Ein Museum wäre wünschenswert

St Ingbert · So mancher alteingesessene St. Ingberter träumt von einem Erinnerungsort an die bewegte industrielle Geschichte der Mittelstadt. Im Kulturausschuss des Stadtrates wurden jetzt Chancen für ein Museum ausgelotet. Ausstellungsstücke gäbe es genug. Der Knackpunkt ist die Finanzierung.

 Dieter Wirth und Heidemarie Ertle im St. Ingberter Stadtarchiv mit dem Gästebuch vom Elsterstein, das es aus der Sicht mancher St. Ingberter ebenfalls Wert wäre, den Tiefen des Rathauses entrissen und der Öffentlichkeit präsentiert zu werden. Foto: Cornelia Jung

Dieter Wirth und Heidemarie Ertle im St. Ingberter Stadtarchiv mit dem Gästebuch vom Elsterstein, das es aus der Sicht mancher St. Ingberter ebenfalls Wert wäre, den Tiefen des Rathauses entrissen und der Öffentlichkeit präsentiert zu werden. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

Ein Museum soll in St. Ingbert über die Industriegeschichte der Stadt Auskunft geben, wenn es (nicht nur) nach dem Willen der CDU-Mitglieder im Kulturausschuss des Stadtrates ginge. Man habe genügend Exponate, um mit den Themen Kohle, Eisen, Glas und Bier auch auswärtige Besucher ansprechen zu können oder gar ein "Saarländisches Zentrum für Industriegeschichte " zu etablieren. Sogar die Völklinger Hütte und das im Entstehen begriffene Museum für europäische Geschichte in Brüssel hätten sich um Leihgaben aus St. Ingbert bemüht, was für die Bedeutung der Stücke und damit auch St. Ingberts spreche. Gilt der Prophet im eigenen Land also nichts? Architekturstudenten hatten den St. Ingbertern vor einiger Zeit in der Schwankhalle auf dem ehemaligen Brauereigelände anhand einer Machbarkeitsstudie und Modellen schon einmal gezeigt, wie ein Ausstellungskonzept aussehen könnte. Die St. Ingberter waren neugierig und nach der Präsentation begeistert. Immer mal wieder wurde der Wunsch, auch von Rainer Henrich vom Heimat- und Verkehrsverein, laut, nach der Schließung des Bildermuseums 2007 eines für Heimatgeschichte zu eröffnen und das in der Neuen Baumwollspinnerei anzusiedeln, wenn sie denn fertig ist. Schon früher hatte es an wechselnden Stellen ein Museum gegeben, heute jedoch ist die Museumslandschaft in St. Ingbert verdorrt. Ist St. Ingbert trotzdem als Mekka der Industriegeschichte denkbar? "Ja, so etwas hätten wir schon gern", sagte Oberbürgermeister Hans Wagner in der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses, "aber lasst uns erstmal die laufenden Projekte fertig machen. So lange wir unsere Pflichtaufgaben nicht erfüllt haben, wie die Sanierung der Grundschulen, sollten wir keinen neuen Dinge anschieben, denn ganz vorn steht deren Finanzierbarkeit." Für ein Museum sei eben derzeit kein Geld da. "Ich finde schon, dass die Dringlichkeit eines Museums gegeben ist", entgegnete Mathilde Thiel, "die Bedingungen im Archiv sind nicht gut." Wenn Leute ins Stadtarchiv wollten, gingen sie im Slalom an den Ausstellungsstücken vorbei. "Die Gegenstände dort im Flur tun mir leid", so die SPD-Frau.

Eine, die es mit richten könnte, dass den "abgetauchten" und in verschiedenen Depots zwischengelagerten Exponaten wieder Bedeutung zukommt, ist Heidemarie Ertle. Die neue Mitarbeiterin im Stadtarchiv soll mit dafür sorgen, dass die Stücke in die Öffentlichkeit kommen und die Geschichte St. Ingberts in einer Ausstellung, wie beispielsweise beim Jubiläum des St. Ingberter Eisenbahnanschlusses, wieder greif- und sichtbar wird. Die Stadtverwaltung strebt einen "Runden Tisch" an, der eine Machbarkeitsstudie inklusive der Finanzierung für den Stadtrat erarbeitet. Dieses Gremium solle aus Vertretern der Politik, Historikern, Museumsfachleuten und Vertretern der Stadtverwaltung bestehen. Der Kulturausschuss sprach sich für dieses Vorgehen aus.

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