Corona-Hygiene schafft Probleme Falsch entsorgte Feuchttücher legen Pumpen lahm

St. Ingbert · Der St. Ingberter Abwasserbetrieb verzeichnet zunehmend Probleme in der Kanalisation.

 Feuchttücher verschlingen sich oft mit Essensresten, Wattestäbchen, Kondomen oder Haaren zu langen, festen Zöpfen.

Feuchttücher verschlingen sich oft mit Essensresten, Wattestäbchen, Kondomen oder Haaren zu langen, festen Zöpfen.

Foto: Markus Bastian

An ungenahmter Stelle sorgt das Corona-Virus für neue Probleme in St. Ingbert. Im Bestreben nach bestmöglicher Handhygiene werden derzeit offenbar besonders viele Feuchttücher benutzt. Die sorgen im St. Ingberter Kanalnetz jetzt zunehmend für Probleme. Die feuchten Tücher landen nach der Nutzung oftmals nicht im Hausmüll, sondern unachtsam in der Toilettenschüssel. Zusammen mit Essensresten, Wattestäbchen, Hygieneartikeln, Kondomen oder Haaren verschlingen sie sich zu langen, festen Zöpfen. „Ein echtes Problem für unsere Pumpen in der Kanalisation, die verstopfen und ihrer eigentlichen Aufgabe, das Abwasser abzuleiten, nicht mehr nachkommen können“, weiß Christian Fettig, Werkleiter des Abwasserbetriebes der Stadt St. Ingbert. Er und seine Mitarbeiter haben ein knapp 250 Kilometer langes Kanalnetz unter St. Ingberts Straßen im Auge, und diese Aufgabe ist wahrlich arbeitsintensiv.

Das Problem: Anders als herkömmliches Toilettenpapier aus Zellstoff lösen sich die meisten Kunstfasern von Feuchttüchern nicht im Wasser auf. Vielmehr noch: Gerade in feuchter Umgebung sollen sie den hohen Anforderungen ihrer Nutzer gerecht werden und besonders reiß-, wring- und wasserfest sein. Entsprechend werden sie selbst bei langen Verweildauern nahezu unverändert durch das Kanalsystem zu den Pumpstationen gespült. Fallen die Pumpen dann aus, müssen sie aufwendig ausgebaut und instand gesetzt werden. Dies stellt in diesen Corona-Zeiten ein massives Problem dar. Zusätzliche Instandhaltungs-, Kontroll- und bisweilen sogar Umbaumaßnahmen an den Pumpenanlagen sind die Folge, verbunden mit Kosten für neue Technik und erhöhtem Betriebsaufwand.

Umso wichtiger sei es, die Menschen zu sensibilisieren. „In die Toilette gehören ausschließlich Wasser, Toilettenpapier und menschliche Ausscheidungen“, sagt Kanalexperte Christian Fettig. Bei Feuchttüchern lohne sich auch ein Blick auf die Hinweise auf der Verpackung, die aber leider nicht immer ganz eindeutig sind. „Viele Verpackungen tragen ein eindeutiges Signet mit durchgestrichener Toilette. Andere geben Hinweise zur Spülbarkeit. Aber dass Tücher spülbar sind, bedeutet eben, dass sie sich nicht zersetzen“, mahnt Fettig.

Auf den Gebrauch von Feuchttüchern sollte soweit wie möglich verzichtet werden. Ansonsten gilt: Feuchttücher gehören in den Hausmüll. Das ist die beste Prävention. Nur so können die Abwasserkanäle und die Pumpwerke erheblich entlastet werden.

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