Wochenkolumne Die Satire als politisches Mittel

Ein Löwe sei in der Pfanne besser aufgehoben als im Zirkus. Das sagte Christian Weber unserer Zeitung vor der Mahnwache, die er und seine Parteifreunde am vergangenen Wochenende veranstaltete. Weber kommt aus St. Ingbert. Er ist stellvertretender Kreisvorsitzender einer Partei, die einen irrtierend schlichten Namen trägt: „Die Partei“. Ihre Gründer: Redakteure der Satirezeitschrift „Titanic“, vor vierzehn Jahren.

Seit diesem Jahr gibt es nun einen Kreisverband Saarpfalz. Und dieser bemüht sich nach Kräften, die Satire als offizielles politisches Mittel auch in St. Ingbert zu etablieren. So wie bei der Mahnwache am Samstag. Weber hatte im Vorfeld angekündigt, Rezepte für Löwensteaks auf dem Festplatz in Rohrbach zu verteilen.

Der Hintergrund dieser Aktion: Bis Ostermontag gastiert dort der Circus Carl Althoff. In der Manege tritt ein Dompteur mit fünf Raubkatzen auf. Das hatte über die Mittelstadt hinaus für Proteste gesorgt. Auch deshalb, weil die Löwen zuvor in Blieskastel überwintert und viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatten. Nun: Welche politische Aussage steckt in einem Löwensteak? Wahrscheinlich soll man das Rezept als Kritik an einer Gesellschaft verstehen, in der Tierschutz so viele Menschen tief bewegt. Während im Discounter massenhaft Billig-Fleisch aus industrieller Tierhaltung verkauft wird. Normalerweise erwarten wir von Politikern, dass sie uns vermitteln, wofür sie stehen, was sie wollen. Bei Weber und seinen Mitstreitern muss man wohl eine Ausnahme machen. Was bleibt von einem Witz übrig, wenn man ihn wortreich erklärt? Nicht anders ist es bei der Satire. Trotzdem sollte man die „Partei“ als politische Kraft ernst nehmen.

Bei der Bundestagswahl im vergangenen Jahr erzielte die Kleinpartei im Wahlkreis Homburg beachtliche 1,2 Prozent der Zweitstimmen. Mehr als Freie Wähler, Piraten oder NPD – um bekannte Namen zu nennen, die hinter ihr landeten. Johannes Rösner aus Blieskastel konnte für „Die Partei“ sogar 1,5 Prozent der Erststimmen gewinnen.

2019 will man zur Kommunalwahl antreten. Christian Weber formuliert ein Ziel, das man von jemandem wie ihm erwartet. Ganz klar: „Die Partei“ strebt in St. Ingbert die absolute Mehrheit an. Mindestens. Nun gibt es auf kommunaler Ebene keine Fünf-Prozent-Hürde. Das heißt: Weber könnte tatsächlich in den Stadtrat einziehen. Über den es nicht selten heißt, er sei längst eine Bühne für Polit-Satire.

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