Historisches Bauwerk Eine Verbindung aus Tradition und Moderne

St. Ingbert · Viele Interessierte kamen zu der geschichtlich-kunsthistorischen Führung durch das sanierte Leibniz-Gymnasium in St. Ingbert.

 Auf Einladung von Ulli Meyer, Gregor Scherf und Erik Brill (im Hintergrund von links) waren viele St. Ingberter gekommen, um sich das teils um- und teils neugebaute Leibniz-Gymnasium anzuschauen.

Auf Einladung von Ulli Meyer, Gregor Scherf und Erik Brill (im Hintergrund von links) waren viele St. Ingberter gekommen, um sich das teils um- und teils neugebaute Leibniz-Gymnasium anzuschauen.

Foto: Cornelia Jung

Vor einiger Zeit wurden die beiden Standorte des Leibniz-Gymnasiums in der Koelle-Karmann-Straße zusammengeführt. Zuvor hat sich dort viel getan. Der Neubau entstand, der Altbau wurde saniert und hinter der in neuem Glanz erstrahlten Fassadenfront der alten Schulturnhalle hat sich die Freiwillige Ganztagsschule eingerichtet.

Vor den Bauarbeiten war diskutiert worden, ob man wenigstens den Eingangsbereich der Sporthalle erhalten könne, ob das neue Gebäude den Anwohnern das Licht nehme und verwarf den Bau einer Tiefgarage. Nun läuft der Schulbetrieb rund und Ortsvorsteher Ulli Meyer und Schulleiter Erik Brill fanden, dass es an der Zeit sei, Interessierte zu einem geschichtlich-kunsthistorischen Gang in und um das Schulgebäude einzuladen.

Gregor Scherf vom Landesdenkmalamt übernahm die Führung, zu der sich am Montag auch ehemalige Schüler und Angestellte der Schule eingefunden hatten. Scherf gab einen kurzen Überblick über die Entstehung dieser „Preziose“, für die es 1925 die Baugenehmigung gab und die bereits 1927 eingeweiht wurde, bis hin zum Neubau. Damals sei die Schule ein neu angelegtes, gehobenes Wohnviertel gesetzt worden, das mit je einer Vorgarten- und einer Baufluchtlinie geplant gewesen sei. Aus einem Wettbewerb zum Schulbau sei das Architektur-Büro „Krüger und Stoll“ unter 45 Mitbewerbern als Sieger hervorgegangen.

Eigentlich habe es gar kein Büro gegeben, erzählt Stefan Krüger, der Sohn des Architekten Rudolf Krüger. Denn sein Vater und dessen Freund hätten die Zeichnungen für den ersten großen Bau nach ihrem Studium in der Werkstatt der damaligen Klavierfabrik erstellt. „Mein Vater hat immer an diesem Bau gehangen und deshalb freue ich mich, dass er so schön geworden ist“, sagte er. Auf dem Vorplatz vor der alten Sporthalle, der als Freiplatz und „Auftakt für die Architektur“ geplant wurde, wie Scherf sagte, startete die abendliche Schul-Info-Tour.

Er verwies auf die neuen Fenster, die entsprechend den Maßgaben des Denkmalschutzes auch deshalb in Originaloptik eingebaut werden konnten, da sie sowieso energetisch und schalltechnisch hätten ertüchtigt werden müssen. Am Altbau wurde der ehemalige Putz entfernt, ein extrem dünnes Wärmedämmsystem aufgebracht und mit einem Mineral-Putz versehen, der dem Gebäude zu neuem Glanz in altem Gewand verhalf. Typische Bau-Zeichen der damaligen Errichtungszeit in den 20erJahren des vorigen Jahrhunderts seien unter anderem die Eckquaderung und Solbänke gewesen, die natürlich geblieben sind. Geblieben ist auch das Dachgesims, das ursprünglich aus Beton war, der jedoch keine hohe Qualität hatte.

Aus statischen Gründen verwendete man jetzt einen Kunststoffträger, der aufgeputzt und seinem Vorgänger nachempfunden wurde. Ein Kompromiss wurde auch beim Eindecken des Daches mit roten Ziegeln eingegangen, wo früher Schiefer lag. Da die Dachfläche riesig ist und mehrere Knicke aufweist, wäre die Originaleindeckung zu teuer geworden. Vom Schulhof aus ist das Türmchen auf dem Dach gut zu sehen. Diese „Laterne“ sei wegen der Witterung und wegen Schädlingsbefalls stark verrottet gewesen und stand „auf der Kippe“. Da es aber eine schmückende Landmarke sei, habe man es in vereinfachter Form wieder hergestellt.

Im Rahmen des früheren Raumprogramms waren in der Schule sogar ein Zimmer für nasse Kleidung und ein Fahrradkeller vorgesehen. Heute legt man auch Wert auf Brandschutz und Barrierefreiheit. Bei der Farbgebung im Inneren habe man sich an die Originaltöne beige und ocker gehalten, der originale Handlauf im Treppenhaus wurde etwas erhöht. Im Inneren gehen Tradition und Moderne eine schöne Symbiose ein. Historische Bausubstanz und moderne Technik wirken harmonisch.

 Viele Interessierte waren gekommen, um sich bei einem Rundgang mit Gregor Scherf vom Landesdenkmalamt über die Geschichte des Leibniz-Gymnasiums und dessen Umbau zu informieren. Foto: Cornelia Jung

Viele Interessierte waren gekommen, um sich bei einem Rundgang mit Gregor Scherf vom Landesdenkmalamt über die Geschichte des Leibniz-Gymnasiums und dessen Umbau zu informieren. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung
 Alte Schule in neuem Glanz. Erik Brill, Ulli Meyer und Gregor Scherf (Zweiter bis Vierter von rechts) führten auf einem geschischtlich-kunsthistorischen Rundgang durchs Leibniz-Gymnasium. Foto: Cornelia Jung

Alte Schule in neuem Glanz. Erik Brill, Ulli Meyer und Gregor Scherf (Zweiter bis Vierter von rechts) führten auf einem geschischtlich-kunsthistorischen Rundgang durchs Leibniz-Gymnasium. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung
 Gregor Scherf (im Vordergrund) erläuterte die für damalige Verhältnisse mutige Farbgebung im Musiksaal, die man bei der Renovierung unter anderen Farbschichten gefunden und wiederhergestellt hatte. Foto: Cornelia Jung

Gregor Scherf (im Vordergrund) erläuterte die für damalige Verhältnisse mutige Farbgebung im Musiksaal, die man bei der Renovierung unter anderen Farbschichten gefunden und wiederhergestellt hatte. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

„Das ist total schön geworden. Es macht hier einfach nur Spaß“, sagt der Schulleiter und lobte den Kreis als Bauherr. „Das erkennt man alles gar nicht wieder“, staunten die Besucher. Und auch die Stimmung sei gut, sagte Brill, und meinte damit nicht nur die in der Schule. Denn auch die Nachbarschaft zeigte sich interessiert am Bau.

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