Starke Kombination Swing-Kids und Polizei: Da ist Musik drin

St. Ingbert/Saarbrücken · Eine überraschende Kombination, aber ein Gewinn für alle: Die Bigband der Polizei swingt neuerdings für die Saarbrücker Lindy-Hop-Gemeinschaft. Und alle sind begeistert.

                                           Eine außergewöhnliche Verbindung: Die Bigband der Polizei des Saarlandes lässt die Lindy-Hop-Gemeinde swingen. Im Saarbrücker Musikclub Studio 30 tanzen junge und durchaus auch ältere Leute zu Jazz-Musik.

Eine außergewöhnliche Verbindung: Die Bigband der Polizei des Saarlandes lässt die Lindy-Hop-Gemeinde swingen. Im Saarbrücker Musikclub Studio 30 tanzen junge und durchaus auch ältere Leute zu Jazz-Musik.

Foto: Matthias Höschele

Wo erlebt man das heute noch, dass die Polizei Musik macht und eine Menge Leute im Studentenalter sowie ein paar ältere wie wild dazu tanzen? Und das auch noch nicht etwa auf Rock, Techno oder Hip-Hop, sondern auf einen fast 100 Jahre alten Musikstil? Lindy Hop heißt der Tanz, Swing ist die dazugehörige Musik.

In der Landeshauptstadt Saarbrücken haben die Geschwister Jovanna, Ben und Nik Taffner die Retro-Welle ausgelöst, die jetzt im „Studio 30“ ihren Niederschlag findet. Dort spielt jetzt einmal im Monat die Bigband der Polizei des Saarlandes unter der Leitung von Martin S. Schmitt auf.

Schmitt ist schon lange dem Swing verfallen, mit den Taffner-Geschwistern ist er auf Gleichgesinnte getroffen. Anfangs, als er auf sie zukam, seien sie noch skeptisch gewesen, erzählt Ben — sie hatten das Orchester ja noch nicht gehört. Schnell war aber klar, dass sie mit Schmitt auf einer Wellenlänge liegen. Ben bezeichnet den Bigbandleiter mittlerweile als eine Art musikalischen Bruder, so tief reicht die Verbundenheit.

Die Zusammenarbeit gestaltet sich seither äußerst fruchtvoll. Das ist auch einfach eine tolle Sache, wenn ein vermeintlich angestaubter Musikstil, den man bis vor Kurzem vorwiegend bei Rentnerveranstaltungen hörte, noch einmal zurückgeführt wird an seine Wurzeln: Zurück zum Lindy Hop, zur Swingbewegung, die in den USA in den Zwanziger Jahren entstand, erfunden von den schwarzen, bald kopiert von den weißen Amerikanern.

Duke Ellington, Count Basie, Glenn Miller und Benny Goodman sind die bis heute noch klangvollen Namen jener Ära, die jetzt ganz aktuell wieder auflebt. Die Taffners sind da nicht die einzigen, weltweit erleben Lindy Hop und Swing derzeit eine Renaissance.

Swing-Bigbands kannten jahrzehntelang nur ein Schattendasein mit einer auf Stühlen sitzenden Zuhörerschaft, die nicht im Traum daran dachte, das zu tun, wofür diese Musik doch einst erschaffen worden war: zu tanzen. Doch jetzt ist das anders.

Und das ist auch nicht irgendein Tanz, sondern ein besonders wilder und ausgelassener. So war das im Studio 30 jedenfalls beim letzten Social Dance mit Bigband zu beobachten: Da wackelte die Bude regelmäßig zu Songs wie „Pennsylvania 6-5000“, „Shiny Stockings“ oder „In the Mood“. „Je voller, je heißer, desto authentischer ist es“, sagt Nik Taffner. Und Ben ergänzt: „Dass die Band sich hier reinquetscht, gibt auch noch mal eine besondere Energie.“

Auch für Schmitt ist es eine tolle Sache: „Ich kenne natürlich die Stücke aus der Bigband-Literatur. Aber dann Leute zu treffen, die auch jedes Stück kennen und dazu tanzen, das ist fantastisch.“

Der Donnerstagabend steht im Studio 30 immer im Zeichen des Swings und nennt sich Social Dance. Livemusik von der Bigband gibt es dabei einmal im Monat, der nächste Termin ist am 13. Februar. Prinzipiell startet das Event um 20.15 Uhr mit einer Schnupperstunde, die von einem der zwölf Tanzlehrer der Lindy-Hop-Tanzschule geleitet wird – kostenlos und so effektiv, dass man tatsächlich schon mittanzen kann am selben Abend.

Wenn die Bigband nicht spielt, gibt es eben Musik aus der Konserve von einem DJ. Aber zum Sound einer richtigen Band zu tanzen, sei noch mal was ganz anderes, meint Nik Taffner gegenüber unserer Zeitung. Man spüre die Musik einfach viel stärker. Außerdem sei die Bigband der Polizei des Saarlandes die beste, die er persönlich je gehört habe.

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