Ein Festival der Schlager

Hassel · Die Eisenberghalle in Hassel stand am Samstagabend ganz im Zeichen des Deutschen Schlagers. Jens Wagner hatte sich angekündigt und überzeugte sein Publikum vor allem mit den schönsten Schlager-Hits der 70er Jahre.

 Jens Wagner bei seinem „Festival der Liebe“ am Samstagabend in der Eisenberghalle in Hassel.

Jens Wagner bei seinem „Festival der Liebe“ am Samstagabend in der Eisenberghalle in Hassel.

Foto: Jörg Martin

Der Sänger Jürgen Marcus wird 1973 nicht geahnt haben, dass sein Schlager "Ein Festival der Liebe" einmal über 40 Jahre später Hassel eine Rolle spielen wird. Doch genau das geschah am vergangenen Samstagabend in der Eisenberghalle. Die war nämlich fest in der Hand von Schlagersänger Jens Wagner. Den Mann mit Wurzeln in Ormesheim jedoch nur auf dieses Genre zu reduzieren, täte ihm mehr als Unrecht. Wagner ist vor allem Entertainer und Musiker.

Dinge, die eine wichtige Rolle spielen, wenn man das Publikum schnell erreichen und auch mitnehmen will. Jens Wagner ging direkt beim ersten Titel, gleichzeitig der Name des aktuellen Programms "Ein Festival der Liebe", ins Publikum. Als danach, wegen der entsprechenden Textpassage, noch ein Mädchen auf dem Fahrrad daherkam, merkte man, dass es um "Ein Bett im Kornfeld" ging. Es wunderte einem nicht, dass bereits beim Titel Nummer 3 ("Sag' mir quando, sag' mir wann") die ersten Paare tanzten. Eins vorneweg: Es wurden mehr. Wesentlich mehr. Am Ende war kaum mehr ein Durchkommen in den Gängen. Es scheint für Jens Wagner ein Leichtes zu sein, Titel wie "Die kleine Kneipe" zu singen, die man heute kaum noch hört. Immer wieder trägt er dazu ein anderes Outfit, wechselt die dazugehörige Mimik und Gestik und schlüpft in eine andere Rolle. Dazu eine geradezu perfekt durchchoreographierte Bühnen-Show, die immer wieder etwas anderes zeigt. Kein Wunder, wenn schnell mitgeschunkelt und -gesungen wird. Das führt alleine bei der Ankündigung von "Sieben Tage, sieben Nächte" schon zu Vorschussapplaus. Knapp 30 Minuten nach Beginn kochte bereits die Halle.

Eine gute Grundlage, um auch den neuen CD-Titel "Mach nicht alles kaputt" zu präsentieren. Oder, um kurz Töchterchen Anna auf die Bühne zu holen. Spätestens beim S.T.S.-Titel "Fürstenfeld" stand dann die Eisenberghalle Kopf. Ein Konzert? Nein, das war eine Party. Wagner scheint die Nähe seiner, teilweise aus Stuttgart angereisten, Fans zu brauchen. Er steigt zu ihnen auf die Stühle wie bei "Rote Lippen" und steuert danach den Gänsehautfaktor von "Ich war noch niemals in New York" bei.

Der Sänger spannt die Zielgruppe weit: Ob vom Schlagerrevival-Fan mit Mitte 30, über den Sechziger, der sich an "My Butterfly" genauso freudig erinnert, bis zum Mitsiebziger, der bei "Santa Domingo" Tränen in die Augen bekommt. Doch Wagner fühlt sich auch mal in Reihe 2 wohl, überlässt anderen das Rampenlicht, die genau auf dem Niveau weitermachen, wo er sie hingeführt hat. Mit den stehenden Ovationen am Ende hatte man schon gerechnet. "Merci, dass es Dich gibt", so der Name eines Werbesongs, den er als Zugabe beisteuerte. Man nimmt dem Mann die Dankbarkeit ab.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort