Die Friedhöfe werden vielfältiger

St Ingbert · Rund 8150 Grabstellen gibt es auf den sechs Friedhöfen im Stadtgebiet von St. Ingbert. Und obwohl deren Flächen einstweilen unverändert bleiben, sind überall die Veränderungen in der Bestattungskultur deutlich erkennbar: Immer mehr Verstorbene werden in Urnen beigesetzt und die Erdgräber werden nicht nur weniger, sondern auch kürzer genutzt.

 Ein Beispiel für die neue Bestattungsformen: Wo jetzt diese Urnenwand auf den Friedhof in Rohrbach steht, waren früher Reihen von Erdgräbern. Foto: Cornelia Jung

Ein Beispiel für die neue Bestattungsformen: Wo jetzt diese Urnenwand auf den Friedhof in Rohrbach steht, waren früher Reihen von Erdgräbern. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

. Die Zahlen auf den sechs Friedhöfen im St. Ingberter Stadtgebiet sprechen für sich. Erdbestattungen sind seit Jahren rückläufig, bereits mehr als die Hälfte der Toten wird in Urnen beigesetzt - und zwar ganz gleich ob auf dem Alten Friedhof oder dem Waldfriedhof in St. Ingbert-Mitte oder auf den Friedhöfen in den Stadtteilen. "Diese Tendenz wird sich nach unserer Einschätzung in den kommenden Jahren weiter verstärken", betont Gerd Lang, der Leiter des Geschäftsbereichs "Umwelt und Abfallbetrieb" im St. Ingberter Rathaus. "Und diese Entwicklung müssen wir unseren mittel- und langfristigen Überlegungen zu den Friedhöfen berücksichtigen."

Eine weitere Veränderung der Bestattungskultur zeichnet sich zudem bei der Zeit ab, in der Gräber genutzt werden. Hier nennt Pia Hoffmann ein konkretes Beispiel. Die Sachbearbeiterin im Friedhofsamt hatte bis Ende Oktober in rund 360 Fällen Angehörige kontaktiert, weil bei sogenannte Wahlgräbern die Nutzungsrechte auslaufen. "Rund 60 Prozent wollen die Gräber aufgeben, bei 20 Prozent sind wir noch auf der Suche nach Angehörigen - und nur der kleine Rest will die Nutzung der Gräber verlängern." Warum das so ist, steht bei allen Experten, die sich in St. Ingbert mit der Verwaltung der Friedhöfe befassen, längst fest: "Bei den Menschen steht immer häufiger die Frage im Vordergrund: Findet sich noch jemand, der mein Grab pflegt?"

Solche Überlegungen führen auch dazu, dass auf den St. Ingberter Friedhöfen inzwischen eine kaum noch überschaubare Vielfalt von Grabstätten angeboten wird. Ein Dutzend Grabstätten stehen zur Auswahl. In Reihengräbern gibt es Urnen-, Erdbestattungs- und anonyme Beisetzungen. In Wahlgrabstätten mit einem 30-jährigen Nutzungsrecht werden zwei oder bis zu vier Särge und/oder zusätzlich bis zu vier oder gar acht Urnen beigesetzt. Hinzu kommen Rasen- und Urnengemeinschaftsgrabstätten sowie Urnenwände. Die Gebühren reichen dabei derzeit von 328 Euro für ein Urnenreihengrab bis zu 3111 Euro für ein zweistelliges Rasengrab.

Angesichts der Vielfalt sind auch die Friedhofsflächen eine Herausforderung. Erweiterungen sind dabei schon lange keine Option mehr. "1996 wurde auf dem Waldfriedhof letztmals in St. Ingbert ein neues Grabfeld angelegt", berichtet Friedhofsmeister Andreas de Groot. Bei der Friedhofsgestaltung, für die auch digitalisierte Pläne stets die neuesten Gräberdaten bereithielten, verfolge die Stadt eine andere Strategie. "Alleine durch die sich verkürzende Nutzungsdauer ergeben sich zunehmend Lücken in Grabreihen", betont Rathausmitarbeiter Gerd Lang. "Diese versuchen wir, wann immer möglich durch Wiederbelegung zu schließen. An den Rändern der Friedhöfe kann man dann Grabfelder komplett aufgeben." Das spare Pflege- und Betriebskosten.

Apropos Kosten. Wie steht es um die Friedhofsgebühren? Die sind in St. Ingbert seit 2010 konstant. Doch schon länger besteht nach Angaben der Verwaltung eine "Unterdeckung". Das heißt: Der Anteil an den Friedhofskosten, den die Bürger über ihre Gebühren decken müssten, wird unterschritten. Daher sei eine Anpassung der Friedhofsgebühren, die mit dem aktuellen Haushalt der Stadt schon beschlossen ist, unumgänglich. "Derzeit werden die Kosten genau analysiert und im kommenden Jahr dem Stadtrat eine angemessene Gebührenanpassung vorgeschlagen", kündigt Gerd Lang an.

Einen Überblick über viele Themen rund um Bestattungen in St. Ingbert bietet "Der Friedhofswegweiser", den die Stadt St. Ingbert herausgegeben hat. Die kostenlose Broschüre ist unter anderem an der Infotheke des St. Ingberter Rathauses und in den Ortsverwaltungsstellen erhältlich. Kontakt zum Friedhofsamt: Tel. (0 68 94) 13-3 04.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort