Ein Open-Air-Symposium im Namen der Kunst

St. Ingbert. Der Blick Max G. Grand-Montagnes ging am Samstagmittag zum Himmel: "Ab 17 Uhr kann es von mir aus regnen, früher nicht." Auch wenn andere Passanten in St. Ingberts Fußgängerzone seine Vorliebe für Sonnenschein teilten, hatte er doch ganz besonderen Grund, auf gutes Wetter zu hoffen

 Jeder genoss am Samstag in der Fußgängerzone das schöne Wetter auf seine Art, hier beim Malen und Eis essen. Foto: Cornelia Jung

Jeder genoss am Samstag in der Fußgängerzone das schöne Wetter auf seine Art, hier beim Malen und Eis essen. Foto: Cornelia Jung

St. Ingbert. Der Blick Max G. Grand-Montagnes ging am Samstagmittag zum Himmel: "Ab 17 Uhr kann es von mir aus regnen, früher nicht." Auch wenn andere Passanten in St. Ingberts Fußgängerzone seine Vorliebe für Sonnenschein teilten, hatte er doch ganz besonderen Grund, auf gutes Wetter zu hoffen. Denn der Maler war einer der Organisatoren des deutsch-französischen Künstlersymposiums, das Maler und Bildhauer in die gute Stube der Mittelstadt ziehen sollte, um zur Belebung des Stadtbildes beizutragen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Über die Kunst, das Leben und die Dinge des Alltags. Und sie kamen - an die 40, ein Drittel aus Frankreich. Sie ließen sich in der Kaiserstraße mal mittendrin, mal an ruhigen Ecken nieder, um ganz in sich versunken oder im Gespräch mit Passanten ihrer Passion zu frönen.Das war es, was sich Max G. Grand-Montagne gewünscht hatte, und auch das Wetter spielte bis zum Schluss mit. Anfangs verstohlen schauten die Marktgänger und Stadtbummler auf die Aquarelle und Ölbilder, die in der Kaiserstraße ausgestellt waren oder auf der Staffelei ihren letzten Schliff bekamen. Während einige Maler im Grünen in der Gustav-Clauss-Anlage fast schon meditierend tätig waren, saßen andere in der Fußgängerzone bei den Gästen des Eiscafés oder direkt vor einer Boutique malend neben den Kleiderständern. Denn die letzten Minuten der Schnäppchentage waren angebrochen - und wo kommt man ungezwungener und direkter in Kontakt mit den St. Ingbertern, als nach einem gelungenen Einkauf. Mit Tüten oder einem Eis in der Hand oder einfach nur so, ließen sich die Leute auf die Kunst ein. Sie bewunderten Ikonen oder Aquarelle, die Landschaften in Frankreich oder auch des Bliesgaus zeigten, Blumen, Bäume und Tiere, die auf Leinwand gebannt waren. Da bekam der ein oder andere schon Lust, selbst Hand anzulegen. Bei Peter Schmieden dauerte es nicht lange, bis sich ein Steppke meldete, der "gern auch mal malen wollte" und schon hielt er einen Pinsel in der Hand.

Auch neben der Alten Kirche konnte "mitgeschafft" werden. Egon Irmscher hatte einen roten Pfälzer Sandstein mitgebracht, der auf Bearbeitung wartete. An diesem konnte man sich versuchen, was vor allem Kinder in Anspruch nahmen. Und nebenbei lernten sie noch, welches Handwerkszeug man für so eine Arbeit braucht. Nebenan entstand ebenfalls aus einem, wenn auch hellen Sandstein der Region, eine Eule. Die Bildhauer freuten sich auf die Sommerakademie, die sie in dieser Woche auf das Gelände des Kulturhauses in der Annastraße ausführt. Wenn die Kurse nicht immer so gut besucht wären, hätte man sie durch Mund-zu-Mund-Propaganda an diesem Tag voll bekommen. Gerade dort, wo sich die Bildhauer niedergelassen hatten, war die errichtete Ingobertus-Statue auf dem Kreisel das Top-Thema. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht, dass der Heilige schon steht, aber eher ein Frauengesicht aufweist. Manch einer wollte ihn sich aus Künstlersicht noch am selben Tag anschauen. Ziel erreicht, könnte man sagen, denn über den Aufhänger Kunst kam man im Freiluftatelier einander näher. Gemeinsame Interessen oder Themen waren schnell ausgemacht.

Natürlich wurde auch fleißig gearbeitet. Dabei standen immer wieder die zwei beherrschenden Elemente in der Kaiserstraße Modell - die Engelberts- und die Josefskirche. In Öl, Kreide oder Aquarell. Versunken blieben einige vormals Eilende stehen und gaben sich den etwas anderen "Ansichten" hin. Und so bekamen die St. Ingberter einmal aus einer anderen Perspektive gezeigt, wie schön doch ihre Stadt eigentlich ist.

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