident des St. Ingberter Clubs, Professor an der Hochschule für Musik in Saarbrücken und acht Jahre deren Rektor, hat beste Kontakte in die „Musikszene“, so dass es keiner großen Überredung bedurfte, Sopranistin Ruth Ziesak, Altistin Sandra Stahlheber, Tenor Marc Dostert, Bariton Sebastian Geyer oder Trompeter Reinhold Friedrich als Solisten zu verpflichten.

„Wenn allein sie ihre Honorarforderungen in dem sonst üblichen Umfang durchgesetzt hätten, dann wäre das Konzert so nicht zustande gekommen“, sagte Duis. So kamen die St. Ingberter zu einem einzigartigen Hörgenuss, der sie in den großen, auch internationalen Kulturmetropolen, wo die Solisten des Konzerts durchweg „zu Hause“ sind, um einiges mehr als der Eintritt in St. Josef gekostet hätte. Der Eindruck, den diese eineinhalbstündige Weihnachtseinstimmung bei den Zuhörern hinterließ, lässt sich nicht in Geld beziffern. Es war eine famose Überleitung in den zweiten Advent und ein Ereignis, das die Zuhörer so schnell nicht vergessen werden. Viele von ihnen wären mit dem Weihnachtsoratorium IV bis VI auch noch in die Verlängerung gegangen. Dabei war der Auftritt nur die Krönung und der sichtbare Teil von viel Organisationsaufwand im Vorfeld. Zuerst hatten sich die Rotarier von der Idee einiger ihrer Mitglieder „anstecken“ lassen, der Engelbertskirche zu helfen, die der zentrale Punkt der Stadt, aber deren Instrument vernachlässigt worden sei. Bereits vor zwei Jahren überzeugten sich die Rotarier von deren Zustand und „wollten in unserem Rahmen etwas tun“, wie Duis sagte.

In Absprache mit Organist Christian von Blohn und Pfarrer Sturm besprach man sich über die Kosten und kam daraufhin im Club überein, dass der Restbetrag von 10 000 Euro das ist, „was wir erreichen können, wenn alles optimal läuft“. Da die St. Ingberter Rotarier neben den Partnerclubs in Saarbrücken St. Johann beziehungswesise Schloss alle drei Jahre mit der Ausrichtung eines vorweihnachtlichen Konzerts an der Reihe sind, bot es sich also 2017 an, die musikalische Hilfe für die Orgel in diesem Jahr anzugehen. An was alles gedacht werden musste, beschrieb Thoma Duis so: „Es musste sich um Mikro, Licht, die Podeste, die Probenzeiten, das Essen für die Künstler und darum, dass die Heizung zur rechten Zeit an ist, gekümmert werden. Weiterhin um das Gestalten und Drucken der Plakate und Programmhefte, die Öffentlichkeitsarbeit und die Häppchen für die Solisten.“ Und das war noch längst nicht alles. Doch das Ergebnis rechtfertigt den Aufwand. Musiker und Pfarrer nahmen das Anliegen der Rotarier sehr positiv auf. Pfarrer Sturm habe aktiv mitgeholfen, das Konzert zum Erfolg werden zu lassen. Duis kennt alle Solisten, aber auch für ihn war es eine Premiere, alle zusammen auf einer Bühne zu haben. „Ich fand sie in der Gruppe toll“, resümmierte Duis. Der „Kraftakt vieler“ habe sich musikalisch wie finanziell gelohnt: „Und wenn die Leute sagen, das war ein toller Abend, dann haben wir neben dem Benefizgedanken unser Ziel erreicht.“ Für den Chor und dessen Dirigenten war es ebenso eine Freude, dieses Stück aufführen zu dürfen. Denn „Bach ist für mich und viele Chormitglieder einfach ein Lebens-Sinn-stiftendes Element!“ wie Christian von Blohn sagte.

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