„Erholung ist ein ganz wichtiger Faktor“

Saarbrücken. Gisbert Schreiner ist seit fünf Jahren Präsident des Saarländischen Motorboot-Sportverbandes. Im Gespräch mit SZ-Mitarbeiter Sebastian Zenner erklärt er unter anderem, auf welchen Gewässern im Saarland Motorboot-Sport betrieben wird und warum er selbst lieber auf dem Wasser „wandert“.

 Beim Motorboot-Sport sind die Schlauchboote mit fünf PS motorisiert, gefahren wird in Slalom-Parcouren. Foto: Schreiner/SZ

Beim Motorboot-Sport sind die Schlauchboote mit fünf PS motorisiert, gefahren wird in Slalom-Parcouren. Foto: Schreiner/SZ

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Herr Schreiner, wie sind Sie selbst denn zum Motorboot-Sport gekommen?

Gisbert Schreiner: Die Leute, die sich mit diesem Sport auseinander setzen, haben Bezug zum Wasser und sind in der Regel mehr oder weniger Wassersportler. Ich bin früher Kanu gefahren, bin dann über das Schlauchboot zum kleinen Bötchen gekommen, der Vater hat sich dann ein etwas größeres Bötchen gekauft, und so ist das gewachsen.

Wie betreiben die Vereine des Motorboot-Sportverbandes im Saarland eigentlich diese Sportart?

Schreiner: Derzeit ist der Verband im Saarland in acht Vereinen organisiert, eine Liga gibt es in der Form im Moment noch nicht. Daran arbeiten wir aber. Wir bekommen in diesem Jahr wahrscheinlich die Trainer-C-Ausbildung, so dass wir vor allem unsere Jugendarbeit auf ein Niveau bekommen, das professionalisiert ist - auch, was die Versicherungstechnik angeht. Dann wollen wir mit den Kindern tatsächlich in die Schlauchbootwettbewerbe gehen. Die Vereine machen Fahrtenwettbewerbe, ganz bekannt ist hier in Saarbrücken der Wettbewerb am Saar-Spektakel, der vom Saarbrücker Motorboot-Verein organisiert wird.

Wie sieht Jugendarbeit im Bereich des Motorboot-Sportes aus?

Schreiner: Bis dato gab es das in den Vereinen nur vereinzelt. Man versucht, die Kinder an den Fahrtensport heranzuführen. Dabei muss man ganz ehrlich sagen, dass der Altersschnitt bei uns naturgemäß ein bisschen höher ist als anderswo. Von daher sind aber auch immer genügend Enkel da, so dass sich die Notwendigkeit der Jugendarbeit selbst ergibt.

Soll die Rekrutierung von Nachwuchs angesichts des demografischen Wandels dennoch ausgebaut werden?

Schreiner: Ja, wir haben extra eine Strecke in Dillingen geschaffen, mit der wir das darstellen können. Dort haben wir auf einem Teilstück die Geschwindigkeitsbegrenzung aufgehoben, weil die Schlauchboote mit fünf PS schon recht flink sind. Immerhin ein bisschen schneller als die 16 Stundenkilometer, die auf der Saar zugelassen sind. Das Problem ist nur, dass man für diesen Slalom-Wettbewerb Bojen setzen muss. Das wollen wir aber entsprechend zusammenführen.

Wie kommt der Motorboot-Sport bei der Jugend an?

Schreiner: Das ist eine Frage der Motivation. Das gehört einfach dazu. Die Kinder fangen mit zwölf Jahren an, und das ist ein Alter, wo man auf die körperliche Entwicklung schauen muss. Dann hat man deswegen die Trainer-C-Ausbildung und die Verpflichtung, den Kindern ein bisschen die Körperlichkeit nahe zu bringen und nicht nur im Boot sitzen und Gas geben. Das ist unsere Verpflichtung, und das wird auch gemacht. Das kann man spielerisch machen und schwimmen gehen. Das wird akzeptiert.

