Durch Gersheim auf den Spuren des leidenden Jesus

Gersheim · Mit Pfarrer Krystian Scheliga voran sind dieser Tage rund 50 Gläubige zum Kreuzweg durch Gersheim gestartet. An mehreren Stationen meditierte, sang und betete die Gruppe und erinnerte sich unter anderem an die alte jüdische Kultusgemeinde.

Meditation, Gesang und Gebete, so gestaltete sich der Ökumenische Kreuzweg der Jugend in Gersheim. Erstmals seit 2008, als in Niedergailbach die sieben Stationen abgegangen worden waren, wurde auf Initiative des Pastoralteams der Heilig-Kreuz-Pfarrei und mit Unterstützung der wieder belebten Ökumenischen Jugendvertretung die Passion Jesu wie an vielen anderen Gemeinden Deutschlands thematisiert.

"Menschen auf dem Weg durch die dunkle Nacht" wurde zu Beginn gesungen. An der ersten Station vor der DRK-Seniorenresidenz erinnerte Pastoralreferent Klaus Scheunig daran, dass in Zeiten der DDR der Jugendkreuzweg eine Gebetsbrücke über die Mauer hinweg darstellte. Bis 1989, als die deutsch-deutsche Mauer fiel, seien Materialien in den Osten geschmuggelt worden. Erstmals wurde der Kreuzweg 1958 im Berliner Waldstadion beim damaligen Katholikentag gebetet. Seit 1972 ökumenisch gestaltet, werden mit ihm Konfessions-, Generationen- und Gleichgültigkeitsgrenzen überwunden. In Texten wurde beispielsweise beklagt, dass es "verdammt" wehtue, einen lieben Menschen leiden zu sehen, nicht helfen zu können, lähmende Macht der Verzweiflung zu spüren. Doch wurde auch darauf hingewiesen, dass in der Dunkelheit eine Hand die Richtung zeige, die den Weg zum wahren Leben weise. Alljährlich werden neue Materialien zusammengestellt. Diesmal, unter dem Titel "Jener Mensch Gott", standen Motive aus dem Isenheimer Altar von Matthias Grünewald im Mittelpunkt. Der Hintergrund des Altars wurde vom Antoniusorden für sein Hospiz von 1512 bis 1516 gemalt und stellt einen erschütternden Jesus als einen Christen dar, der mit den Menschen, die todgeweiht am schrecklichen Antoniusfieber erkrankt waren, mitleidet. Pfarrer Krystian Scheliga trug das Holzkreuz, ging voran, führte die etwa 50-köpfige Gruppe durchs Dorf, auch in die Ludwigstraße, wo vor der ehemaligen Synagoge Gersheims inne gehalten wurde.

Vor genau 100 Jahren, so Scheunig, sei die jüdische Kultus-Gemeinde erloschen. An die jüdischen Bewohner erinnern auch drei "Stolpersteine", die in den Boden eingebracht Menschen in den Blick rücken, die der schrecklichen und unmenschlichen Naziherrschaft zum Opfer gefallen waren. Der Abschluss des Kreuzweges, während dem an den Stationen Menschen verschiedener Dörfer die Meditationstexte vortrugen und musikalisch von Andrea Agnetta begleitet worden war, fand im historischen Dorfzentrum vor Spohns Haus, dem Pfarrhaus und in der Pfarrkirche statt. Der Kreuzweg soll im nächsten Jahr in einem anderen Gersheimer Dorf stattfinden.

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