Rettung aus der Dose Die Rettungsdose soll St. Ingbert erobern

St. Ingbert · In einer kleinen Dose im Kühlschrank sollen wichtige Informationen verwahrt werden. Damit sie im Notfall schnell gefunden werden.

 Monique Albrecht (Inhaberin der Johannis Apotheke), Oberbürgermeister Hans Wagner, Hans Bur (Seniorenbeirat), Beatrice Reichert (Johannis Apotheke) und Peter Jedanowski (Seniorenbeirat) haben in der Redaktion St. Ingbert die Rettungsdose vorgestellt.

Monique Albrecht (Inhaberin der Johannis Apotheke), Oberbürgermeister Hans Wagner, Hans Bur (Seniorenbeirat), Beatrice Reichert (Johannis Apotheke) und Peter Jedanowski (Seniorenbeirat) haben in der Redaktion St. Ingbert die Rettungsdose vorgestellt.

Foto: Nina Drokur

Zwei rote Sticker, ein Zettel, eine Dose – das soll im Notfall wertvolle Zeit sparen. Wie? Auf dem Zettel werden wichtige Informationen notiert, etwa chronische Erkrankungen wie Diabetes, wichtige Medikamente oder die Blutgruppe. Er wird in die Dose gepackt und die wiederum im Kühlschrank verstaut. Die auffälligen Sticker, an der Haus- und Kühlschranktür positioniert, verweisen Notdienste auf die „Rettung aus der Dose im Kühlschrank“. Diese simple Erfindung soll erstmals im Saarland erhältlich sein – ab sofort in Rohrbach. Im Redaktionsgespräch haben die Initiatoren die Rettungsdose vorgestellt.

Die Idee dazu kommt aus Großbritannien, der Lions Club hat sich die Rettungsdose ausgedacht und nach wie vor die Rechte daran. Sie ist aber längst von der Insel übergeschwappt und hat bereits in einigen Städten vor allem im Süden Deutschlands Anhänger gefunden. Im Saarland bisher noch nicht. Das will der Seniorenbeirat St. Ingbert ändern. Über Bekannte aus dem niedersächsischen Munster hat Hans Bur, der Vorsitzende des Seniorenbeirats St. Ingbert, von der simplen Erfindung erfahren. Er hat sich von den dortigen Seniorenvertretern 20 Beispielexemplare schicken lassen und ist zusammen mit Peter Jedanowski auf die Suche nach Unterstützern gegangen. Hauptsächlich bei Apotheken „Das wäre deshalb sinnvoll, weil Menschen mit Vorerkrankungen eben dort ihre Medikamente kaufen“, sagt Jedanowski. „Allerdings waren viele noch nicht bereit mitzumachen.“

Ganz anders war die Resonanz in der Johannis Apotheke in Rohrbach. Inhaberin Monique Albrecht war sofort begeistert von der Rettungsdose. „Die Dose schafft für den Notdienst die Möglichkeit, gerade wenn keine Angehörigen da sind, sofort zu sehen, welche Vorgeschichte der Patient hat“, sagt Albrecht. „Und die Helfer wissen sofort, wo sie die Informationen finden. Jeder hat einen Kühlschrank und der steht in der Küche“, ergänzt sie. „Gerade bei Diabetes oder Menschen, die Marcumar, also Blutverdünner nehmen, ist es gravierend, so was zu wissen“, sagt Albrechts Tochter Beatrice Reichert, die ebenfalls in der Apotheke arbeitet. „Früher gab es mal die Notfallkarte, die hat man im Geldbeutel mit sich getragen“, erzählt Bur. „Wenn ich die Menschen nach ihrer Notfallkarte frage, dann sagen die: ‚Ach irgendwo im Schrank, da muss ich selbst suchen.’ Bei der Rettungsdose ist gleich klar, wo sie zu finden ist.“ Die Rettungsdose ist nach Meinung der Redaktionsgäste nicht nur etwas für Senioren, wie es das Engagement des Seniorenbeirats vielleicht vermuten lässt. „Diabetes gibt es in jedem Alter“, wissen die Apothekerinnen.

Damit die Notdienste von dem in unserem Bundesland noch unbekannten im Kühlschrank verborgenen Wissen erfahren, besuchen die beiden Seniorenvertreter in der kommenden Woche die DRK-Rettungswache im Kreiskrankenhaus.

Oberbürgermeister Hans Wagner lässt sich beim Redaktionsgespräch die Dose erläutern, vorher davon gehört hat er nicht, zeigt sich aber begeistert: „Ich fand die Idee gleich klasse und unterstütze das gerne“, sagt Wagner. Bei der Dose im Kühlschrank soll es aber nicht bleiben. „Stufe 2 wäre die Dose im Auto“, sagt Hans Bur. Etwa im Handschuhfach. Mit einem Verweis an der Windschutzscheibe. Zu einem Unfall könne es schließlich jederzeit kommen. „Da kommt es jedoch immer drauf an, wer fährt“, sagt Bur. Wagner verweist auf die Möglichkeit, ein Foto auf den Infozettel zu kleben. „Hier ist extra Platz dafür, das macht schon Sinn“, meint der Parteilose.

 Diese Dose soll im Notfall wertvolle Zeit sparen.

Diese Dose soll im Notfall wertvolle Zeit sparen.

Foto: Nina Drokur

Wer Unterstützung beim Ausfüllen des Informationsbogens braucht, kann sich an den Hausarzt wenden, empfiehlt der Seniorenbeirat. „Und wir stehen auch zur Verfügung und helfen beim Ausfüllen“, sagen Monique Reichert und Beatrice Albrecht, in deren Apotheke in Rohrbach die Rettungsdose ab sofort für drei Euro erhältlich ist.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort