Eine Hommage an das Leben

St Ingbert · Das Blechbläserquintett Splendid Brass spielte am Sonntag in der St. Ingberter Martin-Luther-Kirche. Die Musiker machten nachdenklich und begeisterten. Die Zuhörer spendeten viel Applaus. Anteil am Gelingen hatte der Theologe Otto Deutsch.

 Splendid Brass, das Pfälzer Bläserquintett, begeisterte bei seinem Passionskonzert in der Martin-Luther-Kirche. Foto: Cornelia Jung

Splendid Brass, das Pfälzer Bläserquintett, begeisterte bei seinem Passionskonzert in der Martin-Luther-Kirche. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

. Zu Beginn des Passionskonzerts am vergangenen Sonntag in der Martin-Luther-Kirche bekamen die Gäste am Eingang das Programm, einen Konzertplan für 2014 und einen Flyer des auftretenden Blechbläserquintetts Splendid Brass an die Hand. In Letzterem stellen sich die Musiker mit ihrem Repertoire unter dem Titel "Musikalische Tafelfreudt" zum Kultursommer Rheinland-Pfalz vor, der unter dem Motto "Mit allen Sinnen" veranstaltet wird. Das Programm liest sich gut, ist witzig und locker formuliert. Eine lustige Truppe also, die da zur Passionszeit, den 40 Tagen vor Ostern, in denen an das Leiden Jesu Christi gedacht wird, zum Konzert nach St. Ingbert kamen. Splendid Brass klingt nach Jazz und Blasmusik in Biergärten. Passen die Musik und vor allem die Musiker zur Fastenzeit? Und ob. Sie würden unter anderem durch ein umfangreiches Programm aus barocken, romantischen und zeitgenössischen Werken bestechen, war in der Presse zu lesen. Den Beweis traten sie an und überzeugten die Besucher des Konzerts "Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld". Mit der gewählten Programmfolge, Stücken vom 16. Jahrhundert bis heute, von Anthony Holborne, Johann Georg Stobäus, Samuel Scheidt, Georg Friedrich Händel, Johann Sebastian Bach, über Henry Thomas Smart, Don Gillis, Alexander Aroutiounian, Astor Piazzolla bis hin zu Martin Bärenz machte Splendid Brass nachdenklich, rührte an und begeisterte. Bereits beim ersten Stück, wenn auch unter dem Titel "Funerals", Begräbnisse, dargeboten, ging das Kraftvolle, Getragene, Feierliche unter die Haut. Hier offenbarte sich live, was die Übersetzung des Ensemblenamens vorwegnimmt: Wunderbare Blechbläser oder wunderbares Messing.

Exzellente Musiker

Wobei es Frevel wäre, die Posaune, die Trompeten, das Horn oder die Tuba nur als schnödes Messing zu bezeichnen, wurden sie doch durch die exzellenten Pfälzer Musiker ins rechte Licht gesetzt. Auch im übertragenen Sinn. Denn der Altarraum erstrahlte in violettem Licht, der liturgischen Farbe der Passionszeit, die dem Konzert einen fast festlichen Rahmen verlieh.

Die Zuhörer waren begeistert, spendeten "Szenen"Applaus und forderten die Künstler durch rhythmisches Klatschen zu einem mehr auf. Großen Anteil am Gelingen der Veranstaltung hatte gleichwohl der Theologe Otto Deutsch, der mit seinen ganz eigenen, ins Konzert eingestreuten Passionsbetrachtungen zum Nachdenken anregte. Dieser Abschnitt im Kirchenjahr wurde noch in Rom als Zeit der Buße begangen, verlor diesen Charakter jedoch weitestgehend. Das Fasten, die Zeit des Übergangs, der Vorbereitung und der Läuterung stehen im Vordergrund. Auch für Deutsch, der sich fragte, ob immer Blut fließen müsse, um Sühne zu erlangen, die ja bekanntlich keine Gnade kennt. Zu solch einem Gott, der dies fordert, möge er nicht aufblicken. Um den Tod Jesus', "der seinen Kopf hingehalten hat", angemessen zu würdigen, müsse man vor allem auf seinen Werdegang schauen. Und so war auch das Kirchenkonzert, trotz des Trauergedankens, eine Hommage an das Leben.

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