ErLesen Festival „Pharmazie und Poetry, sonst ist keine Zeit“

St. Ingbert/Saarbrücken · Im Rahmen des Literaturfestivals „ErLesen“ ist auch die Poetry-Slammerin Andrea Maria Fahrenkampf unterwegs. Die Saarbrücker Studentin ist neben der Uni in ganz Deutschland als Slammerin unterwegs. Und lebt davon.

 Neben ihrem Studium der Pharmazie an der Saarbrücker Uni ist Andrea Maria Fahrenkampf regelmäßig als Poetry-Slammerin im Einsatz. Am Wochenende erst war sie Siegerin beim Poetry-Slam im Rahmen des Festivals „ErLesen“, am Samstag tritt sie bei der Abschluss-Veranstaltung auf dem Theaterschiff auf.

Neben ihrem Studium der Pharmazie an der Saarbrücker Uni ist Andrea Maria Fahrenkampf regelmäßig als Poetry-Slammerin im Einsatz. Am Wochenende erst war sie Siegerin beim Poetry-Slam im Rahmen des Festivals „ErLesen“, am Samstag tritt sie bei der Abschluss-Veranstaltung auf dem Theaterschiff auf.

Foto: Joachim Alt/JOACHIM ALT

Dass Andrea Maria Fahrenkampf auch schon einmal den Koffer mit zur Uni bringt, kommt nicht selten vor. Oft muss sie direkt nach Vorlesungsende zum Bahnhof hetzen, um pünktlich zu ihrem Auftritt zu gelangen. Denn die 24-Jährige ist nicht nur Pharmazie-Studentin, sondern auch Poetry-Slammerin. Dass das Ganze „mehr als ein Hobby ist“, macht sie gleich zu Beginn des SZ-Gesprächs deutlich. Sie gehört zu den 200 bis 300 Menschen, die in Deutschland mit Poetry Slamming ihr Geld verdienen.

Dabei ist Andrea Maria Fahrenkampf mehr oder weniger durch Zufall zum Poetry Slamming gekommen: Als sie in der Oberstufe ein Seminarfach wählen musste, war ihre Entscheidung schnell gefallen – sie belegte den Kurs, der von ihrer Lieblingslehrerin angeboten wurde. „Egal was es gewesen wäre, ich hätte es bei dieser Frau gemacht“, lacht Fahrenkampf. Aber es war eben Poetry Slamming.

Aber obwohl Andrea Maria Fahrenkampf den schulinternen Slam damals gewann, legte sie das Ganze nach dem Abitur erst einmal ad acta. Erst 2017 wagte sie sich dann erneut mit ihren lyrischen Texten auf die Bühne: Beim Hörsaal-Slam an der Universität des Saarlandes. Das Ergebnis? „Super beschissen.“ So lautet zumindest Fahrenkampfs Eigenurteil.

Zu nervös sei sie gewesen, ihr eher emotionaler Text habe zudem nicht ins akademische Umfeld gepasst. Und dennoch war dies der erste Schritt Richtung Poetry-Slammer-Karriere. „Die Bühne ruft mich“, so Fahrenkampf. Auch Theater hat sie lange Jahre gespielt. „Und wenn es dann auf einmal Poetry Slamming sein sollte, das mich auf die Bühne bringt – von mir aus“, sagt sie weiter.

Christoph Endres, Veranstalter des Dichterdschungel-Poetry-Slams in Saarbrücken, legte ihr damals ans Herz, an den saarländischen Meisterschaften teilzunehmen. Gesagt, getan. Und gewonnen. 2017 wurde Fahrenkampf Saarlandmeisterin im Poetry Slamming. „Das war der zweite Auftritt nach dem Hörsaal-Fail“, sagt sie und lacht.

Seitdem ist sie viel unterwegs, reist von Auftritt zu Auftritt. Im März war sie, statt ihre Semesterferien zu genießen, ganze 21 Tage auf Tour. Generell, ihr Leben besteht aus „Pharmazie und Poetry, sonst ist keine Zeit“. Stress ist da manchmal programmiert.

Andererseits: „Die Szene ist Familie, auch liebevoll Slamily genannt“, so Fahrenkampf. „Manchmal denke ich: Ok, cool, ich fahre jeden Abend durch die Gegend und treffe meine Freunde.“ Mittlerweile sei ihr auch bewusst geworden, dass Poetry Slams keine wirklichen Wettbewerbe sind – auch wenn es für das Publikum natürlich oft so inszeniert wird.

Das liegt vor allem an der Vielfalt an möglichen Themen, die so ein Poetry-Slam-Text haben kann. Für Fahrenkampf lassen sich private, emotionale Texte kaum mit komischen oder satirischen Texten vergleichen. Alles hat seinen eigenen Wert.

So decken auch ihre eigenen Texte thematisch ein weites Feld ab. „Von gereimter Komik bis kritischem Feminismus ist alles dabei, ich habe sogar einen Erotiktext.“ Und in ihrem Text „Goethe im Ghetto“ prügelt sich eben jener Dichter mit dem Rapper Haftbefehl – der Sprache wegen.

Andrea Maria Fahrenkampf ist es wichtig, mit ihren Texten Geschichten zu erzählen. „Wenn ich keine gute Geschichte habe, schreibe ich nichts Neues“, erklärt sie.

Andrea Maria Fahrenkampf befindet sich im letzten Jahr ihres Studiums. Bald beginnt für sie das praktische Jahr – mit einem Praktikum in Vollzeit. Um weiterhin auftreten zu können, will sie dafür vielleicht in eine größere Stadt wie Köln ziehen. So kann sie sich die langen Anfahrtswege sparen.

Und auch im späteren Berufsalltag sieht sie noch Raum für das Poetry Slammen. „Durch den Fachkräftemangel kann ich mir meinen Job aussuchen, es wäre also auch eine Dreiviertel-Stelle möglich“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. Ganz unwahrscheinlich ist es also nicht, dass sie irgendwann im Pharmazeutenkittel auf der Bühne steht.

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