Familie funktioniert wie ein Team

St. Ingbert. Sabina Müller ist aus Leidenschaft Flugbegleiterin bei Lufthansa. "Mein Beruf ist meine Berufung", so die zweifache Mutter. Und so war von Anfang an klar, dass sie nach der Geburt der beiden Jungs von sechs und zehn Jahren weiter fliegen würde. Vorher wurde ihr Arbeitsplan Monat für Monat neu festgelegt

St. Ingbert. Sabina Müller ist aus Leidenschaft Flugbegleiterin bei Lufthansa. "Mein Beruf ist meine Berufung", so die zweifache Mutter. Und so war von Anfang an klar, dass sie nach der Geburt der beiden Jungs von sechs und zehn Jahren weiter fliegen würde. Vorher wurde ihr Arbeitsplan Monat für Monat neu festgelegt. Fünf bis acht Flüge pro Monat mit einer Abwesenheit von zu Hause zwischen einem und fünf Tagen. Diese Art von Leben ist jetzt nicht mehr vorstellbar. Das große Unternehmen Lufthansa kommt ihren Mitarbeitern sehr entgegen. Es gibt zahlreiche unterschiedliche Arbeitsmodelle, angefangen von Viertelstellen bis zu über 80 Prozent einer vollen Arbeitsstelle, je nach Bedarf auch flexibel wechselbar.Die Flugbegleiterin entschied sich für eine Teilzeitstelle: "Ich fliege 47 Prozent, das bedeutet beispielsweise fünf Tage Abwesenheit am Stück und den Rest des Monats frei". Wie organisiert sie mit den beiden quirligen Jungs den Haushalt? Eine kleine Gruppe aus der Familie, bestehend aus drei Mitgliedern, wird bei jedem Flug in einer festen Reihenfolge abgefragt und eingesetzt: "Mein Mann ist Pilot und hat ebenso unregelmäßige Dienste. Ist er zu Hause, übernimmt er Kinder und Haushalt. Wenn nicht, frage ich meine Tante. Und wenn diese nicht kann, können hoffentlich meine Schwiegereltern einspringen. Sonst wird es schwierig", erzählt die ambitionierte Frau.

Auch Antje Schmitt ist Flugbegleiterin bei Lufthansa und froh über die flexiblen Arbeitsmodelle ihres Arbeitgebers. "So konnte ich während der gesamten Zeit, auch als die Kinder klein waren, fliegen." Sie hatte das Glück, eine sehr flexible Kinderfrau zu finden, die immer dann, wenn sie unterwegs war, Kinder und Haushalt versorgte, bis am Abend der Vater heimkam und den Dienst übernahm.

Der Vater ist auch bei der Hasseler Familie Henrich die ausschlaggebende Person dafür, dass die Mutter trotz dreier Kinder zwei Tage in der Woche im Außendienst arbeiten kann: "Es geht nur im Team und wenn das alle wollen und beruflich machen können". Auch wenn die drei Jungs der Henrichs schon halb erwachsen sind, benötigen sie Betreuung, wenn auch anders als bei Kleinkindern: "Eine psychische Betreuung, die Ansprache, Begrenzungen, Regeln und deren Kontrollen sind im Jugendalter wichtig", meint das Paar. Das heiße, einer der Ehepartner muss daheim sein. Das gehe nur bei genauer Absprache, wer wann auf Fortbildungen oder Tagungen gehen kann und wer wann daheim ist. Einen Luxus, den sich die Familie gönnt: eine Putzhilfe, die zweimal pro Woche für drei Stunden hilft: "Ich gebe einen Teil meines Verdienstes gern hierfür aus", so die Ehefrau und Mutter. Vor sieben Jahren, als die Jungs noch klein waren, versuchte sie bereits den Einstieg in den Beruf. Damals gab sie nach eineinhalb Jahren entnervt wieder auf. Heute nimmt sich das Paar mit eigenen Interessen oft bewusst zurück und geht viele persönliche Kompromisse ein - etwa beim ehrenamtlichen Engagement. An den "Worst Case", dass die Kinder krank werden oder beide Partner einmal im Job unabkömmlich sind, möchte die Mutter gar nicht erst denken. < wird fortgesetzt

Hintergrund

Etwa 35 Prozent der Mütter waren in den 70er Jahren berufstätig. Nach einer Studie im Jahr 2009 arbeiteten bereits damals 72 Prozent dieser Mütter zwischen 25 und 49 Jahren mit mindestens einem Kind unter 25 Jahren. Die Zahlen sind weiter ansteigend. Möglich ist dies nur durch die ebenfalls ansteigende Anzahl der Krippenplätze für Kinder unter drei Jahren. Um Angebot und Nachfrage in etwa anzugleichen, gibt es für junge Familien ab August 2013 ein Anrecht auf einen Krippenplatz. Und das ist dringend notwendig. Denn: wie organisieren berufstätige Mütter Beruf und familiären Alltag? Und reicht es für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf Krippenplätze einzurichten?

Die Saarbrücker Zeitung sprach mit einigen Müttern und stellt verschiedene Systeme vor, die zeigen, wie schwierig es heute ist, alles zu vereinbaren und wie schnell ein aufwendig erbautes Kartenhaus in sich zusammenfallen kann. red

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