Erntebilanz Auch ohne Regen stimmten die Erträge

Homburg · Nachdenklich, aber durchaus zufrieden: Der Vorsitzende des Kreis-Bauernverbandes, Richard Schreiner, zieht zum Erntedankfest Bilanz.

 Die Landwirte in der Region hatten trotz der untypischen Wetterentwicklung eine wenigstens durchschnittliche Ernte. Von saftigen Weiden konnte bei der lang anhaltenden Trockenheit allerdings nicht die Rede sein. Das Gras-Futter für die Milchkühe wird wohl knapp.

Die Landwirte in der Region hatten trotz der untypischen Wetterentwicklung eine wenigstens durchschnittliche Ernte. Von saftigen Weiden konnte bei der lang anhaltenden Trockenheit allerdings nicht die Rede sein. Das Gras-Futter für die Milchkühe wird wohl knapp.

Foto: dpa/dpaweb/Stefan Puchner

Am kommenden Sonntag ist Erntedankfest. Die deutsche Landwirtschaft blickt auf ein Jahr zurück, in dem es Ernteschäden „nationalen Außmaßes“ gab. In den meisten Bundesländern wurde die schlechteste Ernte seit 15 Jahren eingefahren. Einzig die Bundesländer Rheinland-Pfalz und Saarland haben keinen Antrag auf Dürrehilfe beim Bund gestellt. Doch auch im Saarland gibt es regionale Unterschiede. Unsere Zeitung hat beim Vorsitzenden der Landwirte im Saarpfalz-Kreis, Richard Schreiner nachgefragt.

Feuchtigkeit war im Frühjahr ausreichend vorhanden. Es hatte den ganzen Winter durchgehend geregnet. Im Januar wurde vielerorts ein Rekord-Niederschlag von 200 Litern pro Quadratmeter gemessen. Im Februar gab es eine kurze Frostperiode und dann regnete es weiter. Im März wollte es weder ausreichend warm, noch trocken werden um Pflegearbeiten und Frühjahrsaussaat termingerecht durchführen zu können. „Die Natur ist nicht richtig in die Gänge gekommen“, berichtet Schreiner. Ende April war es plötzlich da, das „Turbofrühjahr“. Mit dauerhaft sommerlichen Temperaturen ging die Vegetation mit Siebenmeilenstiefeln voran. Im Saarpfalz-Kreis gab es immer wieder Schauer und Gewitter, sodass Raps, Getreide, Gras und Mais gut gewachsen sind. Den Verzug aus dem Frühjahr holte die Natur schnell wieder auf und so mussten sich die Landwirte sputen um mit der Ausführung der anfallenden Arbeiten nicht ins Hintertreffen zu geraten. Kaum waren zwei Schnitte beim Gras geerntet und das Heu eingefahren war bereits das Getreide reif. Üblicherweise beginnt der Drusch der Wintergerste Anfang Juli. Mit etwa 14 Tagen Abstand folgen der Raps und Anfang August der Weizen. Doch dieses Jahr war alles anders. Bereits Ende Juli war die Getreideernte fast vollständig abgeschlossen. „Das lag an den durchgehend hohen Temperaturen“, erklärt Schreiner. Die Erntemengen erreichten 2018 zwar nicht das Niveau des Vorjahres, besonders der Raps erfüllte die Erwartungen nicht, aber die meisten Landwirte sind trotzdem zufrieden. Der Kreisvorsitzende erklärt interessante Fakten. Die Landwirte im Saarland haben beim Getreide eine gut durchschnittliche Ernte eingefahren. Bundesweit beklagen die Landwirte Ernteausfälle von gut 30 %. Trotz dieser unterschiedlichen Ausgangssituationen liegt das Saarland bei der Erntestatistik auf einem hinteren Platz. „Das liegt an der natürlichen Benachteiligung unseres Bodens und an der extensiven Wirtschaftsweise der saarländischen Landwirte“, gibt Schreiner zu bedenken.Auf dem Kirchheimerhof werden Milchkühe gehalten. Schreiners Wiesen sind zwar grün aber das Gras wächst nicht mehr. „Wir haben mittlerweile seit Monaten ein großes Defizit beim Niederschlag“, erklärt der Landwirt. Er gibt zu bedenken dass viele Betriebe bereits vom Winterfutter zehren. Nicht jeder Bauer wisse, ob die Vorräte tatsächlich bis zum nächsten Frühjahr ausreichen. Die Landwirte hatten zwar einen recht guten Ertrag beim Mais, allerdings sind sie nicht sicher ob die Menge ausreicht um die Ausfälle beim Gras zu kompensieren.

 Der Vorsitzende des Saarpfalz-Kreis-Bauernverbandes Richard Schreiner.

Der Vorsitzende des Saarpfalz-Kreis-Bauernverbandes Richard Schreiner.

Foto: Hans Hurth

Auch bei der Qualität der Maissilage steht noch ein großes Fragezeichen. Schreiner erklärt, dass die Maispflanzen beim häckseln schon ziemlich trocken waren. Das Material habe sich im Silo nicht gut verdichten bzw. „walzen“ lassen. „Einige Berufskollegen hatten beim Walzen den Eindruck sie würden auf Popcorn fahren“, schmunzelt der Landwirt vom Kirchheimerhof. Kartoffeln gehören auf den meisten Höfen vor allem bei der Direktvermarktung zum Sortiment. Dieses Jahr sind die Knollen nicht so reichlich in der Menge, dafür umso besser in der Qualität. Die Pflanzen hatten unter dem mangelnden Niederschlag gelitten, haben dafür aber einen ausgezeichneten Geschmack. Beim Obst war 2018 im Kreis eine gute Ernte möglich. Die Bäume hingen oft so voll, dass Äste abgestützt werden mussten, damit sie nicht abbrechen.

Im Saarpfalz-Kreis wird das Obst abgesehen von wenigen Ausnahmen nur noch zum Eigenbedarf angebaut. Doch auch hier findet sich reichlich Verwendung. Ob auf dem Kuchen, in der Marmelade oder als Destillat, gutes Obst macht glücklich und ab und zu ist das auch notwendig. Landwirtschaft findet in und mit der Natur statt. Häufig gibt es Höhen und Tiefen, dabei ist Flexibilität gefragt, denn vieles zeigt sich im Jahresverlauf anders als geplant. Kreisvorsitzender Schreiner ist trotz der anhaltenden Trockenheit mit dem Jahr recht zufrieden.

„Natürlich wünschen wir uns Regen, besonders für das kürzlich ausgesäte Getreide“ betont Schreiner. Gleichzeitig zum ausreichenden Niederschlag benötigen die Landwirte auch eine gute Niederschlagsverteilung. Wetterphasen, die sich wie Regen- und Trockenperioden anfühlen vertragen weder Natur noch Landwirte gut.

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