Literatur St.Ingbert Ein Ort, der zum Schreiben drängt

St. Ingbert · St. Ingbert offenbart sich in der neuen Anthologie des Pädagogen Dirk Walter zu St. Ingberter Autoren als unerwartet kreativer Raum.

 Dirk Walters Anthologie zu St. Ingberter Autoren ist seit Juni im Buchhandel erhältlich.

Dirk Walters Anthologie zu St. Ingberter Autoren ist seit Juni im Buchhandel erhältlich.

Foto: Teresa Bauer

Bücher über St. Ingbert und dessen Ortsteile gibt es einige. Meist Fachlitartur oder eine romantisierte Zeichnung der Landschaft zwischen Blies und Saar, reichlich bebildert und oft von Nicht-St. Ingbertern oder gar Nicht-Saarländern verfasst, was keineswegs zu kritisieren ist. Kaum bekannt hingegen ist, dass St. Ingbert eine Vielzahl an „waschechten Dengmerter“ Autoren und Literaten zu bieten hat, die längere Zeit hier lebten und leben.

Dirk Walter, früherer Gymnasiallehrer für Deutsch und Geografie am Leibniz-Gymnasium in St. Ingbert, Landesfachberater und Landesvorsitzender Deutsch sowie seit seiner Pensionierung 2012 Redakteur der Vereinszeitschrift „Die Neueste Melusine“, ist Herausgeber der im Juni erschienenen Anthologie „St. Ingbert: Literatur einer Stadt. Streiflichter von Karl August Woll bis Martin Bettinger“. In dieser sammelte er Gedichte, Auszüge aus Bühnenstücken, Romanen und Erzählungen 17 lokaler Autoren. Darunter Sybille Knauss, Siegmund Nimsgern, Alfred Betz oder Eugen Motsch.

Auf rund 300 Seiten erfährt man manch Beeindruckendes, Überraschendes oder Nostalgisches — ob in Hochsprache oder Mundart. Im Vorwort geht Walter auf Fragen ein, die ihm so manches Mal bei der Suche nach Werken gestellt wurden: „Warum gerade St. Ingbert? Ist das nicht räumlich ein bisschen zu begrenzt oder speziell, etwa im Vergleich mit ‚Saarpfalz’ oder ,Saarland literarisch’? Gibt es überhaupt genug (belletristische) Autoren respektive Texte, die eine solche Auswahl rechtfertigen würden?“

„Schon damals widersprach ich solchen Bedenken, da mir bereits eine Fülle von Lesenswertem bekannt war, das mein Vorhaben rechtfertigte... . Dabei wurde mir aber auch im Hinblick auf die angeblich so enge räumliche Themenwahl immer klarer, dass der Ort St. Ingbert mit seinem Umland ein äußerst bemerkenswertes Milieu ist — historisch wie sozial.“, so Walter.

St. Ingbert sei seit Generationen eine „Art Biotop für Menschen, die es zum Schreiben drängt“. Thematisch schafft es Walter in seiner Sammlung eine beeindruckende Spanne „vom rein örtlichen Bezug bis ins Weltweite und Allgemein-Menschliche“ zu vereinen.

So ist die Anthologie auch dahin gehend in die themenbezogenen Kapitel „Über St. Ingbert“, „Vom Saarland und dem Rest der Welt“ und „Menschliches und Allzumenschliches“ unterteilt. St. Ingbert während der Französischen Revolution, das Aufbegehren der Bauern gegen die Blieskasteler Herrschaft von der Leyen, die Stadt während und nach dem Zweiten Weltkrieg, aber auch Heimatgefühle und Kindheitserinnerungen werden thematisiert.

Genauso Erfahrungen von St. Ingbertern in der großen weiten Welt und erste Eindrücke und Annäherungen Hinzugezogener, die sich mit ihrer neuen Heimat St. Ingbert respektive dem Saarland vertraut mach(t)en. Auch Fotos, Biografien und die Gesamtwerke der Autoren stellt Walter in seiner Sammlung bereit. Es wäre schön, so Walter im Vorwort, „wenn es zu eigenständigem Weiterlesen in den Büchern, aus denen die Texte stammen, führen würde“.

Karen Leiner von der Buchhandlung Friedrich zeigt sich begeistert von dem Werk: „Wir unterstützen sehr gerne solche lokalen Projekte. Es gibt viele ortsänsässige Autoren und es ist interessant, deren literarische Werke in so einer kompakter Form zu sehen.“

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