Auf welchen Gewässern kann im Saarland überhaupt Motorboot-Sport betrieben werden?

Schreiner: Saar und Mosel werden direkt befahren. Da beide Flüsse in der Regel doch eher Wanderpfade sind, haben wir hier den direkten Zugang zum französischen Netz und können dieses komplett befahren. Es gibt hier auch schöne Urlaubstouren, die, wenn man sie gemütlich fährt, etwa 14 Tage dauern - und das ist natürlich hochinteressant. Wir haben natürlich auch die Möglichkeit, auf den Rhein zu fahren, also Richtung Schweiz und mit der Rheinströmung wieder bis nach Holland, um von dort aus wieder zurückzukommen. Die Gewässer, die am Rhein liegen, wie Main, Neckar oder Lahn, sind für uns auch interessant.

Also betreiben die Vereine in erster Linie das "Wandern" auf dem Wasser?

Schreiner: Die Definition von Sport ist bei uns natürlich relativ, das muss man ehrlicherweise sagen. Wenn man Sportboot fährt, hat man die meiste sportliche Betätigung an den Schleusen. Da kommt erst die entsprechende Bewegung ins Spiel - gerade wenn man nach Frankreich fährt. Ansonsten wird der Sportaspekt etwas zurückgestellt, in den höheren Altersklassen würde ich eher von Erholung sprechen. Das ist ein ganz wichtiger Faktor, weil man wirklich sagen kann: Auf dem Wasser hast du vom ersten Meter an die Entspannung.

Im Gegensatz zu vielen anderen Sportverbänden erfuhr Ihr Verband in den letzten Jahren einen Zulauf. Wird das so weitergehen?

Schreiner: Mit über 500 Mitgliedern im Saarland sind wir bei weitem nicht der kleinste Verband in Deutschland. Allerdings ist die Altersstruktur schon so, dass wir einen hohen Anteil an älteren Mitgliedern haben. In der heutigen Zeit ist jeder beruflich sehr angespannt und muss damit klar kommen, nur wenig Freizeit zur Verfügung zu haben. Da ist es schon schwierig, Zeit für ein Hobby zu finden. Aber wir sind gewachsen und wachsen immer noch - es gibt also einen Trend nach oben.

Wie hoch ist der finanzielle und zeitliche Aufwand, den ein Motorboot-Sportler auf sich nehmen muss?

Schreiner: Der ist relativ hoch. Da muss man aber wirklich differenzieren: Was will man - und was will man dafür ausgeben? Zum einen gibt es die Anschaffungskosten - das ist heute aber im Bereich des Möglichen. Dann ist die Frage, wie viel man wirklich für sich selbst ausgeben will. Und da ist der Verbrauch beim Diesel entsprechend darstellbar. Wenn Sie ein Rennboot holen, das zwei bis drei Liter pro Kilometer verbraucht, ist das durchaus ein finanzieller Faktor. Vom Zeitaufwand her muss man sagen, dass der bei einem Boot - ähnlich wie bei einem Wohnmobil - schon hoch ist.

Und wie steht es um die Finanzen des Verbands?

Schreiner: Wir haben im Moment ein paar Rückstellungen gebildet, um noch einmal Boote zu kaufen. Wenn wir die Schlauchboote für die Jugendarbeit eingekauft haben, müssen wir uns nach der Decke strecken und sind quasi wieder pleite. Wir sind froh für alles, was wir kriegen. Dann brauchen wir die Mitgliedsbeiträge für die Vereine nicht so hoch zu halten.

Warum sollten sich jüngere oder ältere Menschen ausgerechnet für Ihre Sporart entscheiden?

Schreiner: Weil sie hier die Entspannung und Erholung finden, die sie bei dem heutigen Stress und Druck brauchen. Wenn sie sich ins Boot setzen und vom Steg wegfahren, haben sie von der ersten Minute an diese Erholung und Entspannung, die man heutzutage braucht.

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