Frohsinn-Fastnacht Donnernder Applaus für diesen „Frohsinn“

St. Ingbert · Die Sitzung am Freitagabend in der St. Ingberter Stadthalle bot wieder Musik, Tanz und närrisch-freche Kommentare.

Beim Auftritt der Frohsinnskrätzjer ging es auch mal biosphärisch zu. Foto: Cornelia Jung

Beim Auftritt der Frohsinnskrätzjer ging es auch mal biosphärisch zu. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

Die Kappensitzung des Männergesangverein Frohsinn ist wohl eine, die von den Dengmerter Narren mit am meisten herbeigesehnt wird. Auch wenn der Verein keine Garde sein Eigen nennt, hat er, was die Bütt, das Männerballett und den Gesang angeht, nach Ansicht vieler die kreativsten St. Ingberter Köpfe in seinen Reihen. Und obwohl die Truppe sonst aus singenden Herrlichkeiten besteht, springen diese in der Fasenacht über ihren Schatten und stellen mit dem Fastnachtschor einen gemischten Chor auf die Beine, der wie am Freitagabend den Frohsinn-Fastnachts-Reigen eröffnet.

Das Publikum ließ die Chicas des Frohsinn-Männerballetts nur nach einer Zugabe von der Bühne.

Das Publikum ließ die Chicas des Frohsinn-Männerballetts nur nach einer Zugabe von der Bühne.

Foto: Cornelia Jung
 Für Konrad Weisgerber als Lukas der Lokomotivführer war der Schulzzug bereits abgefahren.

Für Konrad Weisgerber als Lukas der Lokomotivführer war der Schulzzug bereits abgefahren.

Foto: Cornelia Jung
„Der Meyer liebt das Wandern sehr“ weiß Eleonore Meyer, die dieser Freizeitbeschäftigung allerdings nicht allzu viel abgewinnen kann.

„Der Meyer liebt das Wandern sehr“ weiß Eleonore Meyer, die dieser Freizeitbeschäftigung allerdings nicht allzu viel abgewinnen kann.

Foto: Cornelia Jung

Statt dem kranken Sitzungspräsidenten Andreas Theis eröffnete Konrad Weisgerber die Veranstaltung und begrüßte Oberbürgermeister Hans Wagner, der vor kurzem von einer Dienstreise nach Griechenland zurückgekehrt war. „Warst du auch in der Akropolis und im Parthenon?“, fragte der Fastnachter das Stadtoberhaupt, „die haben seit 2000 Jahren keinen Nachmieter gefunden und wurden trotzdem nicht abgerissen. Da kannst du dir mal ein Beispiel dran nehmen.“ Das gefiel dem Publikum, das sich wünschte, dass es mit diesem Biss weitergehen möge. Und es wurde nicht enttäuscht. Der vereinseigene Bau-Michel kündigte an, gesanglich über die Baustellenprobleme vor Ort zu berichten. „Da sind wir ja morgen noch da“, vermutete ein „Scheich“ und musste feststellen, dass man das auch in fünf Minuten hinbekommt. Wie immer war es der Pälzer Till, der als erster seinen Finger in lokale und globale Wunden legte. In diesem Jahr kam er als pinselschwingender Fastnachter mit seinem immer wiederkehrenden Motto „Ein jeder malt sich seine Welt, gerade wie es ihm gefällt“. Ob über den neuerdings vorgeschriebenen Bräunungsgrad von Pommes, GroKo oder Kokolores, Stuttgart 21, den Berliner Flughafen, die nicht mehr ganz so weiße Weste von Sportfunktionären oder die Egomanen der Weltpolitik, an diesem Abend wurde da in Reime verpackt über Dinge gelacht, die an anderen Tagen eigentlich zum Heulen wären. Erstmals ging der Frohsinn während der Sitzung „online“, um Theis per Skype einen virtuellen Krankenbesuch abzustatten. Der saß mit Schal und Narrenkappe im Bett, sah schon mal besser aus, hatte aber seinen Humor noch nicht verloren: „Ohne Frohsinn gäb‘s die Fastnacht net, und was mach‘ ich, ich leie im Bett.“ Das geht bei Meyers nicht mal am Wochenende, wie die jüngste Büttenrednerin des Abends, Eleonore Meyer, verriet. Die Tochter des Ortsvorstehers Ulli Meyer, des „Luis Trenkers für Arme“, plauderte aus dem Nähkästchen, wie es bei ihr zu Hause „wandertechnisch“ abgeht. „Manchmal glaube ich fast, mein Vater ist mit seinem Job nicht ausgelast“, reimte sie und hatte die Lacher ganz klar auf ihrer Seite. Auch Konrad Weisgerber als Lukas der Lokomotivführer schonte keinen. Er hatte Jim Knopf, seinen stillen Praktikanten, dabei und zog „in vollen Zügen“ über Welt- und Lokalpolitik her – über den Bio-
sphärenbahnhof, wo doch der Gau gar keine Gleise hat, den abgefahrenen Schulzzug auf dem Abstellgleis, den Stadtrat, der ein One Way-Ticket nach Timbuktu bekam. Knallhart, aber schön verpackt. „Der darf das“, befand ein Gast, der das auch für die Frohsinnskrätzjer gelten ließ. OB Bienen-Hans schwebte die ganze Zeit als „Drohne“ über ihnen. Bienenboy statt Liftboy hieß die Devise, denn der Stadthallenaufzug ließe noch auf sich warten. „1000 mal sondiert, 1000 mal ist nix passiert“, ging es gesanglich von Dengmert, wo an dem Tag wesentlich mehr in Bewegung war, in die Hauptstadt. „Auch Rohrbacher im Nahen Osten, jeder tut mit jedem prosten“, schlug Weinkönigin Fabienne, die das Königinnen-Casting „vergeigte“, vor, und sich am Ende ihrer Rede doch aufs heimische Bier besann. Einer ganz anderen Flüssigkeit huldigten Julanda Jochnachel und Herr Hühnerfeld: „Maggi was my first love and it‘ll be my last, Maggi auf die Nudelsche, weil Maggi so gut passt.“ Ach ja. Saarland my love. Und ein dreifach donnerndes „Alleh Hopp“ auf diese Sitzung der Freude und des Frohsinns. Diese Rakete des MGV hat gezündet und das Publikum für einige Stunden ganz weit weg in den Narrenhimmel getragen.

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