Internationale Tagung der Unesco im Biosphärenreservat Bliesgau Die Welt ist zu Gast in der Biosphäre

St. Ingbert · Eine internationale Tagung der Unesco findet diese Woche im Biosphärenreservat Bliesgau statt. Eröffnung war am Montag.

 Bei der Eröffnung des Workshops „Erneuerbare Energien und Biosphärenreservate“ sprach der saarländische Umweltminister Reinhold Jost.

Bei der Eröffnung des Workshops „Erneuerbare Energien und Biosphärenreservate“ sprach der saarländische Umweltminister Reinhold Jost.

Foto: Teresa Bauer

Dem Biosphärenreservat Bliesgau wird eine ganz besondere Ehre zu teil, denn es ist Gastgeber des ersten, dreitägigen UNESCO-Workshops zum Thema „Erneuerbare Energien und Biosphärenreservate“. Eröffnet wurde die Tagung am vergangenen Montag in der Industriekathedrale auf dem Gelände der Alten Schmelz in St. Ingbert. Veranstalter des Workshops sind das internationale MAB (Man and Biosphere)- Sekretariat der UNESCO mit Sitz in Paris, das Bundesamt für Naturschutz, das deutsche MAB-Nationalkomitee, das saarländische Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit sowie der Biosphärenzweckverband Bliesgau. Über 61 Teilnehmer aus 27 Ländern, darunter Afrika, China, Chile, Mexiko und Russland, teilen ihre Erfahrungen im Bereich der Nachhaltigkeit in Naturschutzgebieten. „Mit dem Workshop leisten wir einen Beitrag zum internationalen Austausch von Akteuren aus Biosphärenreservaten – in einem Themenfeld, das für die Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele zukunftsweisend ist. Biosphärenreservate können modellhaft zeigen, wie Naturschutz und die Nutzung erneuerbaren Energien miteinander vereinbar sind“, erklärt Christiane Paulus, Vorsitzende des MAB-Nationalkomitees und Ministerialdirigentin des Bundesumweltministeriums. Das Thema treffe den Nerv der Zeit, so Paulus weiter, denn erneuerbare Energien mit Naturschutz in Einklang zu bringen sei nicht immer einfach und bedarf vieler Lösungsansätze und eines internationalen Erfahrungsaustauschs innerhalb des Weltnetzwerkes von immerhin 669 Standorten. Peter Dogsé, Vertreter des UNESCO MAB-Programms, schätzt den Bliesgau als recht junge, aber moderne Biosphäre (seit 2009), der es gelinge die Brücke zwischen „Natur und Mensch, Land und Stadt, Tradition und Moderne“ zu schlagen. Die Vision des Programms sei eine Welt, „in der Menschen sich ihrer Verantwortung für ihre gemeinsame Zukunft bewusst sind und sie gemeinsam verantwortlich handeln. Die nachhaltige Nutzung erneuerbarer Energien ist unerlässlich, damit diese Vision Wirklichkeit wird“, betont Dogsé. Seit längerer Zeit schon bemühe sich der Biosphärenzweckverband Bliesgau erfolgreich „Ideen zu entwickeln und Ideen weiterzugeben“, so Landrat Theophil Gallo, „um alle Akteuere zusammenzubringen und zu sensibilisieren – die Bevölkerung, aber auch Unternehmen, die Belegschaft und Kunden“. Der saarländische Umweltminister Reinhold Jost zeigt sich „geehrt und stolz, das Spannungsfeld aufzugreifen, denn die Daueraufgabe ‚Klimaschutz in Naturschutzgebieten’ benötigt internationale Zusammenarbeit“. Biosphäre sei kein Klischee, sondern „lebt und die Menschen identifizieren sich mit ihr. Es ist eine Chance zu demonstrieren, wie weit wir im Saarland schon sind, aber auch eine Chance für einen konstruktiven und kritischen Austausch“. Trotz der Bergbau- und Stahlbautradition im Saarland sehe Jost hier keinen Widerspruch in „Biosphärenreservat, Klimaschutz und der Nutzung erneuerbarer Energien“. Im Positionspapier des MAB-Nationalkomitees wird beispielsweise die Nutzung von Windkraft thematisiert, denn Windkraftanlagen werden zum Teil auch in Biosphärenreservaten ausgewiesen. „Das erfordert eine hohe Planungs- und Prüfqualität auf allen beteiligten Ebenen. Konflikte können sich durch Überbauung, Lärm und Lichtemissionen, Flächenversiegelung, Meideverhalten und Mortalität von Vogel- und Fledermausarten, Beeinträchtigung des Landschaftsbildes sowie Störung oder Zerschneidung von Lebensräumen in Wald und Offenlandschaften ergeben“, heißt es darin. Dementsprechend fordert die UNESCO Kern- und Pflegezonen der Biosphärenreservate frei von Windkranftanlagen zu halten. Dennoch sei eine Windenergienutzung in Entwicklungszonen möglich unter Beachtung gewisser Aspekte wie: hoher Planungs- und Prüfqualität, enger Beteiligung der vor Ort lebenden Bürger, Abwägung konkurrierender Nutzungsinteressen oder das Einbeziehen der Auswirkungen in ökologische, ökonomische und soziokulturelle Betrachtungen.

Im Rahmen des Workshops findet am heutigen Mittwoch eine Exkursion in das Biomasseheizkraftwerk St. Ingbert und zur Freiflächen-Solaranlage im Kalksteinbruch Gersheim statt.

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