Eine rostige Werkslok steht für den Aufbruch

St. Ingbert. Alfons Blug von der Initiative Alte Schmelz stahlt übers ganze Gesicht. Für ihn ist an diesem Montagmittag schon ein bisschen vorgezogene Weihnachten. Aber ist es eine schöne Bescherung, die da am Haken baumelt? Die kleine Werkslok ist wahrlich nicht in einem Zustand, der Sammlerherzen höher schlagen ließe. Aber darum geht es auch nicht

 Die Werkslok hängt vor der Möllerhalle am Haken eines Schwerlastkrans. Auch der SR interessiert sich für sie. Foto: Bergmann

Die Werkslok hängt vor der Möllerhalle am Haken eines Schwerlastkrans. Auch der SR interessiert sich für sie. Foto: Bergmann

St. Ingbert. Alfons Blug von der Initiative Alte Schmelz stahlt übers ganze Gesicht. Für ihn ist an diesem Montagmittag schon ein bisschen vorgezogene Weihnachten. Aber ist es eine schöne Bescherung, die da am Haken baumelt? Die kleine Werkslok ist wahrlich nicht in einem Zustand, der Sammlerherzen höher schlagen ließe. Aber darum geht es auch nicht.

Die 11,5 Tonnen schwere Rostlaube am Ausleger des Schwerlastkrans ist ein Symbol. Und das bereitet dem zweiten Vorsitzenden der Schmelz-Initiative gleich in mehrfacher Hinsicht Freude. Zum einen hat das alte Stück, wohl in den 1920er Jahren gebaut, das benachbarte Drahtwerk St. Ingbert dem Verein zur Verfügung gestellt. Sie stand bislang auf dem Parkplatz zwischen Mechanischer Werkstatt und Eventhaus. Der Kranwagen hat sie jetzt rund 100 Meter weiter transportiert und platziert sie neben der Möllerhalle. Dass das Drahtwerk den Transport übernommen hat, ist bemerkenswert.

Denn mit dem Unternehmen und seinem Mutterkonzern Saarstahl hatten die Freunde das alten Industrieareals, dessen Erhalt und Weiterentwicklung sie sich zum Ziel gesetzt haben, nicht immer guten Kontakt. Das Eis schmilzt, wie sich an der Zugmaschine zeigt.

Aber nicht nur dafür steht die Werkslok. Sie symbolisiert für Blug auch einen - erneuten - Aufbruch. So marode wie das Stahlgehäuse des Schienenfahrzeugs war vor Jahrzehnten der ungenutzte Teil der Schmelz. Die Wohnungsbaugenossenschaft hat die Arbeiterhäuser über mehr als ein Jahrzehnt hinweg in Schuss gebracht, die Initiative nahm immer neue Anläufe, die verschiedenen Besitzer zu einem pfleglichen Umgang zu bewegen. Die Lok versinnbildlicht eine neue Anstrengung: Auf dem Areal entsteht ein Jugendforschungs- und Jugendtechnologiezentrum, unter anderem gefördert von der Universität und Unternehmen.

Tüftlerzentrum

Als weiteres Standbein haben sich Blug und seine Mitstreiter einen Part für junge an Technik interessierte Tüftler gedacht. Werkstätten sollen sie zum Schrauben, Schweißen, aber auch zum Sägen und Zimmern animieren. Die Restaurierung der Lok ist dazu ein Anfang. Ihr Zustand zeigt, dass Pioniergeist gefordert ist, um sie wieder ansehnlich zu machen. Blug: "Da steckt eine große Herausforderung für alle Beteiligten drin. Wir sind gespannt, wie sich Jugendliche der Herausforderung stellen."

Sven Meier, städtischer Beigeordneter, sieht sich an diesem Morgen auch den Umzug der Lok auch an. Er sieht in dem Alte-Schmelz-Projekt einen schönen Kontrapunkt zur musisch-kulturellen Baumwollspinnerei. Die Stadt wolle - wie auch der Kreis - das Zentrum unterstützen.

Von einer engen Zusammenarbeit spricht Friederike Meyer zu Tittingdorf. Die Pressesprecherin der Uni nennt das Projekt eine wichtige Ergänzung der universitären Angebote, Jungs wie Mädchen an Forschung und Technik heranzuführen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort