Die Greulichs sagen „Tschüss“

Blieskastel · Mal wieder reisen, sich um den Garten kümmern – dafür haben Roswitha und Horst Greulich jetzt wieder Zeit. Und vielleicht hilft das, den Abschiedsschmerz zu verarbeiten. Das Ende ihrer Buchhandlung bedauern auch die Kunden.

 So hat man sie erlebt, die Greulichs in ihrem „Buchhandlungsreich“. Foto: Erich Schwarz

So hat man sie erlebt, die Greulichs in ihrem „Buchhandlungsreich“. Foto: Erich Schwarz

Foto: Erich Schwarz

"Ihr werdet fehlen, an allen Ecken und Enden", stellt eine Kundin ein wenig resigniert fest. Ende April ist für Familie Greulich Schluss, die beiden rüstigen Geschäftsleute werden ihre Buchhandlung in der Poststraße schließen. Und sie können sich aufs wohlverdiente Altenteil begeben, schließlich ist Horst Greulich bereits 73 Jahre alt, seine Frau Roswitha 70. Die Buchhandlung Greulich, vormals Stroh, kann schon fast als eine Institution bezeichnet werden. Generationen von Schülern passierten etwa auf ihrem Weg hinauf zum Schlossberg zum von-der-Leyen-Gymnasium die Buchhandlung in der Poststraße. Über eine relativ steile Treppe gelangte man in den Laden, der auf wenigen Quadratmetern einen wahren Reichtum an Schreibwaren, Büroartikeln, Büchern, Zeitungen und Zeitschriften und Kalendern bot. Roswitha Greulich sorgte für die tägliche Bedienung, die mitunter kniffligen Bestellungen und eventuelle Sonderwünsche bearbeitete Horst Greulich immer mit stoischer Ruhe. Es begann alles vor knapp 40 Jahren, als die Greulichs die Buchhandlung von den Geschwistern Stroh übernahmen. Anfangs war nur Frau Greulich im Geschäft, Horst Greulich belieferte noch Büros. Aber das Geschäft lief immer besser, Horst Greulich wurde nun auch verstärkt im Geschäft eingebunden. Und es hat sich vieles im Laufe der Jahre verändert: Während heute fast alles über den Computer läuft (90 Prozent der Bestellungen werden von heute auf morgen erledigt), ging es früher noch etwas gemächlicher zu. Da wurde noch über Postkarte oder Telefon bestellt. Auch musste der Buchhändler noch dicke Kataloge wälzen, die er von seinem Kollegen Franz Benninger übernehmen konnte. Aber auch wenn sich die Zeiten und Bestellmodalitäten geändert haben, die Kunden sind den Greulichs treu. Viele kommen - selbst wenn sie schon lange irgendwo anders in der Republik wohnen - bei einem Besuch in Blieskastel auch bei den Greulichs vorbei. "Viele Eltern, die wir schon als Kinder kannten, kommen jetzt mit Bestellungen für ihre Kinder", weiß Roswitha Greulich. Natürlich hätte man sich jetzt umstellen müssen, verstärkt auf neue Medien setzen sollen, "aber dafür waren wir jetzt zu alt."

Er würde es nochmal tun

Und Horst Greulich sagt ganz klar: "Natürlich sind heute die Bedingungen anders, aber ich würde es, wenn ich jung wäre, heute noch einmal machen". Und das trotz Amazon und anderer Internetkonkurrenz: "Wir können doch auch alles schon zum darauf folgenden Tag liefern", bleibt er da gelassen. Was bleibt? "Der Dank an die vielen treuen Kunden und die Hoffnung, dass wir möglichst viele Kunden zufrieden stellen konnten", betont Roswitha Greulich. Und was kommt? Erst einmal aufräumen, sozusagen die Zelte abbrechen, denn ein Nachfolger hat sich nicht gefunden. Und da wäre ja auch noch der Urlaub: Seit 40 Jahren haben die Greulichs keinen mehr gehabt. Aber viel Zeit bleibt nicht, schließlich sind noch beider Mütter zu pflegen, auch der große Garten verlangt dem Hobby-Gärtner Horst Greulich einiges ab. Seit Montag, 22. April, gibt es Schnäppchen in der Buchhandlung, auch "modernes Antiquariat" ist noch vorhanden. Am Freitag, 26. April, will man sich dann endgültig von den treuen Kunden verabschieden.

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