Drum prüfe, welcher Stoff nun bindet

St Ingbert · 80 Schüler absolvierten in diesen Tagen am Albertus-Magnus-Gymnasium (AMG) ihre schriftlichen Abiturprüfungen, 86 Schüler sind es am Leibniz-Gymnasium. Am 13. und 14. Juni gilt es dann, die mündlichen Prüfungen hinter sich zu bringen. Am AMG ist fürs Mündliche Religion sehr gefragt.

 15 Schüler legten am Donnerstagmorgen am St. Ingberter Albertus-Magnus-Gymnasium unter den wachsamen Augen von Schulleiterin Heike Scholz ihre Abiturprüfung in den Fächern Physik, Chemie und Biologie ab und gehören damit zu den wenigen, die neben Mathematik freiwillig ein weiteres naturwissenschaftliches Fach gewählt haben. Foto: Patricia Müller

15 Schüler legten am Donnerstagmorgen am St. Ingberter Albertus-Magnus-Gymnasium unter den wachsamen Augen von Schulleiterin Heike Scholz ihre Abiturprüfung in den Fächern Physik, Chemie und Biologie ab und gehören damit zu den wenigen, die neben Mathematik freiwillig ein weiteres naturwissenschaftliches Fach gewählt haben. Foto: Patricia Müller

Foto: Patricia Müller

8.45 Uhr am Donnerstag in der Eingangshalle des Albertus-Magnus-Gymnasiums (AMG): Für 15 von 80 Schülern steht die vorletzte Abiturprüfung an. Sie sind die wenigen, die sich für eine schriftliche Prüfung in einem naturwissenschaftlichen Fach entschieden haben. Acht von ihnen rufen gleich ihr Wissen in Chemie ab, fünf in Biologie und zwei in Physik . Ein junger Mann, der sich für heute auf "elektromagnetische Felder, Kondensatorisches und Subatomares" vorbereitet hat, wird vorab noch eine Theorie dazu los, warum sich so wenige für Physik entscheiden. Die Bücher zur Abiturvorbereitung vermittelten ein falsches Bild von Physik . Im Grunde sei der Stoff darin schwieriger als das, was in der Abiturprüfung abgefragt werde. Auch die anderen in der Halle wirken gelassen. "Es bringt nichts, jetzt noch zu lernen", sagt Regina Leiner (17), die sich gerade mit Mitschülerinnen austauscht. "Wenn man es jetzt nicht kann, ist es zu spät." Dann ist die Zeit gekommen, in den Prüfungsraum zu gehen. Oberstufenleiter Jens Ammer hat vorab die Toiletten auf Spicker inspiziert. Ein Mädchen verschwindet schnell noch einmal hinter der Tür mit der Aufschrift "Damen". "Für den Lehrer ist es mindestens genauso spannend", grinst Ammer. Auf den ersten Blick scheinen die Schüler gelassen bis gut gelaunt, während ein Teil doch sichtlich angespannt in die Luft starrt. Auf den Bänken haben sie alles aufgereiht, was sie brauchen: Stifte, Lineale, Taschenrechner für die Physiker, Getränke, Traubenzucker und ein Marienkäfer aus Schokolade, der sicher eher als Glücksbringer dienen soll statt zur Energiezufuhr.

Schulleiterin Heike Scholz gibt nun Anleitungen zum Falten der Papierbögen, dazu, was die Schüler darauf schreiben sollen und teilt mit, dass Täuschungsversuche tabu sind. "Schließlich haben Sie so lange darauf hingearbeitet." Dann öffnet die Schulleiterin die versiegelten Umschläge mit den Abiturprüfungen, teilt sie an die anwesenden Fachlehrer aus, die die Aufgaben durchschauen, dann erhalten auch die Schüler eine Kopie, die sie mit der Textseite nach unten vor sich platzieren. Ein Mädchen in der letzten Reihe bändigt noch schnell ihre Haare zu einem Zopf. Ein Junge in der ersten Reihe legt die Hände in den Schoß, schließt die Augen und atmet einmal ganz tief durch. 9 Uhr: Es geht los. Prüfung umdrehen. Die einen lesen ausgiebig Aufgaben durch, markieren Stellen mit Textmarkern, unterstreichen, andere schreiben los, löschen Geschriebenes wieder mit einem Tintenkiller, schauen prüfend zu Mitschülern, stecken Stift-Enden in den Mund. Alles, was sie in der Oberstufe gelernt haben, muss nun abrufbereit sein.

"15 ist noch relativ viel", sagt der Oberstufenleiter zur Anzahl der naturwissenschaftlichen (NW) Prüfungen an diesem Tag. "Es waren auch schon weniger." Das aktuelle Kurs-System benachteilige die NW-Fächer. Denn mit der Matheprüfung, die jeder Abiturient absolvieren muss, sei der NW-Bereich bereits abgedeckt. Eine weitere Prüfung in diesem Bereich ist also freiwillig. Im Mündlichen, das am 13. und 14. Juni stattfindet, sehe die Verteilung nicht anders aus. Am Leibniz-Gymnasium, wo 86 Schüler zur Prüfung zugelassen sind, ebenso wenig, wie Schulleiter Erik Brill berichtet. "Für mich als Biologielehrer ist das schade. Im mündlichen Abitur gibt es die Tendenz zur Wahl von zweistündigen Fächern in der Prüfung", also Kunst, Musik und Religion. Aus Schülersicht sei es verständlich, dass diese dann lieber Fächer wählen, in denen der Ordner mit Lernstoff nur halb so dick ist, weil sie statt vier nur zwei Stunden pro Woche unterrichtet wurden, sagt Ammer vom AMG. Zahlenmäßiger Spitzenreiter im mündlichen Abitur ist dort Religion. Und: "Das passt natürlich für eine katholische Schule."

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