Motorsport in St. Ingbert Kernkompetenz ist die Begeisterung

Rohrbach · Motorsport kann nachhaltig sein. Davon sind die Verantwortlichen des derzeit erfolgreichen Tourenwagen-Rennstalls Rowe in Rohrbach überzeugt.

 Hans-Peter Naundorf (links) mit Werkstattleiter Maximilian Schuh an einem Porsche, der für das Rowe-Team in Spa startet.

Hans-Peter Naundorf (links) mit Werkstattleiter Maximilian Schuh an einem Porsche, der für das Rowe-Team in Spa startet.

Foto: Peter Gaschott

Das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring haben sie in der Tasche. Der Rohrbacher Tourenwagen-Rennstall des Rowe-Teams ist weiter auf Erfolgskurs. Hans-Peter Naundorf, der Chef der Motorsport Competence Group – so heißt der Rennstall offiziell – ist nicht ohne Grund mächtig stolz auf Team und Technik. „Sowas funktioniert nur mit einem perfekt zusammenarbeitenden Team. Wir waren 34 Menschen im Rowe-Team auf dem Nürburgring, und alle haben alles richtig gemacht!“, so der Firmenchef. Wir wollten wissen, was ein Rennstall so macht, wenn gerade kein Rennen ist.

„Kein Rennen – das gibt es für uns nicht. Spa steht bevor. Wir bereiten uns auf die 24 Stunden von Spa-Francorchamps vor. Nach dem Erfolg auf dem Nürburgring haben wir hohe Erwartungen an uns selbst“, so Naundorf. In Spa schickt er am 24. und 25. Oktober zwei rund 500 PS starke Porsche auf die Strecke. Die liegen derzeit noch in unzähligen Einzelteilen in der Werkstatt. „Jedes Auto wird nach einem Einsatz zerlegt. Für jedes Teil gibt es einen festgeschriebenen Lebenslauf. Wann es ersetzt wird, wann es überholt wird. Alles wird kontrolliert.“ Wenn die beiden Boliden wieder auf ihren Rädern stehen, sind sie rollende High-Tech-Versuchslabore, bestens per Funk mit Entwicklungsingenieuren vernetzt, die von ihren Leitständen jede Funktion des Autos überwachen können.

Unaufgeregt geht es in der Werkstatt zu. Werkstattleiter Maximilian Schuh und sein Team setzen bei der Rennvorbereitung nicht auf Schnelligkeit, sondern auf Zuverlässigkeit. 15 fest angestellte Mitarbeiter kümmern sich um die Fahrzeuge, um die Logistik, um die Organisation an der Rennstrecke. Naundorf: „Hier arbeiten Ingenieure neben Schlossern, Mechatronikern und Werkzeugmachern. Der Spezialist für Konstruktionen aus Kohlefaser hat früher in Russland an Raketen mitgebaut. Allen ist eines gemeinsam: Die Begeisterung für den Motorsport. Das ist die erste Voraussetzung, in unserem Team heimisch zu werden.“

Da wird gerade der Tank geschweißt, der in den Porsche eingebaut wird. Jeder Quadratzentimeter Freiraum wird genutzt. Im Raum nebenan wird die Feinabstimmung des Getriebes vorgenommen. Gerade mal 70 Kilo wiegt das komplette Porsche-Getriebe. Leichtbau in Perfektion. „Wir machen Prototypenarbeit, die technische Entwicklung, die hier auf den Weg kommt, geht Hand in Hand mit der Serienproduktion.“ Teile, die ihren Lebenszyklus für den Renneinsatz bereits hinter sich haben, werden nicht weggeworfen, sie werden in Testfahrzeuge eingebaut um herauszufinden, wie lange sie tatsächlich ihren Dienst verrichten.

Rennsport in einer Biosphärenstadt? Das ist Naundorfs Lieblingsthema. „Natürlich kann man auch leben, ohne im Kreis zu fahren. Vordergründig betrachtet könnte man durchaus darauf verzichten. Aber wir machen Pionierarbeit. Wir entwickeln heute das, was morgen Stand der Technik auf der Straße ist. Bei uns wird nichts weggeworfen. Wenn ein Teil am Auto versagt, wird analysiert, warum. Wie dieses Teil aussehen könnte, damit es nicht ausfällt. Und wir planen heute in die Zukunft, auch in die Zukunft nach fossilen Brennstoffen.“ Alle großen Fahrzeughersteller sehen dabei durch das Elektroauto mit Batterien lediglich eine kleine Nische besetzt. „Die Entwicklung geht in Richtung e-fuels und Wasserstoff.“ Die synthetischen Kraftstoffe machen, so Naundorf, den Einsatz der vorhandenen Verbrenner weiterhin möglich, „ohne unermessliche Werte im Elektroauto-Wahn zu vernichten.“ Und er kündigt an: „Wir wollen 2021 als erstes Team auf der Nordschleife mit e-fuel fahren.“ Wenn Naundorf fahren sagt, meint er eigentlich gewinnen.

 Der BMW M6 GT3 des Rowe-Teams beim jüngsten 24-Stunden-Rennen auf der Nordschleife des Nürburgrings. Das Fahrzeug war „ein guter Gebrauchter“ mit fünf Jahren auf dem Buckel.

Der BMW M6 GT3 des Rowe-Teams beim jüngsten 24-Stunden-Rennen auf der Nordschleife des Nürburgrings. Das Fahrzeug war „ein guter Gebrauchter“ mit fünf Jahren auf dem Buckel.

Foto: Beil/BMW/Andreas Beil

„Ja, wir sind ein nachhaltiger Betrieb“, führt er aus. Mit Zertifikaten CO2-neutral. Was die Haltbarkeit der Komponenten betrifft, erst recht. So war der Sieger-BMW vom Nürburgring eigentlich ein guter Gebrauchter. Fünf Jahre hat das Auto auf dem Buckel. Neben Naundorfs Schreibtisch steht eines seiner wichtigsten Utensilien auf den Rennstrecken dieser Welt: Ein Fahrrad. Damit ist er schnell unterwegs zwischen Box und Fahrerlager. Es ist schon eine eigene Welt, die hier in Rohrbach zu spüren ist.

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