Ein Markt in Erinnerung an die alten Zeiten

St Ingbert · Die Wirtschaftsförderung der Stadt St. Ingbert organisierte am Samstag einen Nostalgiemarkt wie zu Albert Weisgerbers Zeiten. Wetter, Akteure und Gäste bildeten eine harmonische Einheit. Da passte alles.

 Die „Musenbolde“ flanierten stundenlang durch die Fußgängerzone, Kleidung und Mimik an vergangene Zeiten angepasst. Fotos: Jung

Die „Musenbolde“ flanierten stundenlang durch die Fußgängerzone, Kleidung und Mimik an vergangene Zeiten angepasst. Fotos: Jung

 Darf ich bitten, Madame?

Darf ich bitten, Madame?

 Zwei echte Weisgerber. Konrad ist kreativ wie sein Urgroßonkel.

Zwei echte Weisgerber. Konrad ist kreativ wie sein Urgroßonkel.

. Anlässlich des 100. Todesjahres Albert Weisgerbers gibt es in St. Ingbert eine Reihe von Vorträgen, Ausstellungen und Führungen. Doch der Nostalgiemarkt "Anno 1906" , der am Samstag von der Stadt gemeinsam mit vielen Akteuren in der Fußgängerzone organisiert wurde, sprach nicht nur Kunstinteressierte an und wird wohl so manchem Flaneur oder extra aus diesem Grund in die Stadt Gekommenen noch länger im Gedächtnis bleiben. Viele einzelne Mosaiksteinchen ließen eine lockere Atmosphäre aufkommen, die Albert Weisgerber wohl gefallen hätte.

Im Vorfeld der Veranstaltung hatten Kindergartenkinder im Geburtshaus des Malers, in dem heute das "Times" hungrige Gäste empfängt, sowie im Schaufenster der Buchhandlung Klein selbst gemalte Bilder in Anlehnung an den St. Ingberter Künstler ausgestellt, während verteilt in der Stadt "live" gemalt und kreativ gearbeitet wurde. Denn das Deutsch-Französische Künstlersymposium fand zeitgleich statt. Viele Passanten bewunderten die gerade im Entstehen begriffenen Farbtüpfelchen mit Motiven wie der Engelbertskirche, St. Josef oder dem Nash, dem ehemaligen Ausliefer-Fahrzeug der Becker-Brauerei. Die Bilder hätten so auch schon vor 100 Jahren entstehen können.

Auch die Händler mit Waren aus der Biosphäre orientierten sich wieder an Bewährtem und Althergebrachten. Öle, Salze, Seifen, Deko-Objekte aus Stroh, Wein und noch vieles mehr fand seine Käufer. Und wer an diesem Samstag dachte, nur einen kurzen Abstecher in die Stadt zu machen, fand sich zum Teil Stunden später in einem der Cafes oder Restaurants wieder. Die Leichtigkeit des Tages fingen viele St. Ingberter und ihre Gäste ein und blieben spontan bis in den späten Nachmittag.

Die Theatergruppe Musenbolde, die bewundernde Blicke auf sich zog, hatte sich der Jahrhundertwende entsprechend in Schale geworfen, wie auch die Mitglieder der Tanzschule Fess, die vor der Alten Kirche Tänze aus der "Drehorgelzeit" präsentierten. Quadrille, Rheinländer und Wiener Blut waren nur einige der "bewegten Hingucker", die die umstehenden Zuschauer zum Ruf "Zugabe" veranlassten. Überall sah man freundliche und glückliche Gesichter, auch bei Kindern, die sich die Zeit mit Malen oder Kerzenziehen vertrieben.

Das Wetter hätte nicht besser sein können und fragte man die Städter und ihre Gäste, gab es nur Lob für diesen Nostalgiemarkt. Äußerungen wie "ein tolles Flair", "wir hätten nicht gedacht, dass so viel los ist" oder "das ist saarländische Lebensart" ließen vermuten, dass man sich hier öfter so etwas wünschen würde.

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