Erzieher haben Bildungsauftrag

St Ingbert · Aktuell verdienen Erzieher der städtischen Kitas St. Ingbert zu Beginn ihres Berufslebens 2366,68 Euro brutto monatlich. Würde die Gewerkschaft die geforderte Erhöhung durchsetzen, würde das Einstiegsgehalt bei 2589,68 Euro liegen.

Sie spielen, sie fördern, sie fordern, sie trösten, sie singen und lachen mit den Kindern: Jetzt fordern Erzieherinnen, genauer gesagt die Gewerkschaft Verdi, mehr Geld (wir berichteten). Da es nach dem letzten Tarifgespräch keine Einigung gegeben hat, muss damit gerechnet werden, dass auch die vier St. Ingberter Einrichtungen der Stadt St. Ingbert wieder bestreikt werden. Verdi hat für kommenden Montag jedenfalls zum Warnstreik aufgerufen.

Grund genug, bei der Stadt mal nachzufragen, was eine Erzieherin eigentlich verdient, was sie täglich leistet, inwiefern die Anforderungen gestiegen sind und ob es für Eltern , wenn gestreikt wird, Möglichkeiten gibt, ihre Kinder betreuen zu lassen. Oliver Stolz, Leiter Organisation bei der Stadt St. Ingbert , der Personalratsvorsitzende Alex Bieg und die Leiterin der Abteilung Familie und Soziales, in deren Bereich auch die städtischen Kindertagesstätten fallen, Thea Holzer, erklären, dass Erzieherinnen einen eigenen Untertarifvertrag innerhalb des öffentlichen Dienstes haben. Das heißt, sie sind in der Entgeltgruppe S 6 eingruppiert und verdienen zu Beginn ihrer Tätigkeit 2366,68 Euro brutto monatlich. Nach 15 Jahren und fünf festgelegten Hochstufungen verdienen sie 3289,06 Euro brutto monatlich.

Dass sie in der Entgeltstufe S6 eingestuft sind, haben sie im Rahmen der Verhandlungen im Jahre 2009 erreicht. "Jetzt wollen sie in der Tabelle von Stufe 6 auf Stufe 10 springen", berichtet Oliver Stolz. Das bedeutet, dass das Einstiegsgehalt bei 2589,68 Euro brutto monatlich liegen würde. Nach 15 Jahren würde eine Erzieherin dann 3973, 50 Euro verdienen. Eine Rolle spielen die gestiegenen Anforderungen.

"Die Ausbildung und die Arbeitszeit haben sich jedoch nicht geändert", so Stolz weiter, der erklärt, dass die Stadt St. Ingbert zehn Prozent der Personalkosten trägt, der Rest setzt sich zusammen aus Zuschüssen von Land, Kreis, Träger und nicht zu vergessen den Elternbeiträgen. Stolz: "Niemand bezweifelt, dass eine lineare Erhöhung gerechtfertigt ist." Stadt-Pressesprecher Peter Gaschott betont, dass die Ansprüche an die Erzieherinnen gestiegen seien. "Sie müssen durch die verlängerten Öffnungszeiten flexibler sein. Damit ist auch eine gestiegene Erwartungshaltung der Eltern verbunden." Thea Holzer ergänzt, dass es sich früher bei einer Erzieherin um einen Betreuungsauftrag gehandelt habe, heute sei es ein Erziehungs- und Bildungsauftrag .

Oberbürgermeister Hans Wagner lässt zum Thema mitteilen, dass die Erzeiherinnen "eine fantastische Arbeit machen und sie es verdienen, ordentlich mehr zu bekommen".

Bei Warnstreiks , so berichtet Thea Holzer, kann es eine Notgruppe für die Betreuung der Kinder, deren Eltern es nicht anders organisiert bekommen, nur geöffnet werden, wenn das entsprechend benötigte Personal sich nicht am Streik beteiligt. "Bis jetzt, wie auch diesesmal, wurde der Streik immer rechtzeitig angekündigt und es scheint in St. Ingbert kein großes Problem für die Eltern zu sein", so Holzer abschließend.

Als Anlaufstelle für Eltern , Kita-Leitungen und Streikwillige schaltet Verdi eine Streik-Hotline. Diese ist bis zum Tag des Warnstreiks , Montag, 20. April, jeweils von sieben Uhr bis 14 Uhr besetzt. Die Hotline ist erreichbar über Tel. (0 61 31) 9 72 62 22 sowie per E-Mail unter verdi-rps.streikhotline@t-online.de.

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