Eindrucksvolle Leidensgeschichte Jesu

St Ingbert · In einem besonderen Konzert kam die Passion nach dem Markus- Evangelium in der Martin-Luther-Kirche zur Aufführung.

Die evangelische Kantorei des Fördervereins für Kirchenmusik an der Martin-Luther-Kirche und an der Christuskirche veranstaltete am Sonntag ein ganz besonderes Konzert und interpretierte Reinhard Keisers Markus-Passion, ein Oratorium für Solisten, Chor und Orchester. Obwohl dessen Autorenschaft nicht gesichert ist, diente Keisers Passion seinem Zeitgenossen Johann Sebastian Bach als Vorlage. Vom Chor wurde nun Bachs Weimarer Erstfassung (1712) dargeboten. Unter Leitung von Carina Brunk wurde er dabei von einem Streichorchester, bestehend aus Mitgliedern der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken-Kaiserslautern mit Mauro Barbierato an der Chororgel, begleitet. Außerdem sangen die Solisten Lisa Stroeckens (Sopran), Judith Braun (Alt), Vinzenz Haab (Bass) sowie Algirdas Drevinskas und Manuel Horras (beide Tenor). Rund eineinhalb Stunden begeisterten die Sänger und Musiker die Besucher mit einem recht dynamischen Oratorium, das das Leiden und Sterben Jesu nach dem Evangelium nach Markus thematisiert. In der Rolle des Evangelisten überzeugte Tenor Algirdas Drevinskas, dessen feine Intonation die Geschehnisse und das Stimmungsbild während der Rezitative perfekt zum Ausdruck brachte. Auch die anderen Solisten, allen voran die junge Sopranistin Lisa Stroeckens und Bass Vinzenz Haab in der Rolle des Jesus boten überwältigende und differenzierte Arien. Unterlegt wurden diese mit einem Streicher-Accompagnato, das den Ausdruck erheblich steigerte. Überhaupt setzte das Orchester punktgenaue Akzente, beispielsweise während der Verleugnung Jesus und des Hahnenkrähens, und verwies so ausdrucksstark auf den Beginn des Leidenswegs. Die darauf folgende Arie Manuel Horas als Petrus, dessen Verrat an Jesus ihm bewusst wurde - "Wein, ach, wein jetzt um die Wette, meiner beiden Augen Bach!" - berührte durch eine stark melancholische Tonfolge und fast schon flehend-wimmernden Ausdruck. Der Chor überzeugte gleichermaßen durch leise und demütige sowie kraftvolle, ja sogar bedrohlich lautende Darbietungen. Das dreimalige und kurz darauf noch zwei Mal wiederholte "Kreuzige ihn!" während des Prozesses gegen Jesus, wurde vom Chor erschreckend intensiv und markant umgesetzt.

Die Markus-Passion ist, im Gegensatz zur Johannis-Passion, eher unbekannt, doch gerade das machte es nach Meinungen der Besucher interessant und aufregend zu erleben. Die Musiker und Sänger wurden am Ende ihrer Darbietung durch minutenlangen Applaus und Jubelrufe gewürdigt und standen danach noch zu persönlichen Gesprächen und Gratulationen zur Verfügung. "Super gesungen!", "sehr toll!", "eine herausragende physische Leistung, so lange durchzuhalten!" lautete das einstimmige Urteil des Publikums hinsichtlich des sehr gelungenen Oratoriums.

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Am Sonntag, 30. April, singt der Chor Pardall ab 17 Uhr den "Sommerpsalm - Chormusik zu allen Jahreszeiten" in der Christuskirche St. Ingbert. Dabei werden Werke von Johannes Brahms, Max Reger, Felix Mendelssohn und weiteren Komponisten geboten. Der Eintritt kostet zwölf (ermäßigt acht) Euro.

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