Die Rache eines Versagers

St Ingbert · In eine andere Welt einzutauchen, bedeutet für Bianca Schilsong das Schreiben. Die Leser ihres neuen Krimis können ebenso darin eintauchen, und zwar in die Welt eines intelligenten, jungen Mannes, der einen Amoklauf als seinen letzten Ausweg sieht.

 Bianca Schilsong hält ihren zweiten Krimi in den Händen. Foto: pam

Bianca Schilsong hält ihren zweiten Krimi in den Händen. Foto: pam

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Klaus wird von seinen Mitschülern gemobbt. Es sind mehr als ein paar Witze. Seine Klassenkameraden demütigen und quälen ihn. Für sie ist er ein Versager. Dabei ist Klaus intelligent. Er weiß sich nur nicht so recht zu helfen. Durch immer neue Rückschläge steht er am Rande der Verzweiflung. Sein einziger Ausweg ist Rache. Um es seinen Peinigern heimzuzahlen, startet er einen Amoklauf in seiner Schule. Klaus genießt den Respekt, den die Mitschüler plötzlich vor ihm haben, als er mit der Waffe droht.

Was in dem Kopf des frei erfundenen Zehntklässlers vor sich gehen mag, dessen hat sich Bianca Schilsong angenommen. Die St. Ingberterin veröffentlicht mit "Letzter Ausweg - Amoklauf" ihr zweites Buch, in dem es um den jungen Klaus geht, den niemand so recht versteht. Besonders wichtig war es der 32-jährigen Autorin ein Verständnis für die Hauptperson zu entwickeln, die weder Horrorfilme schaut, noch Egoshooter am Computer spielt. In der Ich-Form lässt sie den jungen Mann erzählen, von Qualen und Erniedrigung, vom Moment, als er die Hoffnung verliert und seinen Plan schmiedet, und letztlich von seinen Gefühlen als er die Waffe abdrückt. Die Szenen schwenken außerdem am Ort der Tat immer wieder vom Schulhof, wo Lehrer, Polizei und Schaulustige auf ein Ende warten, hinein in das Klassenzimmer, in dem Klaus seinen Mitschülern das Leben zur Hölle macht und manche mit dem Tod bestraft.

Es ist ein Buch, das hinter die Fassade eines Menschen blickt, das eine solche Wahnsinnstat nicht gutheißt, aber schnelle Rückschlüsse auf Motive und Ursachen verurteilt. "Wenn man Horrorfilme schaut, ist es kein Wunder, dass man durchdreht", das habe jemand aus ihrem Bekanntenkreis einmal gesagt, erzählt Schilsong. Zu solchen Aussagen bietet ihr Krimi den Gegenwind: "Ich schaue auch Horrorfilme - und ich kenne Leute, die Egoshooter spielen und trotzdem ganz normal sind", sagt die Autorin. Manchmal sei sie von der Berichterstattung bei solchen Taten genervt. Eben wenn es darum ginge, dass bestimmte Computerspiele oder Filme auf einen potenziellen Amokläufer hinweisen würden.

Ihren Krimi mit 140 Seiten lässt die St. Ingberterin bewusst in einer fiktiven Stadt im Saarland spielen. Passieren könne dies schließlich überall, auch wenn sie das natürlich nicht hofft, sagt sie: "Keine Stadt ist davor sicher." Sicher ist sie sich vor allem in einer Sache: Dies wird nicht das letzte Buch gewesen sein. Schon zu Schulzeiten hat Schilsong mit Füller viele Seiten mit Romanen gefüllt. "Am liebsten wieder einen Krimi." Als Vorlage dienen ihr Kurzgeschichten, die sie immer wieder schreibt. Einen hat sie da schon in der Hinterhand. Den könnte man vielleicht ausbauen, sagt sie.

"Letzter Ausweg - Amoklauf" von Bianca Schilsong, Novum Verlag, bestellbar bei Klein Buch+Papier in St. Ingbert , in der Buchhandlung Rote Zora, bei Bock&Seip und Thalia in Saarbrücken.

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