Exakt wie vor 100 Jahren

St Ingbert · Vor 100 Jahren trat Max Reger gemeinsam mit zwei Solisten zu einem Konzert in Saarbrücken an. Mit dem exakt gleichen Liederprogramm sorgten nun drei Schweizer Künstler für eine eindrucksvolle Wiederholung in St. Ingbert. Es war das erste Konzert von sechs, die der Förderverein für dieses Jahr plant.

 Die Schweizer Musiker Noëlle Grüebler, Raimund Wiederkehr und Muriel Schwarz (von links) gaben in der St. Ingberter Christuskirche gleichzeitig mit dem Neujahrs- ein Jubiläums- und ein Benefizkonzert. Foto: Cornelia Jung

Die Schweizer Musiker Noëlle Grüebler, Raimund Wiederkehr und Muriel Schwarz (von links) gaben in der St. Ingberter Christuskirche gleichzeitig mit dem Neujahrs- ein Jubiläums- und ein Benefizkonzert. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

Der "Förderverein für Kirchenmusik an der Martin-Luther-Kirche und an der Christuskirche in St. Ingbert " hat für das Jahr 2016 sechs Konzerte vorgesehen. Die Konzertreihe steht im Zeichen des 150-jährigen Bestehens der evangelischen Kantorei St. Ingbert als protestantischem Kirchenchor. Auch der Förderverein selbst, 1976 auf Initiative von Helmut Haag gegründet, trägt seit 40 Jahren dazu bei, die St. Ingberter Kulturlandschaft zu bereichern.

Als Neujahrskonzert fand das erste Konzert bereits am 3. Januar statt. Dabei führten drei Schweizer Musikerinnen und Musiker genau das gleiche Kammerkonzert- und Liederabendprogramm auf wie exakt 100 Jahre zuvor Max Reger mit zwei Solisten in Saarbrücken.

Was Mendelssohn für die Frühromantik, Brahms für die Hochromantik, das bedeutet Max Reger (1873-1916) musikalisch für die Spätromantik. Im Zeichen seines 100. Todesjahres steht das Passionskonzert der evangelischen Kantorei am 20. März in der Martin-Luther-Kirche unter der bewährten Leitung von Carina Brunk. Chor, Vokal- und Instrumentalsolisten interpretieren Werke von Max Reger und Felix Mendelssohn-Bartholdy .

Dem nächtlichen Frühsommer zugewandt ist ein Nocturne-Konzert, das am 1. Mai in der Christuskirche gegeben wird. Drei preisgekrönte Schweizer Musikerinnen und Musiker und eine koreanische Tänzerin führen zusammen eine romantische Serenade mit "bewegter" Musik von Chopin, Schubert, Brahms, Debussy, Fauré auf. Mittlerweile eine gute Tradition haben die Konzerte, die das Collegium Instrumentale Saarbrücken unter der Leitung von Helmut Haag im Rahmen unserer Konzertreihe, unter Einbeziehung eines Solisten oder einer Solistin aufführen. Diesmal gastieren sie am 26. Juni in der Christuskirche, mit der Violinistin Xiangzi Cao als Solistin, und führen neben Werken von Bazzini, Dvorák, Wolf-Ferrari die Serenata notturna von Mozart auf.

Auch Orgeln feiern Jubiläen. Die 25 Register umfassende Oberlinger-Orgel der Martin-Luther-Kirche wurde 1966, vor 50 Jahren, eingeweiht. Christian von Blohn spielt dazu am 2. Oktober ein Orgelkonzert in der Martin-Luther-Kirche. Dies erfolgt in ökumenischer Zusammenarbeit mit der Kirchenmusik in St. Hildegard und den üblicherweise dort stattfindenden Orgelmatineen.

Romantisches Gegenstück

Schlusspunkt des Jahres bildet die Aufführung des 1894 von Heinrich von Herzogenberg (1843-1900) im schweizerischen Heiden komponierten Kirchenoratoriums "Die Geburt Christi", einem romantischen Gegenstück zu Bachs Weihnachtsoratorium. Vier Vokalsolisten, zwei Organisten, Musiker der DRP Saarbrücken Kaiserslautern, die Daarler Kurrende (Kinderchor) und die Evangelische Kantorei St. Ingbert singen und musizieren am 4. Dezember in der Martin-Luther-Kirche unter der Leitung von Carina Brunk. Die Uraufführung des Werks fand am 16. Dezember 1894 in der Straßburger Thomaskirche statt. Die Kantoreikonzerte dieses Jahres stehen mit den Werken Max Regers und Heinrich von Herzogenbergs im Zeichen der so genannten Straßburger Liturgiereform Friedrich Spittas und Julius Smends, auch "ältere liturgische Bewegung" genannt. Erklärtes Ziel dieser Reform war es, Wort und Musik im Gottesdienst und im Kirchenkonzert in ihrer Abfolge sinnvoll aufeinander abzustimmen und zu einer stimmigen Einheit zu verschmelzen, dabei den Gemeindegesang zu stärken. So sehen sowohl Regers Choralkantate "O Haupt voll Blut und Wunden" als auch Herzogenbergs "Geburt Christi" die aktive Beteiligung der Zuhörerschaft bei bekannten Kirchenchorälen vor.

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