Kahlenberg Ein neuer Zeitzeuge steht auf dem Kahlenberg

St. Ingbert/Rohrbach/Hassel · Die Ortsteile Rohrbach, Hassel und St. Ingbert haben in gemeinsamer Arbeit einen neuen Dreibannstein angefertigt und aufgestellt.

 Vertreter der drei Ortsteile, der Heimat- und Verkehrsvereine sowie die Bildhauer bei der offiziellen Einweihung des Dreibänners am vergangenen Sonntag auf dem Kahlenberg.

Vertreter der drei Ortsteile, der Heimat- und Verkehrsvereine sowie die Bildhauer bei der offiziellen Einweihung des Dreibänners am vergangenen Sonntag auf dem Kahlenberg.

Foto: Cornelia Jung

Knapp 14 Tage stand der neu gehauene Dreibannstein aus rotem Sandstein bereits auf dem Kahlenberg, als Vertreter der drei Ortsteile er am vergangenen Sonntag im Rahmen des Kahlenbergfestes den Stein offiziell eingeweiht haben. Der Musikverein Rohrbach spielte zu Ehren dieses Ereignisses die „Europamelodie“, „Freude schöner Götterfunken“, den „Radetzky-Marsch“ sowie die Nationalhymne. Liest man in historischen Schriften über die Bedeutung der Grenzsteine, waren diese besonderen Melodien dem Anlass mehr als würdig.

Denn Grenzfrevel, zum Beispiel das Verrücken von Grenzsteinen, wurde als Tat einem Mord oder Brandstiftung gleichgestellt und mit hohen Strafen, bis hin zum Tod, geahndet. Die Grundstücksgrenzen standen unter einem besonderen Schutz. „Hier sind wir also am Mittelpunkt Europas“, sagte Konrad Weisgerber, der Vorsitzende des St. Ingberter Heimat- und Verkehrsvereins (HVV), scherzhaft. Für die damaligen Herrschaften markierte dieser auch Dreiherrnstein genannte Markierungspunkt zwar nicht den zentralen Punkt, aber die Grenze ihres Einflussbereiches. Das 1761 im Zuge der Absteckung der Landesgrenze rings um St. Ingbert gesetzte Hoheitszeichen, das das Gebiet derer von der Leyen (St. Ingbert), des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken (Rohrbach) und der Herrschaft Hassel unter pfalz-zweibrückischer Oberhoheit abgrenzte, war nicht mehr auffindbar.

So entstand beim HVV nach einer Grenzsteinwanderung die Idee, einen dem alten Dreibänner nachempfundenen Stein an die ursprüngliche Stelle zu setzen. In einer konzertierten Aktion schufen die drei Bildhauer Erich Morlo, Günter Weiland und Egon Irmscher, stellvertretend für die drei angrenzenden Ortsteile, je eine Seite des Steines. Als Muster dienten andere Grenzsteine, da kein Bild des Originals verfügbar war. Für Bildhauer Irmscher stellte das von der Leyensche Wappen trotz seiner langjährigen Arbeitserfahrung eine große Herausforderung dar. Denn in der Heraldik, der Wappenkunde, zeigt das Stammwappen in Blau einen silbernen Pfahl. Bei der Bildhauerei bedient man sich der fehlenden Farbe wegen bestimmter Kniffe, um einen Hinweis auf die farbliche Gestaltung zu geben. Irmscher stattete der Schlosskirche und dem Rathaus in Blieskastel einen Besuch ab, um sich zu informieren, wie das Problem von den Altvorderen gelöst wurde und entschied sich, die sonst in Blau gehaltenen Bereiche waagerecht zu scharieren, also mit parallelen vertieften Hohlkehlen oder Hieben zu versehen. Der fertige Stein wurde offiziell eingemessen, nachdem sie zuvor an seiner Basis kleine Erinnerungsstücke als Zeitzeugen angebracht haben.

Brachte man bei den Römern in der Antike beim Einsetzen eines Grenzsteines noch das Blut eines Opfertieres und andere Opfergaben dar, wurden dem neuen Dreibänner beispielsweise ein Eisenbahn-Pin, die Medaille zum 150. Bahnjubiläum sowie ein kleiner Anstecker mit dem St. Ingberter Wappen beigegeben.

Wie zu früheren Zeiten war die Einweihung auch am Sonntag ein offizieller Akt, zu dem neben einigen interessierten Bürgern auch die Künstler, Vertreter der Ortsteile und einige Politiker kamen. Wie Konrad Weisgerber bei dieser Gelegenheit erzählte, war man früher als Stadtrat gehalten, einmal rund um den Bann zu laufen. „Heute sind alle fußlahm“, sagt er. Bei der Neusetzung gehe es nicht nur um solch einen Stein an markanter Stelle, sondern vor allem um die Pflege und Erhaltung alter Steine, die oft durch Waldarbeiten beschädigt werden.

„Grenzsteine sind Zeitzeugen, so alt wie die Alte Kirche, aber auch Kunstwerke“, hob Weisgerber die Bedeutung der Steine auch für die heutige Zeit hervor. „Es ist wichtig, dass wir das kulturelle Erbe bewahren“, sagte St. Ingbertes Ortsvorsteher Ulli Meyer, „man kann davon ausgehen, dass die Grenzziehung an manchen Stellen bis weit ins Mittelalter hineinreicht.“ Und an die Vereinsmitglieder und Bildhauer gewandt: „Ihr schafft etwas Wichtiges – die Identifikation mit dem Ort.“

 Die Hasseler Seite des Dreibannsteines auf dem Kahlenberg.

Die Hasseler Seite des Dreibannsteines auf dem Kahlenberg.

Foto: Cornelia Jung

Der Stein wurde zu jeweils einem Drittel von den drei Ortsteilen übernommen. Da dürfte die kleine finanzielle Zuwendung, die Umweltminister Reinhold Jost aus dem saarländischen Sport-Toto-Topf beisteuerte, ein willkommenes Geschenk gewesen sein.

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