Matz und Greth Eine Gruselstory entpuppt sich als wahr

St. Ingbert · Eine Bank in der Gehnbach erinnert an die Enthauptung des Bergmanns Matz durch seine Frau Greth.

 Mit Hilfe eines Bauhof-Mitarbeiters stellten einige Gehnbachfreunde die Bank mit dem Motiv des enthaupteten Matz im Gehnbachtal auf.

Mit Hilfe eines Bauhof-Mitarbeiters stellten einige Gehnbachfreunde die Bank mit dem Motiv des enthaupteten Matz im Gehnbachtal auf.

Foto: Cornelia Jung

Im Dezember zum „Advent in der Gehnbach“ wurde die Eichenbank, die von Kettensägenkünstler Andreas Müller geschaffen wurde und auf einen Mordfall verweist (wir berichteten), der Öffentlichkeit vorgestellt. Es geht um die Geschichte „von Matz und Greth“, die in einer Moritat von Heimatdichter Klaus Stief und der Musik von Hans Simon verarbeitet wurde und die aus den 1950er Jahren stammt. Die Enthauptung von Matz durch seine Frau Greth wurde bisher auf das Ende des 19. Jahrhunderts geschätzt. Bis Ende 2017 ließen sich keine konkreten Angaben zu dieser Familie und der Tat finden. Seit Ende April steht die Bank, die eine morsche ersetzt, in der Gehnbach.

Mithilfe des SaarForst, des Umweltministeriums und der Unterstützung des Bauhofs konnte sie von den Gehnbachfreunden vor Kurzem gestellt werden. Neben dem hölzernen kopflosen Matz besteht sie aus einer Sitzfläche mit Lehne und einem geschnitzten Korb mit abgetrenntem Haupt und einem Beil – eine schriftliche Erklärung inklusive. Denn die Gehnbachfreunde und die Mitglieder des Heimat- und Verkehrsvereins waren nicht untätig und wollten wissen, was sich wirklich hinter dieser Geschichte verbirgt. Auch Historiker Hans-Werner Krick interessierte sich für diese Story und suchte mehrere Archive auf, wälzte Akten, Standesamtsurkunden und die Lokalpresse der damaligen Zeit. Nun steht fest, dass der Mord nicht, wie vermutet, im Neuweilerer Weg geschah, sondern tatsächlich nicht weit von dem Platz, wo die Bank jetzt steht.

In der Tageszeitung vom 28. Oktober 1889 steht dazu: „Heute Morgen um sieben Uhr entdeckte ein Taglöhner von hier, der im Begriffe war, Holz zu sammeln im Gänbachthale die Leiche eines preußischen Bergmannes. Sofort setzte der Taglöhner die Polizeibehörde davon in Kenntnis. Nach näherer Erkundigung erfuhr man, daß der Erschlagene, 35 Jahre alt, ein gewisser Schmitt aus dem benachbarten Dudweiler ist.“ Wie es weiter heißt, sei auch dessen Frau und der beiden Kostgänger an der Todesstätte erschienen. Alle drei hätten nach Aussage der Ehefrau einen Ausflug unternommen, wobei Schmitts Frau und der Untermieter schon eher den Rückweg angetreten hätten, während der „Entseelte“ noch in die Wirtschaft „Zum Goldenen Stern“ eingekehrt sei. Drei Stunden später sei er dann überfallen und mit einer Axt erschlagen worden. Sechs Schläge habe er einstecken müssen, die den Kopf fast vollständig vom Rumpf trennten. Das Tatwerkzeug habe nur 50 Schritte von der Leiche entfernt gelegen. Wie die Polizei mitteilte, sei es ziemlich neu und der Stiel bis auf eine Länge von 20 Zentimetern abgesägt gewesen. Die Staatsanwaltschaft Zweibrücken und das St. Ingberter Gericht nahmen sich des Falls an. Heute weiß man, dass die eigene Frau die Täterin war, die mit dem Kostgänger ein Verhältnis hatte.

Aus der Moritat ist somit ein echter Fall geworden. „Im Wesentlichen stimmte das, was der Volksmund sagte“, weiß Krick nach seiner Recherche, „es handelt sich um eine menschliche Tragödie. Vielleicht wäre es sogar besser gewesen, man hätte nicht recherchiert. Dann wäre es eine schöne Sage und Schauergeschichte geblieben.“ Tragisch war vor allem, dass die fünf gemeinsamen Kinder des seit zehn Jahren verheirateten Ehepaars Schmitt nun elternlos waren. Der jüngste Spross war erst vier Monate zuvor geboren worden. Matze muss von der Liebelei seiner Greth gewusst haben und forderte den Kostgänger wohl mehrmals zum Auszug auf. Dem kam dieser nicht nach und innerhalb einer Woche sei alles eskaliert, so Krick. Geplant habe man das Vorgehen an diesem Oktobertag des Jahres 1889 wohl nicht, denn der Mord sei dilettantisch ausgeführt worden und die beiden Täter hätten mehr Spuren gelegt, als sie verwischten. Beide hätten ihre Mordabsicht später eingeräumt und seien zum Tode verurteilt worden. Soweit Krick aus den Unterlagen ersehen konnte, wurde die Strafe aber zumindest bei der Frau nicht vollstreckt.

Noch hat Krick nicht alle Unterlagen ausgewertet. Die Spurensuche geht also weiter. Und auch die Gehnbachfreunde und der Kettensägenschnitzer wollen weitermachen. So soll später noch eine Bank mit der flüchtenden Greth hinzukommen und der Kostgänger auf der Flucht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort