Evangelische Christen wählen ein neues Presbyterium

St Ingbert · Die Briefwahlunterlagen zu den Presbyteriumswahlen sind an alle St. Ingberter Protestanten verschickt. Am Sonntag geht es an die Wahlurnen. Die Pfarrer Alexander Beck und Fred Schneider-Mohr hoffen auf gute Resonanz.

 Die beiden Pfarrer Alexander Beck und Fred Schneider-Mohr warben in der Redaktion für hohe Beteiligung an den Wahlen. Foto: Jung

Die beiden Pfarrer Alexander Beck und Fred Schneider-Mohr warben in der Redaktion für hohe Beteiligung an den Wahlen. Foto: Jung

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So ein bisschen locken wollen die Seelsorger ihre Schäfchen schon: Wenn am Sonntag, dem ersten Advent, die evangelischen Christen der St. Ingberter Pfarreien ihre Presbyter wählen, erwartet sie mittags an vielen Wahlorten Kaffee und Kuchen, ganz umsonst. Wählen können sie auch jetzt schon: An alle sind Briefwahl-Unterlagen gegangen. Die Wahlen sind den Pfarrern wichtig, ist doch eine hohe Beteiligung ein stabiles Fundament für die Arbeit der Leitungsgremien der Gemeinden - und zugleich Ausdruck der Anerkennung. Deshalb sind die beiden Pfarrer Alexander Beck und Fred Schneider-Mohr gestern auch in die SZ-Lokalredaktion gekommen, um auf die Arbeit des Gremiums aufmerksam zu machen und für eine hohe Wahlbeteiligung zu werben.

Mitglied des Presbyteriums zu sein, bedeute Entscheidungen über die Belange der Gemeinde zu treffen, sagt Beck. Darin spiegelten sich die basisdemokratischen Strukturen der Protestanten wider. Das bedeute zugleich, eine verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen. Beck: "Das geht nicht nebenbei. Die Presbyter müssen die Entscheidungen nach innen und nach außen vertreten. Das ist nicht immer bequem." Um so froher sind die beiden Seelsorger, viele Kandidaten für die Wahlen gefunden zu haben. Schneider-Mohr erläutert, in der Christuskirchengemeinde gebe es eine Liste mit 18 Personen. Neun davon werden Presbyter. Die anderen bleiben als Nachrücker an Bord und haben das Recht, an Sitzungen teilzunehmen und mitzuentscheiden, wenn feste Gremiumsmitglieder verhindert sind.

Die Kandidaten sind im Durchschnitt um die 50 Jahre alt. Allerdings gibt es auch einige junge Gesichter. Schneider-Mohr sieht gerade die Mischung verschiedener Altersklassen als große Bereicherung. Erfahrungen ließen sich so an jüngere Generationen weitergeben. Während das Interesse an dieser aktiven Mitarbeit hoch bleibt, sorgt die Pfarrer der demographische Wandel. 2008, bei der vorangegangenen Presbyteriumswahl, habe die Christuskirchengemeinde 2247 Mitglieder gezählt, berichtet Schneider-Mohr, heute sind es noch knapp über 2000. Während in Rohrbach die Zahl der evangelischen Christen im gleichen Zeitraum lediglich um 36 auf 1044 gefallen sei, fügt Beck hinzu, sei sie in Hassel von 1800 auf 1700 gesunken. Auch auf der Seite der Pfarrer gibt es Veränderungen. So betreuen Alexander Beck und seine Frau Elisabeth Beck heute zusammen Rohrbach, Hassel, Oberwürzbach, Reichenbrunn, Niederwürzbach und Seelbach . die Kirche muss sparen. Schneider-Mohr ist derzeit neben der Christuskirchengemeinde auch für die Martin-Luther-Gemeinde zuständig und somit für die ganze Stadt, nachdem Roland Wagner in den Ruhestand gegangen ist.

Zu kämpfen haben die Pfarrer dabei nicht nur mit Faktoren wie Demographie und Geld. Die Zahl der Kirchenaustritte sei gering, berichten sie, aber zuweilen sind auch die Gottesmänner schier fassungslos. Wenn sich zum Beispiel der Skandal um den katholischen Würdenträger Franz-Peter Tebartz-van Elst auf die protestantische Kirche in St. Ingbert auswirkt und zu Austritten führt. "Erschreckend und enttäuschend" findet Schneider-Mohr das, der Gedanke der Ökumene führe zur Sippenhaft.

Ein von der Basis mit starkem Votum legitimiertes Presbyterium wünscht sich Beck auch, um als gesellschaftliche Kraft Gewicht zu haben. In der Praxis gibt es schon viele Projekte: Ein Mittwochs-Mittagstisch für Ältere und einen Jugendsekretär. Drei eriträische Flüchtlinge will er ab Januar in einem Pfarrheim unterbringen.

Die beiden Pfarrer weisen darauf hin, dass bei der Briefwahl neben dem Stimmzettel im blauen Umschlag der Wahlberechtigungsschein mit in den gelben Umschlag gehört. Sonst ist die Wahl ungültig. Wer sich außerstande sieht, die Unterlagen selbst zu verschicken, kann im Pfarramt anrufen. Dann werden die Unterlagen abgeholt.

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