Ein Schulbuch für Flüchtlinge

St Ingbert · Flüchtlinge aus Eritrea und Syrien, die in St. Ingbert wohnen, bekommen nun den „Vorkurs Deutsch“. Möglich machten dies die Rathausmitarbeiter, die freiwillig beim Ingobertusfest gearbeitet und den Erlös für das Schulbuch gespendet haben.

 St. Ingberts OB Hans Wagner übergibt einen Scheck an Brigitte Schuster (von links) und ihr Deutschlehrer-Team. Mit dem Geld, das auch die städtischen Mitarbeiterinnen Kathrin Lorscheider und Maria Pieter (von rechts) mit erwirtschafteten, wurden Lehrbücher angeschafft. Foto: Cornelia Jung

St. Ingberts OB Hans Wagner übergibt einen Scheck an Brigitte Schuster (von links) und ihr Deutschlehrer-Team. Mit dem Geld, das auch die städtischen Mitarbeiterinnen Kathrin Lorscheider und Maria Pieter (von rechts) mit erwirtschafteten, wurden Lehrbücher angeschafft. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

. Jedes Jahr beim Ingobertusfest verrichten knapp 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Rathauses einen ehrenamtlichen Dienst am Stand der Stadt. Dessen Erlös wird jedes Mal für einen guten Zweck gespendet. Im Jahr 2014 wurden 717,72 Euro erwirtschaftet, die dem "Deutschunterricht für Flüchtlinge " zugute kommen. Die fleißigen städtischen Helfer waren vom Engagement der St. Ingberter, die den Part des Deutsch-Lehrers für die ausländischen Neu-Bürger übernehmen, sehr beeindruckt und sich einig, dass das Geld gut in Schulbüchern angelegt ist. "Das Buch ist toll", schwärmt Lehrerin Brigitte Schuster von der Neuanschaffung, dem "Vorkurs Deutsch" aus dem Hueber-Verlag, den sie den Spendern zeigt.

Mit der Spende kann jedem der Eritreer oder Syrer, die aus ihrer Heimat flüchteten und nun in der Mittelstadt ein neues Zuhause gefunden haben, ein eigenes Lehrbuch überreicht werden. Zwischen zwei Wochen und drei Monaten sind die rund 60 Lernwilligen nun hier, die förmlich darauf brennen, die Sprache ihres Zufluchtlandes kennenzulernen. "Manche sind erst zwei Tage hier und kommen direkt zum Lernen hierher", freut sich Brigitte Schuster über den Lerneifer ihrer Schützlinge, die zweimal in der Woche in die Südschule kommen. Unter den Schülern sind viele Studierte, sind Anwälte, Apotheker oder Lehrer . Aber auch diejenigen, die den Flüchtlingen eine für sie gänzlich neue Sprache beibringen, sind nicht unbedingt als Lehrer ausgebildet. Da sind Brigitte Schuster (65) oder Oberstudiendirektor Baptist Schreiner (82) schon eine Ausnahme. Die anderen wie Zahnarzt Michael Fischer (74), die ehemalige Beamtin Barbara Lipinski (59) oder Physiotherapeutin Gilla Günther (70) wollen einfach helfen und den Menschen, denen nach ihrer Flucht manchmal kaum mehr geblieben ist als ihr Leben, den Start in einem fremden Land etwas erleichtern. Seit Mai vergangenen Jahres gibt es den Deutsch-Unterricht für Flüchtlinge , denn Integration geht über die Sprache. Dass die Verständigung zu Beginn lediglich über Bildwörterbücher, Gestik und Mimik erfolgt, ist für die ehrenamtlichen Lehrer kein Problem. "Das geht eben alles etwas langsamer", sagt Brigitte Schuster bei der Spendenübergabe am vergangenen Dienstag.

Die anwesenden Schüler schauen aufmerksam in die Runde, während Oberbürgermeister Hans Wagner in Englisch erklärt, warum an diesem Tag unbekannte Menschen in die Unterrichtsstunde bei Lars Jensen "platzen". Manche sprechen aber auch diese Sprache nicht. Doch manch einer versteht, dass hier Leute sind, die ihnen Geld für Schulbücher zur Verfügung stellen und erklärt es seinen "Klassenkameraden". Leuchtende Augen und ein Lächeln von erwachsenen Männern und Frauen sind dann auch der Dank für die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer.

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