Der Pizzaofen blieb am Ende kalt

Niederwürzbach. "Deutsche Bürokratie - oder von zwei jungen Männern, die seit fünf Monaten verzweifelt versuchen, sich selbstständig zu machen!", lautete das Anschreiben von Leser-Reporterin Gabi Gebhardt aus Niederwürzbach an unsere Zeitung

Niederwürzbach. "Deutsche Bürokratie - oder von zwei jungen Männern, die seit fünf Monaten verzweifelt versuchen, sich selbstständig zu machen!", lautete das Anschreiben von Leser-Reporterin Gabi Gebhardt aus Niederwürzbach an unsere Zeitung. Nach ihren Angaben war es im Oktober 2012, als ihr Sohn und ihr Schwiegersohn beschlossen, einen Pizza-Heimservice in Niederwürzbach zu eröffnen. Zwei Kellerräume im "Blauen Haus" in der Bezirksstraße schienen sehr geeignet dafür. Ein Architekt habe einen Bauplan erstellt und dieser sei bei den zuständigen Stellen eingereicht worden. Es sei ein Schreiben zurückgekommen, das sich positiv anhörte und große Hoffnung machte, dass es klappen könnte. Man habe die direkten Nachbarn befragt, die nichts dagegen gehabt hätten. "Endlich im Januar landete der Bauantrag als angeblich letzte Instanz im Stadtrat Blieskastel, wo er auch genehmigt wurde. Alle waren begeistert und freuten sich über das neue Gewerbe in Niederwürzbach. Wir könnten ruhig schon mit den Bauarbeiten beginnen, es würde nichts mehr dagegen sprechen", so Gabi Gebhardt. Eine Edelstahlküche sei gekauft, ein Kredit genehmigt, eine Speisekarte geplant worden. "Dann der Schock Ende Januar 2013: Das Bauamt Blieskastel schrieb, es würde ein Lärmschutzgutachten benötigt (2900 Euro!)." Ein Lärmschutzgutachten in einem Kellerraum, wo "Gott sei Dank noch nicht mit dem Umbau begonnen war. Keiner dieser Behördenleute hatte sich jemals die Gegebenheiten angeschaut", so die verzweifelte Mutter. "Also, wenn so Selbstständigkeit gehen soll, bedanke ich mich ganz herzlich." Soweit Gabi Gebhardt.

Auf Anfrage unserer Zeitung erklärte die Stadt Blieskastel, dass die Sachlage so sei, dass das städtische Einvernehmen durch die Stadt Blieskastel uneingeschränkt gegenüber der zuständigen unteren Bauaufsichtsbehörde (UBA) beim Landrat in Homburg erteilt wurde. Für das weitere Verfahren sei daher der Landrat zuständig, der wohl auch die entsprechende Verfügung gegenüber den Antragstellern erlassen habe, "was diese wohl in der Eile vielleicht nicht direkt erkannt haben".

Im Landratsamt erhielt unsere Zeitung die Auskunft, dass für Lärmschutzgutachten das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA) zuständig sei. Das LUA erteilt schließlich folgende Auskunft: Am 16. November 2012 habe es eine Ortsbesichtigung des Landesamtes in Niederwürzbach gegeben. In einer Stellungnahme an die Untere Bauaufsicht (UBA) des Saarpfalz-Kreises am 10. Dezember habe das Landesuntersuchungsamt die Empfehlung gegeben, aus Gründen des Lärmschutzes von dem Vorhaben Abstand zu nehmen.

"Da sich der Antragsteller wohl nicht mit der Beurteilung zufrieden gab, benötigte man für die detaillierte Beurteilung eine Lärmprognose über die voraussichtlichen Auswirkungen der vorgesehenen Nutzung auf die Nachbarschaft und zusätzlich ein bauakustisches Gutachten im Hinblick auf das baulich verbundene Wohnhaus", so das Landesamt. Die Forderung habe die Fachabteilung des LUA auf Grund der baulichen Verbundenheit und Hinterhoflage für sachlich geboten gehalten, wie Pressesprecherin Sabine Schorr vom Umweltministerium abschließend erläuterte.

Wie Gabi Gebhardt in dieser Woche auf Anfrage unserer Zeitung berichtete, hätten ihr Sohn und ihr Schwiegersohn mittlerweile die Pläne für den Pizza-Heimservice in Niederwürzbach beerdigt. Allerdings wollten sie einen Pizza-Dienst in einem anderen Blieskasteler Stadtteil betreiben, stellt sie klar, dass das Projekt weiter verfolgt werden soll.

"Also, wenn so Selbst- ständigkeit gehen soll, bedanke ich mich ganz herzlich."

Gabi Gebhardt

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