Polnische Gäste in St. Ingbert 3000 Kilometer Fahrt für ein Theaterstück

St. Ingbert · Zehn polnische Schüler und drei ihrer Lehrer weilten für eine Woche am Leibniz-Gymnasium. Ziel war das Einstudieren eines Theaterstücks mit ihren deutschen Mitschülern.

 Oberbürgermeister Ulli Meyer (im Hintergrund) empfing im Rathaus eine polnische Schülergruppe und deren Lehrer, die für einen Theaterworkshop am Leibniz-Gymnasium weilten.

Oberbürgermeister Ulli Meyer (im Hintergrund) empfing im Rathaus eine polnische Schülergruppe und deren Lehrer, die für einen Theaterworkshop am Leibniz-Gymnasium weilten.

Foto: Cornelia Jung

Im Frühjahr erreichte ein Anruf aus Polen das Leibniz-Gymnasium. Eine Schule im Südosten des Nachbarlandes suchte für ein Theaterprojekt einen schulischen Partner in Deutschland. Die Wahl fiel auf die saarländische Unesco-Projektschule mit „Schauspielerfahrung“, einer entsprechenden AG und so manchem künstlerischem Talent. Das Gymnasium ist froh, in Katharina Schmuck eine ehemalige Lehrerin der Schule und mittlerweile selbstständige Theaterpädagogin gefunden zu haben, ohne die der bilaterale Workshop nicht hätte stattfinden können. Nun war es soweit, und zehn polnische Schüler, zwei ihrer Lehrer und der Schuldirektor kamen aus dem 1300 Kilometer entfernten Wola Zgłobieńska ins Saarland, um gemeinsam mit den deutschen Schülern die „Konferenz der Tiere“ von Erich Kästner in englischer Sprache einzustudieren. Sieben Tage waren Zeit, um das laut Leibniz-Lehrkraft Margitte Roth-Reiplinger „stramme Programm“ zu absolvieren. Einen kleinen Einblick dort hinein gab die betreuende Lehrerin des Leibniz-Gymnasiums dem Oberbürgermeister Ulli Meyer bei einem Besuch im Rathaus. In den ersten beiden Schulstunden gingen die 12- und 13-Jährigen in den Unterricht, danach folgten fünf Stunden Theaterprojekt, das wiederum von einer weiteren Unterrichtsstunde unterbrochen wurde. In der Freizeit lernten die polnischen Jugendlichen die Umgebung kennen, besuchten Saarbrücken, den dortigen Weihnachtsmarkt, das Bad „Calypso“, fuhren nach Luxemburg, wollten auch noch der französischen Nachbarregion sowie Belgien und auf dem langen Rückweg Tschechien einen Besuch abstatten. Ziel der Gruppe sei es, auf der Reise fünf europäische Länder zu besuchen, wie ein polnischer Lehrer sagte. Ulli Meyer empfahl einen Besuch in Zweibrücken oder Nancy, wo der polnische König Stanislaus Leczynski seine Spuren hinterlassen hat, gab Einblicke in die Strukturen und Historie St. Ingberts und wollte von den Jungs und Mädels wissen, was sie von der Stadt und der Schule an Erinnerungen mitnehmen. Ein polnischer Teenager zeigte sich von der Gastschule beeindruckt, wo „auch die Menschen sehr nett“ seien. Ihm gefiel außerdem die weihnachtlich geschmückte Innenstadt. Eine polnische Schülerin lobte die Organisation des Unterrichts, den sie außerdem als niveauvoll, intensiver und interessanter als in ihrem Heimatland empfand. Oberbürgermeister Ulli Meyer gab wie Margitte Roth-Reiplinger der Hoffnung Ausdruck, dass es in Zukunft zu einem Gegenbesuch kommt, der derzeit aber noch nicht geplant ist. Die Polen jedenfalls haben großes Interesse daran und sind stolz darauf, dass ihre Schule in dem 5000 Einwohner zählenden Städtchen im Karpatenvorland die bisher einzige ist, die das Programm über einen Europäischen Fond schon realisiert hat. Die zehn polnischen Schüler, die an dem Programm teilnahmen, sind die besten ihrer Schule im Fach Englisch. 150 Schüler besuchen die dortige Schule, die 123 Jahre alt ist, insgesamt. Deren Direktor überreichte einen Bildband der Region. „Dass sie hier sind, zeugt von Wissensdurst“, sagte der OB an die polnischen Jugendlichen gewandt, „bewahren Sie sich diese Neugier. Das wird sie reicher machen. Ich finde so einen Austausch sehr wichtig, denn wir können unsere Ideen für und in Europa nur durchsetzen, wenn wir in der EU zusammenarbeiten.“

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