Modell-Kita für Digitalisierung in Rentrisch Gegen Vorurteile vor digitalen Erziehungshilfen

St. Ingbert/Rentrisch · Die städtische Kita „Am Stiefel“ zeigt sich bei Infoabend als Vorreiter in Sprachförderung und Digitalisierung.

Die Kinder in der Kita „Am Stiefel“ in Rentrisch sind begeistert von der digitalen Welt.

Die Kinder in der Kita „Am Stiefel“ in Rentrisch sind begeistert von der digitalen Welt.

Foto: Selina Vogler

Drei städtische Kitas in St. Ingbert nehmen an einem Bundesprogramm zu Sprachförderung und Digitalisirung teil. Das Projekt bestand ursprünglich aus drei Säulen – Sprachliche Bildung, Inklusive Pädagogik und Zusammenarbeit mit Familien – und wurde nun durch eine vierte Säule – Digitalisierung – erweitert. Schon 2016 hatte das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) ein Programms „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ aufgelegt. Hierbei fließe die alltagsintegrierte sprachliche Bildung als fester Bestandteil in die Kindertagesbetreuung mit ein, wie die Stadtverwaltung in einer Pressemitteilung betont.

Die Kita „Am Stiefel“ in Rentrisch ist die Modell-Kita für Digitalisierung. Durch ihre Erfahrungen unterstützt sie die Einführung in den anderen Sprach-Kitas unter der Trägerschaft der Stadt St. Ingbert. Sie wurde bereits von der Stadtverwaltung mit Tablets ausgestattet; eine speziell geschulte Sprachfachkraft unterstützt das Team in der Betreuung.

Auf einem Elternabend haben die Eltern der Kindergarten- und Krippenkinder ausführliche Informationen über das Thema „Digitalisierung in der Kita“ erhalten. Der Zuspruch zu diesem Infoabend war nach Angaben der Stadt riesig, vielleicht deshalb, so wird vermutet, weil die Skepsis der Eltern in Bezug auf digitale Medien im Kindergarten groß sei. „Kinderwelt ist Medienwelt“, lautete aber das Argument von Sprachfachberaterin Jelena Wagner für den Einsatz von Tablets und Co. in der frühkindlichen Bildung. Tina Okuesa, Leiterin der Kita „Am Stiefel“, teilte ihrer Meinung: „Wir müssen die Kinder in der Welt der Medien begleiten und ihnen auch den kritischen Umgang damit beibringen“, meinte sie.

Elaine Schommer, pädagogische Kita-Gesamtleiterin der Stadt St. Ingbert, ergänzte: „Kompetenzen, die Kinder für ihre Zukunft brauchen, sind auch Kompetenzen in der Anwendung von digitalen Medien. In den Berufen der Zukunft ist Anwenderkompetenz Grundvoraussetzung. Es kommt wie immer auf die Art der Nutzung und den gesunden Umgang mit Medien an. Wir greifen in der Kita die Lebenswelt der Kinder auf und unterstützen sie darin, durch die Anwendungen ihren Fragen auf den Grund zu gehen und sie als Hilfs- und Unterstützungsmöglichkeiten im Alltag zu begreifen.“

Die Eltern hätten an diesem Abend zudem eine Menge über die Sicht ihrer Kinder auf die digitalen „Freunde“ gelernt und viele Vorurteile über Bord geworfen. In unterschiedlichen Workshops nahmen sie die Perspektive der Kinder ein. „Werden Sie zur Fotokünstlerin“ (Kinder lernen am iPad die Bildbearbeitung), oder „Werden Sie zur Forscherin“ – hier bietet sich die Möglichkeit, mit dem digitalen Mikroskop und Endoskop kann man etwa in Mäuselöcher im Wald schauen – waren nur einige Beispiele dafür, wie die Kinder die analoge mit der digitalen Welt verknüpfen. Kinder müssten schon früh auf die Welt von morgen vorbereitet werden, denn „die Berufe der Zukunft kommen an der gesellschaftlichen Entwicklung der Digitalisierung nicht mehr vorbei. Medienkompetenz gehört daher wie Lesen, Schreiben und Rechnen zu unserem Bildungsauftrag“, betonte Jelena Wagner.

Alle Beteiligten hoffen jetzt, dass das Sprach-Kita-Programm noch weiter fortgeführt wird. „Die ersten drei Säulen des Programms haben wir erfolgreich eingeführt. Diese vierte Säule der Digitalisierung ist nun ein weiterer wichtiger Schritt“, erklärt die Kita-Leiterin. Auch Nadine Backes, Beigeordnete für Bildung und Kinder, war begeistert: „Das engagierte Personal der Kitas bereitet unsere Kinder perfekt auf die Grundschule vor, in der wir in St. Ingbert die Digitalisierung ja schon sehr gut integrieren“, lobte sie.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort