Dieter Wirth Seit 25 Jahren auf Spurensuche im Archiv

St. Ingbert · Dieter Wirth ist seit einem Vierteljahrhundert St. Ingberts Stadtarchivar. Für die Zukunft hat er viele Pläne: Er wünscht sich ein Museum.

 Stadtarchivar Dieter Wirth ist seit 25 Jahren im Dienst.

Stadtarchivar Dieter Wirth ist seit 25 Jahren im Dienst.

Foto: Jörg Martin

„Unser Grundproblem ist, wir haben kein Museum“, beschreibt Stadtarchivar Dieter Wirth die Situation im Gespräch mit unserer Zeitung. Seine Person, er ist seit 25 Jahren im Dienst, kann man nicht vom kommunalen Archiv trennen. Bis August 2007 gab es das städtische Heimatmuseum, welches zusammen mit dem Albert-Weisgerber-Museum, im ehemaligen Landratsamt am Markt untergebracht war. Wegen des Baustopps bei der Baumwollspinnerei konnte der Umzug seither nicht erfolgen. Die Exponate lagern im Depot.

„Ich will ein industrie- und stadtgeschichtliches Museum. Das gibt es im ganzen Saarland nicht“, fordert Wirth. Träger der Dauerausstellung müssen Stadt, Kreis und Land sein, hofft der Geschichtsforscher. In dieses Museum gehört auch das saarländische Brauereimuseum, welches der Stadtverwaltung kürzlich angeboten wurde. Doch nichts geschehe. „So kann man mit seiner Vergangenheit nicht umgehen“, empört sich Dieter Wirth. Die Stadt sei gerade wegen des Bierthemas mehr als exponiert. Er sieht hier im Stadtrat eine Mehrheit. Auch der Landrat warte darauf, dass „Dengmert in die Pötte kommt“, so Wirth. Seine jetzige Funktion sei eine logische Konsequenz gewesen.

Vorher war er 15 Jahre lang bei der Bundesagentur für Arbeit in Saarbrücken und Nürnberg im Bereich Personal und im Rechenzentrum beschäftigt. Geschichtliches Interesse hatte er schon in der Schule. Auch seine Schreibleidenschaft war früh ausgeprägt. 1988 schrieb er ein Buch zum 1100-jährigen Stadtjubiläum. Darin waren statt Fotos von ihm gesammelte Ansichtskarten zu sehen.

Im Sommer 1993 entdeckte er die Stellenausschreibung in der SZ. „Das do is mei Stell“, schoss es ihm durch den Kopf. Wirth bewarb sich und hatte vor dem Stadtrat ein Vorstellungsgespräch. Er sei richtig „in die Mangel genommen worden“, blickt er zurück. Damals habe er großes Lampenfieber wegen seines Stotterns gehabt, welches damals schlimmer war als heute. Wirth profilierte sich mit der Forderung, das Archiv sollte öffentlich werden.

Am 1. Juli 1993 fing er an. Die Stadt verfügt über eine große Bibliothek und einen großen Bestand an Zeitungsgeschichte von 1867 bis heute. Bei seinem Amtsantritt hatte Wirth weder Computer noch Scanner. Die Geräte musste er sich erkämpfen. Er war alleine im Keller ohne Tageslicht und kümmerte sich neben Museum und Archiv auch um die Registratur.

Heute sei seine Abteilung keine, die sich versteckt. Die Akzeptanz sei größer. Eineinhalb weitere Stellen gehören mittlerweile dazu. Alleine das Kümmern um die Nachlässe, die Bürger bringen, wären eine Vollzeitstelle, so Wirth. Gemessen an Aktenbeständen von 3,5 Kilometern müssten es fünf Mitarbeiter sein, wenn man den Bundesschnitt als Grundlage nimmt. 500 Bürger sprechen pro Jahr vor und recherchieren etwa die Familiengeschichte. „Es wollen mehr Leute wissen, woher sie kommen“, sagt Dieter Wirth. Auch das Personenstandsregister ist mittlerweile dem Archiv angegliedert.

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