Der Stress blieb vor der Kirchentür

St Ingbert · Weihnachtliche Konzerte gibt er überall zu hören. Doch war die „Alpenländische Weihnacht“ des Zupforchester '78 St. Ingbert am vergangenen Sonntag etwas Besonderes. Für die Zuhörer wurde es eine Veranstaltung mit fast meditativem Charakter. Eine Wohltat in der hektischen Vorweihnachtszeit.

 Zum dritten Advent lud das Zupforchester St. Ingbert zur 26. Alpenländischen Weihnacht in der Engelbertskirche ein. Foto: Cornelia Jung

Zum dritten Advent lud das Zupforchester St. Ingbert zur 26. Alpenländischen Weihnacht in der Engelbertskirche ein. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

Zum 26. Mal lud das Zupforchester '78 St. Ingbert am vergangenen Sonntag zu seiner "Alpenländischen Weihnacht" in die Engelbertskirche ein. Diese Konzerte haben eine große Fangemeinde. Das liegt nicht nur am ausgewogenen Wechsel von Rezitation (Günter Weiland), Gesang (Frauen-Schola Wittersheim-Bebelsheim), zarten gezupften Tönen (Zupforchester und Schülerensemble) oder kräftig "geblasenen" (Bläserensemble der Orchestergemeinschaft Musik verbindet Oberwürzbach) sowie den St. Ingberter Druck-Zupf-Bläsern, sondern an der Ruhe, die Zuhörer bei diesem Auftritt gewinnen.

Denn immer zu Beginn wird die Bitte vorgetragen, erst am Ende des Konzerts zu klatschen. Da es zwischen den Stücken somit keine Unterbrechungen durch Applaus gab, stellte sich ein fast meditativer Zustand ein. Die Töne und Worte werden intensiver wahrgenommen, die Zuhörer sind dann ganz bei sich. Sie summten mit, gingen in sich und ließen so den Stress vor der Kirchentür. "Wie in den Bergen" habe sie sich gefühlt, sagte eine Zuhörerin. Schon die Namen der Stücke und ihrer Komponisten klangen nach weihnachtlicher Alpenstimmung.

Adventsweisen, Allerseelen-Juchzer, Landler und Anklöpflerweise von Musikern wie Pallhuber, Michlbauer, Oberlechner, Hans Auer oder Wastl Fanderl wurden dem Publikum unter der Leitung von Sandra Derschang dargeboten. Das Schülerorchester machte seine Sache sehr gut und die " Zitherzwillinge" Tim und Lars Becker bekamen von ihrer Zitherlehrerin ein besonderes Lob. Die beiden meisterten nicht nur das Eingangssolo zur "Kripperl-Weis' " bravourös, sondern sie musizierten, nachdem sie direkt von einem Schwimmwettkampf in die Kirche gekommen waren. Auch die spielerische Leistung der Oberwürzbacher Bläser nötigte Sandra Derschang größten Respekt ab.

"Sie spielen mit einer Perfektion und zugleich in einer so feinen und gefühlvollen Art und Weise, wie man sie nur selten findet. Und das schon seit Jahren." Felix Derschang hatte vor Beginn des Konzerts der Hoffnung Ausdruck verliehen, dass die Musik für das Publikum der ruhebringende Gegenpol zur Hektik der vorweihnachtlichen Zeit sein solle. Dass dies so war, dafür sorgten auch auch die Rezitationen, die Günter Weiland passend ausgesucht hatte. Sie waren zum Nachdenken, In-Sich-Gehen und zum Schmunzeln. Die "Bichelner Weis'" zum Abschluss spielten das Zupforchester und das Schülerensemble gemeinsam. Nun erst gab es den verdienten, lang anhaltenden Applaus. "Ich hab' mich vom Orchester zum Publikum umgedreht und die Zuhörer standen alle auf. Das hat mich sehr berührt", sagte Sandra Derschang nach dem Konzert.

Beeindruckt von der Kulisse, die die Kirche bot, als auch davon, wie gut das Konzert ankam, waren auch die Sängerinnen aus dem Bliesgau, die sonst nur zu kleineren Anlässen in ihrem Dorf singen.

Erstmals machten sie Erfahrungen mit alpenländischen Liedern, doch sowohl die Proben für das Repertoire am Sonntag als auch das gemeinsame Üben mit den St. Ingbertern klappten gut. Schon jetzt können sich die Freunde der Zupfmusik auf 2017 freuen. Dann plant das Orchester zugunsten des Afrika-Projekts von Dr. Schales ein Benefizkonzert.

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