BBZ St. Ingbert Die Frankreichstrategie leben

St. Ingbert · Im Rahmen des deutsch-französischen Berufsschulzweigs Automobil sind elf französische Azubis zu Gast im Saarland. 

 Der 20-jährige Jay Götten (links) und der 16-jährige Mehdi Snidi bildeten beim Sprachintensivkurs innerhalb des grenzübergreifenden Ausbildungsganges Automobil am BBZ ein deutsch-französisches „Sprach-Tandem“. Foto: Cornelia Jung

Der 20-jährige Jay Götten (links) und der 16-jährige Mehdi Snidi bildeten beim Sprachintensivkurs innerhalb des grenzübergreifenden Ausbildungsganges Automobil am BBZ ein deutsch-französisches „Sprach-Tandem“. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

Das Berufsbildungszentrum St. Ingbert (BBZ) ist der größte KFZ-Standort im Saarland und bietet in Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium, dem deutsch-französischen Sekretariat beziehungsweise Jugendwerk deutschlandweit den einzigen deutsch-französischen Berufsschulzweig Automobil an. Partnerschule im Nachbarland ist das Lycee Professionel in Marly bei Metz. .

Im ersten Ausbildungsjahr besuchen sich die beiden Partnerschulen für jeweils einen Tag. Im zweiten Ausbildungsjahr sind die französischen Azubis vier Wochen zum Praktikum im Saarland, die Deutschen dann ein halbes Jahr später für drei Wochen im Nachbarland. Auch im dritten Jahr findet dieser mehrwöchige Austausch statt. „Wir schauen, dass sie im dritten Ausbildungsjahr in dieselben Praktikumsbetriebe gehen wie ein Jahr zuvor“, sagt Birgit Kirsch, Französischlehrerin am BBZ.

Derzeit weilen elf junge Männer des zweiten Ausbildungsjahres aus Marly im Saarland. Bevor sie zum regulären Praktikum in einen saarländischen Betrieb wechseln, absolvieren sie einen einwöchigen Intensivsprachkurs. Dieser wird als Tandemkurs gemeinsam mit den elf Azubis des BBZ absolviert, die so, im Wechsel von Französisch und Deutsch, voneinander lernen. Da geht es dann im Gespräch um die eigene Person, aber vor allem um den richtigen Gebrauch von Fachbegriffen und Sätzen, mit denen in der Werkstatt der Zustand eines Fahrzeugs beschrieben wird.

In Anwesenheit der Schulleiterin Mechthild Falk und der für die Berufsschulen zuständigen Abteilungsleiterin im Bildungsministerium, Anja Wagner-Scheid, demonstrierten die 22 Azubis, was sie gelernt haben. Falk ist stolz darauf, diesen Ausbildungsgang am BBZ zu haben. „Wir wollen den Blick auf das Besondere lenken. Es ist schön, mit welcher Freude sich die jungen Leute auf dieses Modell eingelassen haben. Und ich finde es richtig, dass wir unser Augenmerk auf die französische Sprache gerichtet haben.

Beim Bildungsministerium und unter den künftigen Azubis wolle man den Zweig verstärkt bewerben. Auch mit Blick auf die Frankreichstrategie des Saarlandes lobte Wagner-Scheid den Ausbildungsgang, für den kein anderes Bundesland so prädestiniert wie das Saarland sei. „Das gehört dazu, dass die Schüler und Auszubildenden über den Tellerrand hinaus schauen und solche Chancen nutzen.“ Wie Falk berichtete, ginge es darum, vor allem die Arbeitswelt hinter der Grenze kennenzulernen. „Wir haben bei uns in den Autogaragen viele Leute, die französisch sprechen, aber das sind alles Franzosen. Das ist für uns Deutsche eine große Chance.“

 Beim fachspezifischen Sprachintensivkurs von Sylvia Werner bildeten der 18-jährige Burak (von links) und der 16-jährige Yasin ein deutsch-französisches „Sprach-Tandem“.

Beim fachspezifischen Sprachintensivkurs von Sylvia Werner bildeten der 18-jährige Burak (von links) und der 16-jährige Yasin ein deutsch-französisches „Sprach-Tandem“.

Foto: Cornelia Jung

Trotz des enormen organisatorischen Aufwandes mit jährlich bis zu sieben Austauschmaßnahmen, mache man die Arbeit am BBZ gern. „Die Schüler kommen mit so vielen positiven Eindrücken zurück, wenn sie im Nachbarland gearbeitet haben. Allein dafür lohnt sich die Mühe. Und wir bekommen die Frankreichstrategie auch nicht ohne die beruflichen Schulen umgesetzt“, ist Falk überzeugt. Für diese wünsche sie sich die Umsetzung eines eigenständigen Sprachkonzepts und gerade für den deutsch-französischen Ausbildungsgang die Ausstellung eines offiziellen Zertifikats. Anja Wagner-Scheid versprach, diese Anregungen im Ministerium weiterzugeben: „Die Frankreichstrategie muss in die Köpfe rein. Da genügt es nicht, Croissants zu essen und Crémant zu trinken. Das muss gelebt werden.“ Vor diesem Hintergrund liefere das BBZ einen wichtigen Baustein.

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