Ex-Ratskollegen unversöhnlich

St. Ingbert. Ohne Absender landete dieser Tage ein Brief in der St. Ingberter SZ-Redaktion. Im Kuvert ein Schreiben der UCD, also der CDU-Abspaltung "Unabhängige Christdemokraten", das sich an die alten Parteifreunde wendet. Warum der anonyme Übermittler jetzt auf diesen Brief aufmerksam machen wollte, der auf Oktober des vergangenen Jahres datiert ist, bleibt sein Geheimnis

St. Ingbert. Ohne Absender landete dieser Tage ein Brief in der St. Ingberter SZ-Redaktion. Im Kuvert ein Schreiben der UCD, also der CDU-Abspaltung "Unabhängige Christdemokraten", das sich an die alten Parteifreunde wendet. Warum der anonyme Übermittler jetzt auf diesen Brief aufmerksam machen wollte, der auf Oktober des vergangenen Jahres datiert ist, bleibt sein Geheimnis. Interessant ist er dennoch als Beleg zwischenzeitlicher Annäherungsversuche.Sowohl die St. Ingberter CDU als auch die SPD sind seit der OB-Wahl 2011 gespalten. Mit Blick auf die Kommunalwahl 2014 stellt sich die Frage, ob sich der klassische christ- oder sozialdemokratische Wähler dann entscheiden muss zwischen je zwei Wahlvorschlägen.

Keine Annäherung

Die UCD hält sich derzeit noch alle Optionen offen. Ihr Sprecher Markus Gestier, langjähriger Fraktionssprecher der CDU-Fraktion im Stadtrat, betont, er wolle auf alle Fälle kommunalpolitisch weitermachen. Einer Reunion steht er skeptisch gegenüber: "Beim jetzigen Zustand der CDU sehe ich keine Chance. Sie ist noch zu sehr im System Jung verhaftet. Wir stehen aber immer für Gespräche zur Verfügung." Das "System Jung" - ausführlich hatte die UCD in besagtem Brief erläutert, was Gestier 2011 dazu bewogen hatte, gegen den damals amtierenden Oberbürgermeister Georg Jung parteiintern anzutreten. Der Brief äußerte aber auch den Wunsch nach einem "Miteinander in der Partei". Er wurde im Vorfeld der Wahl einer neuen CDU-Stadtverbandsspitze verschickt. Pascal Rambaud hatte dabei im November Georg Jung an der Spitze des Stadtverbands abgelöst. UCD-Sprecher Gestier bezeichnet Rambaud als "Sprachrohr Jungs". Zwischen den beiden christdemokratischen Stadtratsfraktionen herrsche Stillstand. Und er stichelt: "Die CDU hat als Thema den Ingobertus, wir haben wichtigeres." Gestiers Fraktionskollege Rainer Hoffmann, ehrenamtlicher Bürgermeister der Stadt, sieht die "Meinungsführerschaft im Rat in vielen Punkten bei der UCD. Von der Altfraktion kommt nichts mehr". Enttäuscht ist Hoffmann darüber, dass er von den alten Kollegen, inklusive Minister Stephan Toscani, keine Rückmeldung bekommen habe zu seinem Wechsel. Die Chance auf eine Wiedervereinigung sieht auch er schwinden: "Der zeitliche Graben wächst."

Markus Hauck, Sprecher der Stadtrats-CDU, spricht von einem besseren Klima im Rat, aber die persönlichen Gräben seien nach wie vor tief. Er betont, dass sich die UCD beim Listenaufstellungsverfahren für die Kommunalwahl ja dem Votum der Basis stellen könne.

Sven Meier, Vorsitzender der Stadtverbands-SPD im Rat und Beigeordneter der Stadt, verweist ebenfalls auf das Verfahren der Listenaufstellung durch die Parteien. Dann werde die SPD bestimmen, welche Personen für sie in den Stadtrat wollen. Mit der Berrang-SPD gebe es den "üblichen Geschäftsverkehr".

Herdis Behmann sagt für die Berrang-SPD: "Wir haben uns bemüht, mit den Kreisverantwortlichen eine Lösung zu finden, aber es gibt noch kein Ergebnis." Die Mehrheit der Stadtverbands-SPD stehe bekanntermaßen auf Meiers Seite.

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