Eine Idee, die für viel Begeisterung sorgte

St. Ingbert · Erstmals fand in St. Ingbert eine "NachtMUSIK" statt. Die Bevölkerung war an Pfingstsonntag eingeladen, bis Mitternacht den vielfältigen Darbietungen der Musiker zu lauschen. Die Idee stieß auf große Resonanz und lockte viele Zuhörer in die beiden Kirchen.

 Das Leibniz-Rock-Ensemble spielte während der "NachtMUSIK" der Kirchen am Pfingstsonntag in der Martin-Luther-Kirche in St. Ingbert. Foto: Cornelia Jung

Das Leibniz-Rock-Ensemble spielte während der "NachtMUSIK" der Kirchen am Pfingstsonntag in der Martin-Luther-Kirche in St. Ingbert. Foto: Cornelia Jung

St. Ingbert. Die Saarbrücker Kirchen machten es in den vergangenen Jahren vor und zelebrierten an Pfingsten die "NachtMUSIK" der Kirchen. Wegen der Heilig-Rock-Wallfahrt und des damit verbundenen Organisationsmarathons pausierten die Katholiken 2012 und so überlegte man sich bei der evangelischen Kirche Saar, das bewährte Konzept auch in die Städte und Gemeinden außerhalb der Landeshauptstadt zu tragen und zu schauen, ob die Resonanz ähnlich positiv ist. Zumindest in St. Ingbert, wo die Christuskirche und die Martin-Luther-Kirche an Pfingstsonntag von 20 Uhr bis Mitternacht zur "NachtMUSIK" der Kirchen einluden, konnte sich niemand über mangelndes Interesse beklagen.Während das St. Ingberter Betzental beim Pfingstfest gerockt wurde, schlugen die Musiker und Sänger in den beiden Gotteshäusern die verschiedensten Töne an. Klassik, Jazz, Pop, vertonte Poesie, altdeutsche Volksweisen, Klangmeditation, Rock und noch vieles mehr wurde geboten. So unterschiedlich die Genres, so vielfältig war auch die Darbietung mit Bass, Gitarre, Klavier, Flöten, Orgel, Klangschalen oder einfach nur vokal. Pfarrer Fred Schneider-Mohr von der Christuskirche hoffte, "dass das Konzert Pfingsten noch froher macht" und verzichtete zu Beginn auf viele Worte. Zu eng war der Zeitplan gestrickt, denn die Künstler pendelten zum Teil zwischen ihren Auftrittsorten oder waren auch an Ort und Stelle mehrmals im Einsatz. Was nach Hektik klingt, war für die Zuhörer ein Genuss. Wann sonst hat man Gelegenheit, ein so vielfältiges Programm zu genießen. Und das im doppelten Sinne. In der Christuskirche war ein Buffet aufgebaut und die Getränke konnten ausnahmsweise mit in den Kirchenraum genommen werden. "Das Ganze heute Abend ist nicht statisch", so Schneider-Mohr. Während das Programm lief, konnte man sich mit allem Notwendigen versorgen.

Ro Gebhardt, bekannter Jazz-Gitarrist, der ab und an auch mal in New York aufspielt, hatte Noriaki Hosoya mitgebracht, einen jungen Japaner, den er in Berlin kennengelernt hat. New York, Tokio und nun St. Ingbert, der Weg hat sich, auch für die Gäste, mehr als gelohnt. Keine so weite Anreise hatte Michael Marx, einer der kreativsten Köpfe der saarländischen Musikszene und mit der Formation Marx Rootschilt Tillermann erfolgreich. Begeisterung löste sein "Saitenwechsel" aus, bei der seine Gitarre einfach umgestimmt wurde. Mit Witz und Können eroberte er die Herzen des Publikums, nachdem er sein Instrument geschüttelt, gestreichelt und geklopft hatte. "Wir sind die Kontrastsingers", begrüßte Helmut Haag das Publikum, bevor er mit der Evangelischen Kantorei Chorsätze aus vier Jahrhunderten zu Gehör brachte. Aber genau diese Kontraste waren es, die die "NachtMUSIK" so kurzweilig werden ließen. "Wir hatten eine romantische Idee", erklärte Schneider-Mohr, wie eine Kirchenführung der besonderen Art ursprünglich geplant war. Während der Altarraum von allen Stühlen befreit werden sollte, sollten sich die Zuhörer mit dem Jazz-Saxofonisten Oleg Berlin und dem Pfarrer auf den Weg des 23. Psalm begeben. Denn diesem sind die schönen Kirchenfenster gewidmet und Berlin hat seine Komposition den Glasfenstern nachempfunden.

"Ich dachte dabei an eine Gruppe von 20 Leuten", so Schneider-Mohr, der angesichts der mehr als 200 Gäste froh war, mit einer Diaschau eine zweite Variante der Kirchenführung parat zu haben. Angesichts des großen und hochkarätigen Angebots beider Kirchen erscheint es unmöglich, die Leistung aller Künstler in einen Text zu fassen. Bravo-Rufe und begeisterte Pfiffe zeugten von der tollen Umsetzung einer Idee, die in St. Ingbert hoffentlich keine Eintagsfliege bleibt.

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