Der Zufall und zwei Schwestern

St. Ingbert. Kult kommt bekanntlich von Kultur. Ehe jedoch etwas zu einem Kult wird, muss es sich einen Namen gemacht haben. Mit Autoren ist das oft ganz genauso. Erst recht, wenn sie noch nicht ganz so bekannt, dafür aber bereits nahezu jährlich mit etlichen Preisen bedacht wurden. Darauf wies Professor Gerhard Sauder, der Vorsitzende des St

 Die Autorin Silke Scheuermann las in der St. Ingberter Stadtbücherei aus ihren Werken. Foto: Martin

Die Autorin Silke Scheuermann las in der St. Ingberter Stadtbücherei aus ihren Werken. Foto: Martin

St. Ingbert. Kult kommt bekanntlich von Kultur. Ehe jedoch etwas zu einem Kult wird, muss es sich einen Namen gemacht haben. Mit Autoren ist das oft ganz genauso. Erst recht, wenn sie noch nicht ganz so bekannt, dafür aber bereits nahezu jährlich mit etlichen Preisen bedacht wurden. Darauf wies Professor Gerhard Sauder, der Vorsitzende des St. Ingberter Literaturforums (ILF), bei der Lesung am Mittwochabend ausdrücklich hin. Das ILF hatte eine ganz und gar nicht alltägliche Schriftstellerin zu Gast. Die Offenbacherin Silke Scheuermann las einen Tag nach ihrem 37. Geburtstag in der Stadtbibliothek in der Kaiserstraße. Schwerpunkt war der erste Roman der in Karlsruhe geborenen Literatur- und Theaterwissenschaftlerin, der vor drei Jahren erschien. "Die Stunde zwischen Hund und Wolf" ist dabei nicht nur Buchtitel, sondern an ein französisches Sprichwort angelehnt. Beim Werk der Autorin geht es um zwei Schwestern, die sich nach Jahren in einem Frankfurter Schwimmbad wiedertreffen. Nicht durch Zufall, wie man glauben könnte. Nein, vielmehr, weil die eine, nämlich Ines, mit der Hauptfigur - die dem Leser in der Ich-Form und ohne Name begegnet - in Kontakt treten will. Sie ist Journalistin, kommt gerade aus Rom und zieht in die Mainmetropole. Silke Scheuermann machte es am Mittwoch spannend, indem sie diverse Kapitel vorlesend anriss. Von der Schwimmbadbegegnung wechselte sie zur Begegnung der Hauptfigur mit einem Journalistenkollegen. An sich wenig spektakulär, könnte man meinen. Doch sie begegnet dem sonst immer im Armani-Anzug in der Redaktion herumschwirrenden Richard, als dieser krankgeschrieben ist. Sie trifft ihn verwahrlost im angeschmuddelten Jogging-Anzug an einer Trinkhalle, als er sich dort mit weiterem Alkohol eindecken will. Sie geht mit ihm nach Hause und entdeckt dort, dass zwar Wäscheständer und Sohn Leonhard fehlen, die Ex jedoch ihre gesamten Kosmetika zurückgelassen hat. Komisch. Die beiden räumen das Chaos-Wohnzimmer von Richard auf, legen seine Wäsche zusammen, um sich dann Filme anzusehen. Diese Tätigkeit schafft Vertrautheit, Intimität. Bei Bier und "Frankensteins Braut" wird schnell mehr daraus und man kommt sich näher. Sie wird "Richards Braut". Alkohol stellt sich später auch als der Grund für ein Treffen heraus, welches Schwester Ines ihr vorschlägt, um ihr von einem Problem zu berichten. Nach einem hochprozentigem Ausflug in die Orion-Bar bringt Carol, die Ex von Ines, die beiden nach Hause. Ines ist kaum noch ansprechbar. Die Schwester sieht Ines mit anderen Augen, da sie von der Abhängigkeit nichts wusste. Freund Kai kommt zu Hilfe und man bringt Ines ins Bett. Dadurch baut sich eine Spannung auf. Die Hauptfigur verliebt sich in den Freund von Ines. Wie Silke Scheuermann verriet, sei das Alkoholproblem bei Ines aufgetreten, da sie den sterbenden Vater der beiden Schwestern malte. Dies habe ihr Anerkennung und auch Kritik und somit ein langwieriges Problem beschert. Scheuermann trug bei der Lesung auch diverse Gedichte vor.

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