Die Krämers kehrten wieder heim
St. Ingbert. Was Dieter Wirth, der Stadtarchivar von St. Ingbert, vor gut einem Jahr am Telefon erfuhr, musste er erst mal sacken lassen, bevor er es Oberbürgermeister Hans Wagner erzählen konnte. "Es war für mich wie Weihnachten", so Wirth
St. Ingbert. Was Dieter Wirth, der Stadtarchivar von St. Ingbert, vor gut einem Jahr am Telefon erfuhr, musste er erst mal sacken lassen, bevor er es Oberbürgermeister Hans Wagner erzählen konnte. "Es war für mich wie Weihnachten", so Wirth. Was konnte einen historisch Interessierten wie Wirth so elektrisieren? Es war ein Anruf einer alten Dame aus Mannheim, die ihm mitteilte, dass sie zwei Ölgemälde besitzt, die wohl in St. Ingbert besser aufgehoben wären als an den heimischen Wänden. Bei den beiden porträtierten Personen handelt es sich um Katharina Sophie, geborene Firmond, und ihren Mann Philipp Heinrich I. Krämer, die beiden ersten "Krämer" in St. Ingbert. Er war ab 1791 der Pächter des St. Ingberter Eisenwerks und ab 1800 des Rentrischer Hammers. Sie, nach dem Tode ihres Ehemannes 1803, Käuferin der beiden zuvor gepachteten Betriebe und eine der wenigen Unternehmerinnen dieser Zeit. Einige andere Familienmitglieder, die auf Bildern verewigt sind, hat die Stadt bereits in ihrem Besitz, doch von den beiden "Neuen" existierten bisher nur Familienporträts. "Wir sind froh, durch diesen glücklichen Zufall nun mehrere Krämer-Generationen bildmäßig zeigen zu können", so Wagner.
Doch das mit dem Zeigen hat einen Haken. Noch ist das Museum nicht fertig, es gibt aber Ideen, wie man Interessierten vielleicht schon vor der offiziellen Museumseröffnung einen Blick auf die industriellen Wegbereiter der Mittelstadt ermöglichen kann. Haben die Gemälde, die der Stadt per Schenkungsvertrag von Nachkommen der Krämers überlassen wurden, einen endgültigen Platz gefunden, will man auch die zwei Mannheimer Schwestern einladen, die das erst ermöglicht haben.
Sie haben es sich nicht leicht gemacht, ihren Familienbesitz wegzugeben, haben mit ihren Kindern gesprochen und sich umfassend über St. Ingbert informiert, bis dann feststand, dass es keinen geeigneteren Platz für die Bilder gibt als hier, in der saarländischen Stadt, in der die Krämers wohnten und arbeiteten und deren Werk die späteren Geschicke St. Ingberts wesentlich beeinflusste. Archivar und Oberbürgermeister holten die Bilder persönlich ab. Wahrscheinlich entstanden die Porträts um 1790 und Wirth hofft, "auch das Geheimnis um den Maler noch lüften zu können". Trotz aller Freude bedauert er, dass es das Schloss Elsterstein nicht mehr gibt, "denn dann könnte man die Bilder da hinhängen, wo sie mal waren."