Eine Reise in längst vergangene Zeiten

Bebelsheim. Für viele Bebelsheimer stand am Samstag indirekt eine Reise in die Vergangenheit auf dem Abendprogramm. Auf dem Vorplatz des Dorfgemeinschaftshauses (DGH) fand bei frischen Temperaturen Freilichttheater statt. Dorthin hatte die Theatergruppe der Heimatfreunde Bebelsheim als Abschluss ihrer Veranstaltung "Einsegnung des renovierten Brudermannskreuzes" eingeladen

Bebelsheim. Für viele Bebelsheimer stand am Samstag indirekt eine Reise in die Vergangenheit auf dem Abendprogramm. Auf dem Vorplatz des Dorfgemeinschaftshauses (DGH) fand bei frischen Temperaturen Freilichttheater statt. Dorthin hatte die Theatergruppe der Heimatfreunde Bebelsheim als Abschluss ihrer Veranstaltung "Einsegnung des renovierten Brudermannskreuzes" eingeladen.Über 100 Einwohner und Gläubige hatten zuvor an der Führung entlang der Wegekreuze von der Pfarrkirche über den Jakobs-Pilger-Weg bis hin zum Brudermannskreuz teilgenommen. Dort wurde unter Beteiligung des Kirchenchors St. Margaretha und des Pastoralreferenten Klaus Scheunig die Einweihung des 1695 auf dem Brudermannsfeld errichteten Kreuzes nach seiner jüngsten Sanierung vollzogen. Kreisdenkmalpfleger Bernhard Becker referierte am Kreuz über das Thema der Wegekreuze selbst. Mit einer Lichtprozession ging es wieder zum DGH zurück. Alleine dieser Akt sorgte für die besondere Stimmung, die für das Verständnis des Stücks erforderlich war.

Mit Lichtern in der Hand marschierten viele Bebelsheimer durch die Frühlingsdunkelheit zum DGH. Dort erwartete sie zunächst die musikalische Umrahmung von Peter Hack (Gitarre und Gesang). Doch, was hat es mit diesem besonderen Denkmal überhaupt auf sich? Da hilft das Stück "Die Brudermannslegende" weiter. Es räumt zunächst mit einem verbreiteten Missverständnis auf.

Madonna mit den Pfeilen

Nämlich, dass sich das Wunder der "Madonna mit den Pfeilen" nicht in Gräfinthal, sondern auf Bebelsheimer Gemarkung ereignete. Auf dem Bergrücken zwischen Bebelsheim und Bliesmengen-Bolchen lebte nämlich ein frommer Mann (Karl-Josef Sauerbrey), der ein selbstgeschnitztes Madonnenbild verehrte. So die Erklärungen von Lektor Arno Soffel. Drei Räuber (Holger Dincher, Wolfgang Maxeiner und Volker C. Jacoby) auf Beutezug misshandelten ihn, als sie nicht fündig werden. Der Klausner (Ausdruck für Einsiedler) kann es nicht verhindern: Die Wegelagerer schießen mit der Armbrust auf die Madonna, die in einer Baumnische steht. Das Lachen der wilden Gesellen erstirbt, als Blut in Folge der Pfeilschüsse aus der Figur fließt. Sie fliehen. Der Einsiedler verbreitet die Geschichte überall.

Davon hört auch die an einem Augenleiden erkrankte Gräfin Elisabeth von Blieskastel (Katja Lang). Auf dem Brudermannsfeld angekommen, benetzt die Adlige ihre Augen mit dem Blutschweiß und ist direkt geheilt. Als Dank sichert die Gräfin die Errichtung einer Kapelle zu. Doch es geschieht Unglaubliches: Holz und Steine verschwinden vom Brudermannsfeld und werden im Letschenbachtal auf der Gemarkung "Hopfenfeld" aufgefunden. Arbeiter bringen das Material zurück und finden es am Folgetag erneut im Tal des Letschenbaches vor. Seither heißt das Tal Gräfinthal - Tal der Gräfin. 1695 wurde das Brudermannskreuz errichtet. Das Madonnenbild steht heute in der Klosterkirche.

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