Brexit-Angst Acht Praktikumsplätze auf der Insel wackeln

St. Ingbert/Neunkirchen · Die Edith-Stein-Schule mit Schülern aus dem ganzen Land schaut bang auf einen möglichen Brexit: Verlassen die Briten die EU, dann fallen Fördermittel weg.

 Europatag am Freitag an der Edith-Stein-Schule. Lennart Berwanger informierte über Projekte mit europäischen Partnerschulen.

Europatag am Freitag an der Edith-Stein-Schule. Lennart Berwanger informierte über Projekte mit europäischen Partnerschulen.

Foto: Jörg Jacobi

Neben dem üblichen „lachenden Auge“ hat Schulleiter Markus Kirsch in diesem Jahr Schüler, Lehrer und Gäste auch mit einem „weinenden Auge“ beim Europatag der Edith-Stein-Schule begrüßt. Er dachte an den Brexit, das mögliche Ausscheiden Großbritanniens aus der Europäischen Union: „Vielleicht werden wir einige Plätze abgeben müssen.“

Hintergrund: EU-Programme fördern Aufenthalte im europäischen Ausland. Die Edith-Stein-Schule ist da seit Jahren dabei, schickt pro Jahr 20 Schüler zu sechswöchigen Blockpraktika nach Tschechien, Frankreich, Irland und eben England. Wenn nun die Briten mit einem harten Brexit ausscheiden, sagt Kirsch, „dann ist keine EU-Förderung mehr möglich“. Dann fielen für die Erzieherschule in Trägerschaft des Bistums Trier konkret acht Plätze weg: zwei in Brighton, zwei in Pevensey&Westham, vier in London. Im kommenden Schuljahr sind die Plätze wohl sicher, weil Förderanträge mit Vorlauf gestellt werden, wie Kirsch sagt: „Aber im übernächsten Jahr?“ Sie warten gespannt-angespannt auf Ende März und eine Brexit-Entscheidung.

Die acht England-Praktikanten aus 2018 haben ebenso wie ihre zwölf Mit-Praktikanten in Tschechien, Frankreich und Irland am Freitag motiviert in Wort und Bild über ihre Auslandsaufenthalte berichtet. Sie verglichen methodische Ansätze der Erzieherarbeit in Deutschland und ihrem Gastland. Sie stellten ihre Unterkünfte vor und rechneten vor, wie sie mit ihrem Budgetrahmen zurechtkamen. Alle, so war rauszuhören, haben von ihrem Aufenthalt profitiert.

Vanessa Kossowski, Michaela Bermann, Chiara Krämer, Chiara Melcher, Michelle Meisberger und Tanja Zimmer schnupperten Ende 2018 in zwei Einrichtungen in Prag rein. Alicia Berlich, Laura Koch, Michaela Reitnauer und Sharon Schüßler arbeiteten in Kinderkrippe und Kindergarten in Créteil bei Paris. Anna Lena Kühn und Julia Jungbluth lernten Deutsche Schule und Kindergarten in Dublin kennen. Ina Schulz und Anna Müller waren in der Montessori-Schule in Brighton im Einsatz, Sofia Koch und Vanessa Lauter in einer kirchlichen Schule in Pevensey&Westham und Markus Masseli, Alexander Rau, Michele Stepien und Alena Göltzer in einer Schule in London.

Seit Jahren engagiert sich die Edith-Stein-Schule auch in EU-Projekten mit Partnerschulen aus verschiedenen Ländern, wie Karl-Josef-Klär zum Auftakt des Europatages skizzierte. Ebenfalls von der EU gefördert. Alle Partnerschulen arbeiten an einem selbst gewählten Thema von gemeinsamen Interesse zusammen. Lennart Berwanger stellte diese Projektarbeit vor: Sie haben sich mit der EU als Friedensprojekt beschäftigt. Sie haben ihrer Geschichte und den Gründungsväter nachgespürt und dabei die Gründungsmütter gesucht. Sie sind der Frage nachgegangen, wie jeder im alltäglichen Leben Europa spüren könne. Sie haben die Europäischen Union als Wirtschaftsraum betrachtet und sich dem Mythos Europa genähert. Zudem – für angehende Erzieher naheliegend und zentral – haben sie die Frage gestellt: Wie kann kindgerechte Vermittlung von Wissen über Europa überhaupt aussehen und funktionieren? „Es ist ein wichtiger Auftrag für Erzieher, so ein großes Thema runterzubrechen.“

Nochmal zurück zum Anfang der Europa-Veranstaltung. Das „weinende Auge“ erklärte Kirsch neben dem Brexit-Szenario zusätzlich auch mit Tendenzen in einigen anderen europäischen Ländern, „die nicht unbedingt zusammenpassen mit der europäischen Idee“. Kirschs Ansage für die europäisch engagierte Edith-Stein-Schule: „Wir halten dagegen.“

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