Erinnerung an Blieskasteler Opfer

Blieskastel. Vor 67 Jahren, am 27. Januar 1945, wurde das Konzentrationslager Auschwitz von sowjetischen Truppen befreit. An die Opfer des Nationalsozialismus haben am Freitag nicht nur Politiker in Berlin und Saarbrücken mit Gedenkfeiern erinnert (wir berichteten), sondern auch in Blieskastel wurde der Ermordeten und Verschleppten gedacht

 Die Blieskasteler Stadtratsmitglieder der Linken Dieter Geis (links) und Antonio Reda reinigten symbolisch die Stolpersteine an der Ecke Zweibrücker Straße/Gerbergasse. Foto: Joachim Schickert

Die Blieskasteler Stadtratsmitglieder der Linken Dieter Geis (links) und Antonio Reda reinigten symbolisch die Stolpersteine an der Ecke Zweibrücker Straße/Gerbergasse. Foto: Joachim Schickert

Blieskastel. Vor 67 Jahren, am 27. Januar 1945, wurde das Konzentrationslager Auschwitz von sowjetischen Truppen befreit. An die Opfer des Nationalsozialismus haben am Freitag nicht nur Politiker in Berlin und Saarbrücken mit Gedenkfeiern erinnert (wir berichteten), sondern auch in Blieskastel wurde der Ermordeten und Verschleppten gedacht.Wenige Passanten schauten allerdings nur kurz interessiert zu, als die Blieskasteler Stadtratsmitglieder der Linken, Dieter Geis und Antonio Reda, am Freitagnachmittag die sogenannten Stolpersteine an der Ecke Zweibrücker Straße/Gerbergasse reinigten. In Messing eingravierte Namen auf den Pflastersteinen neben dem Fotogeschäft Roman Schmidt erinnern an Blieskasteler Opfer des Nationalsozialismus. Die Steine wurden blitzeblank gereinigt, ein symbolischer Akt, um der ermordeten Mitbürger zu gedenken.

Ende Mai 2009 hatte der aus Köln stammende Künstler Gunter Demnig diese Stolpersteine gegen das Vergessen gelegt. In Blieskastel war damit ein Projekt des Künstlers fortgesetzt worden, welches die Vertreibung und Vernichtung der Juden, der Zigeuner, politisch Verfolgter, Zeugen Jehovas und Euthanasieopfern während des Nazi-Regimes lebendig erhält. Dieter Geis hatte die Aktion damals initiiert, unterstützt von seinen Parteifreunden. Im Vorfeld hatte Geis betont, dass es sich nicht um eine Parteiangelegenheit handele, sondern dass diese Aktion für alle Bürger der Stadt eine große Bedeutung haben müsse. Geis, Studienrat am Von-der-Leyen-Gymnasium in Blieskastel, wies bei der Feier am Freitagnachmittag darauf hin, dass die Pflege der Pflastersteine jährlich erfolgen solle, um das Gedenken an die verschleppten und ermordeten Mitbürger aufrecht zu erhalten. Die Reinigung der Steine sei vor allem ein symbolisches Pflegen der Erinnerung. "Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg", müsse die Parole lauten. Geis und Reda reinigten auch noch Stolpersteine in der Kardinal-Wendel-Straße und in Niederwürzbach.

Mit der Geschichte der Juden in Blieskastel hat sich auch das Grüne Stadtratsmitglied Martin Dauber beschäftigt. Anlässlich der Reichspogromnacht führt er jährlich im November seine Gäste zu "Stationen jüdischen Lebens" in der Barockstadt. Auf Antrag der Grünen im Blieskasteler Ortsrat war im Sommer 2010 in der Straße "An der Stadtmauer" in Blieskastel-Mitte ein Hinweisschild angebracht worden, das die Besucher der Stadt darüber informiert, dass diese Straße bis ins Jahr 1935 einmal den Namen "Judengasse" trug. Die Judengasse war von den Nationalsozialisten in "Straße am Schlangenbrunnen" umbenannt worden. Nach der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft war die Straße nach Angaben von Martin Dauber auf Anordnung des amerikanischen Ortskommandanten wieder in Judengasse umbenannt worden. Im Jahr 1955 hatte die Gasse auf Beschluss des Stadtrates den Namen "An der Stadtmauer" erhalten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort