Leserbrief Dressur basiert auf Zwang

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Das Loblieb auf Zirkusse mit (Wild-)Tieren von Carlo Schmude kann nicht unkommentiert bleiben. Auch ohne die Grausamkeit der Dressur ist es in einem Zirkus nicht möglich, eine den Tieren gerecht werdende Umgebung zu simulieren. Die meiste Zeit verbringt ein Tier auf Reisen, gewöhnlich in einem so genannten Viehwagen. Ein soziales Leben gibt es nicht, sodass viele dieser Tiere sowohl physisch als auch psychisch erkranken. Symptome sind u.a. stereotype Verhaltensweisen wie Hin- und Herschaukeln, Auf- und Ablaufen, Vernachlässigung des Nachwuchses, Apathie, chronische Langeweile und wundgescheuerte Gelenke durch Kettenhaltung.
Die Dressur selbst ist sicher kein „Angebot einer abwechslungsreichen Beschäftigung“ für diese Tiere, sondern sie basiert auf Zwang, Futterentzug, Einschüchterung, Verabreichung von Medikamenten, Anketten, Verwendung von Elektrostäben oder Schreckschüssen. Die Vorführung dieser „Kunststücke“ in einer völlig entfremdeten Umgebung mit lauten Geräuschen, grellen Lichtern und vor ihren natürlichen Feinden wird von den Tieren sicherlich ebenfalls nicht als willkommene „Abwechslung“ gesehen.
„Respekt vor der Kreatur“ bringt man keinem Menschen nahe, indem man gequälte, geschundene und ihre Würde beraubten Tiere zu Unterhaltungszwecken missbraucht. „Respekt vor der Kreatur“ lernt man auch nicht, wenn man diese Tiere „leibhaftig sehen und riechen“ kann. Die meisten Menschen können auch niemals australische Aborigines oder mongolische Nomaden „leibhaftig sehen und riechen“, aber da käme (zu Recht) niemand auf die Idee, sie in Zirkussen vorzuführen. Die sich wiederholenden Abschweifungen auf andere Baustellen sind übrigens nicht Ziel führend.

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